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Lord Huron - Vide noir

Lord Huron- Vide noir

Republic / Universal
VÖ: 20.04.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Wald ist zu klein

Lange Zeit fristeten Lord Huron ihr Dasein als Geheimtipp. Richtig viel Aufmerksamkeit wurde der Indie-Folk-Band aus Kalifornien nicht zuteil, als diese 2012 ihr Debüt "Lonesome dreams" veröffentlichte. Der Nachfolger "Strange trails" hingegen zementierte den Status der Gruppe als Qualitätsschmiede und erregte verdienterweise ein gutes Stück mehr Aufhorchen. Der Song "The night we met" erreichte sogar kürzlich Platinstatus in den USA. Für die kleine Nische im Plattenregal des bärtigen Folk-Aficionado sind Lord Huron also mittlerweile zu groß geworden. Und auch wenn der Liebhaber stolz auf jeden Geheimtipp ist, der Freunden und Bekannten restlos klarmacht, wie aufmerksam und geschmackssicher der Entdecker sein muss, ist es Zeit, Lord Huron aus der Nische zu verabschieden und sie auf die große Bühne zu schicken. "Vide noir" zeigt: Sie sind mehr als bereit.

Das wird bereits zu Anfang deutlich: Wenn sich zu Beginn von "Lost in time and space" die musikalische Entsprechung eines glitzernden Vorhangs öffnet und den Blick auf den mit seiner Gitarre auf der Bühne sitzenden Ben Schneider freigibt, macht sich gleich ein Gefühl von Vertrautheit und Heimeligkeit breit. Hintergründig wecken Chorstimmen beim Hörer die Vorahnung, dass dieses Album ein großes sein wird. Ein gekonntes Intro, das erahnen lässt, dass es auf "Vide noir" mit ein paar Akustik-Gitarren und Lagerfeuer-Flair lange nicht getan sein wird. "Never ever" bestätigt diesen Eindruck kraftvoll. Auf den scheppernden Bass bauen Lord Huron mit Gitarren und Streichern einen eigentlich ganz einfachen Folk-Song, nur dass dieser keine Klischees bedient, sondern die Folk-Anmutung in einen wilderen Kontext platziert. Sehr erfrischend.

Schwungvoll geht es mit "Ancient names“ weiter, das sich in zwei Teile aufgliedert. Während der erste vor allem mit seiner groovenden Bassline überzeugt, klingt "Ancient names part II" wie Garage-Rock, nur harmonischer und mit großem Melodiebogen. Das Geheimnis dieses Albums lässt sich aus den ersten Songs bereits herauslesen: Es ist der weite Blick der Musiker zu allen Seiten hin. So füttern sie ihre schönen, wenn auch meist eher simplen Arrangements mit Elementen aus Indie-Rock, Blues und sogar Pop. Keiner dieser Einflüsse gewinnt aber je die Oberhand, jedes Stück auf "Vide noir" ist problemlos in einer reduzierten Form allein mit Gitarre und Gesang denkbar. Hätten Lord Huron dieses Album aber auf diese Weise reduziert aufgenommen, es wäre eine Folk-Platte von vielen geworden.

So jedoch ist "Vide noir" ein großartiges, innovatives Album mit großer Spannweite geworden. Konventionellere Stücke wie "Back from the edge" und "Emerald star" mischen sich perfekt unter ausschweifendere Songs, sodass trotz der großen Bandbreite nie ein Bruch in der Stimmung erkennbar ist. Der Sound schweift in die Ferne, die Texte erzählen von Liebe und Depression und der Frage danach, was Realität eigentlich bedeutet. Diese Themen greifen wie Zahnräder ineinander und bilden eine konzeptuelle Handlung, deren Protagonist sich auf Sinnsuche befindet. Gut geht die Geschichte, die "Vide noir" ausbreitet, leider nicht aus. Aber auch ohne Happy End bleibt ein wohliges Gefühl zurück, denn Lord Hurons drittes Album ist sowohl schlüssig als auch ergreifend, meisterhaft produziert und mit enormer Experimentierfreude ausgestattet. Und diese erfordert etwas Mut, macht "Vide noir" aber zu etwas Besonderem.

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights

  • Never ever
  • When the night is over
  • Emerald star

Tracklist

  1. Lost in time and space
  2. Never ever
  3. Ancient names part I
  4. Ancient names part II
  5. Wait by the river
  6. Secret of life
  7. Back from the edge
  8. The balancer's eye
  9. When the night is over
  10. Moonbeam
  11. Vide noir
  12. Emerald star

Gesamtspielzeit: 49:08 min.

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User Beitrag

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 19947

Registriert seit 10.09.2013

2018-05-10 18:48:32 Uhr
Schließe mich dem Lob für Ancient Names an, Wahnsinnssong. Der Rest ist aber auch gut.
Rainer Winkler
2018-05-08 11:29:26 Uhr
ES GIBT NUR DEN EINEN LORD!!!
Tobi89
2018-05-08 11:15:31 Uhr
Ancient Namens (Part I) ist wirklich ein Brett!
kyuss
2018-05-08 08:59:04 Uhr
Ancient Names (Part I)als Song des Jahres schwer zu toppen für mich. Tix fürs Gloria am 3.11 sind geordert. Die können was :)

maxlivno

Postings: 2740

Registriert seit 25.05.2017

2018-05-03 22:18:03 Uhr
Hatte gar nicht auf dem Schirm, dass die ein neues Album rausgebracht haben. Die Rezension macht Lust auf das Album
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