Wiegedood - De doden hebben het goed III
Century Media / Sony
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Die Rohfassung
Es gibt nicht allzu viele Genres, die in ähnlich viele Gruppierungen und Strömungen zerfasert sind wie Black Metal, erst recht, wenn man diejenigen dazuzählt, deren Vorsilbe "Post-" lautet. Sieht man dort einmal genau hinter die Kulissen, bleiben allerdings viel zu oft Schubladen, die ihrer selbst willen angelegt sind, weil die beteiligten Künstler sich für dermaßen trve halten, dass man selbstverständlich nicht mit anderen Musikern in einen Topf geworfen werden möchte. Etwas anders liegt der Fall hingegen bei der Church Of Ra, einem Verbund, dessen Keimzelle die belgische Post-Metal-Band Amenra ist. Deren Frontmann Colin van Eeckhout hatte irgendwann die Idee, alle Künstler aus dem Umfeld von Amenra unter diesem Label zusammenzufassen. Was daran hochspannend ist: Dazu gehören nicht etwa nur Musiker, sondern auch bildende Künstler. Ein ganzheitliches Kollektiv also, was es in dieser Form wohl nur noch mit der Neuen Slowenischen Kunst rund um Laibach gibt.
Natürlich haben demnach auch Wiegedood ihre Wurzeln in der Church Of Ra, genauer gesagt Frontmann und Gitarrist Levy Seynaeve, der bei Amenra ansonsten den Bass bedient. Doch während Seynaeve und die anderen Musiker, mit denen der Flame sich 2014 zusammenschloss, eher in der Post-Metal- und Sludge-Welt zu Hause sind, ist mit Wiegedood Black Metal angesagt. Und zwar in seiner reinsten, abgrundtiefsten und bösartigsten Form. Ein Schrei, schon eröffnet "Prowl" den Abschluss der Trilogie "De doden hebben het goed". Wobei "eröffnet" noch milde formuliert ist, denn die Belgier fallen völlig entfesselt über den Hörer her. Aufgepeitscht von flirrenden Riffs, voller Kälte und Lebensfeindlichkeit, wie es die Genre-Überväter aus Norwegen gelehrt haben, seien es nun Darkthrone, Mayhem oder auch Burzum, bevor deren Frontmann Varg Vikernes der finsteren Seite anheimfiel und zum Mörder und Faschisten wurde.
Doch auch ohne Namedropping reißt diese Platte Mauern ein. "Doodskalm" zum Beispiel ist ein epischer Brecher, der immer wieder zwischen brutalst scheppernden Gitarren und Nackenmuskeln mordenden Passagen wechselt und dabei um ein zentrales Break herum agiert. Ein Break, das plötzlich knallhart auf die Bremse tritt, und doch nur dazu dient, die zuvor eingerissenen Schichten Stück für Stück wieder aufzubauen. Dazu kreischt Seynaeve seine unverständlichen flämischen Vocals, als wollte er die Gitarrenwände noch weiter zerschneiden. Plötzlich Stille. Anderthalb Minuten lang brüllende Stille. In der nur ganz leise eine Gitarre klimpert. Und dann bricht das Inferno des Titeltracks los. Nein, man braucht keine sündhaft teure Produktion, um maximale Effizienz durch Dynamik-Wechsel zu erzeugen. Immer und immer wieder wiederholen die Belgier das Grundthema und hämmern es dafür umso intensiver in die Schädel der Hörerschaft ein.
Und jetzt wird es paradox: Beinahe werden Wiegedood dadurch so etwas ähnliches wie massenkompatibel. Dafür gibt es durchaus Gründe: Zum einen ist da der Wechsel zu einem der großen Labels der Zunft, ein Schritt, der in Genrekreisen nicht immer gern gesehen wird. Die Trveness, Sie wissen schon. Zum anderen aber verzichten Wiegedood nicht nur auf den ganzen pseudoreligiösen Satans-Zinnober, der sich bei so vielen Vertretern als billige Provokation entpuppt hatte – Ausnahmen bestätigen die Regel –, sondern auch auf sonstige typische optische Merkmale wie Corpsepaint. Womit wir wieder beim Kern der Trilogie wären: Dieser ist schlicht die Ehrerbietung für einen Freund, der 2014 mit nur 21 Jahren aus dem irdischen Leben gerissen wurde. Nichts da Misanthropie also – "De doden hebben het goed III" ist schlicht der finale Akt der Verneigung vor dem Jenseits. Und dabei eine bärenstarke Platte geworden, die wie gemalt für den Underground ist. Und vielleicht auch ein paar Mainstream-Fans für rohen, ungezügelten Black Metal begeistern kann.
Highlights
- Doedskalm
- De doeden hebben het goed III
Tracklist
- Prowl
- Doodskalm
- De doden hebben het goed III
- Parool
Gesamtspielzeit: 33:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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fall from the sky |
2018-06-18 15:39:15 Uhr
branikald, forest, hate forest - schon geiles zeug, kennt hier bloss keiner, is aber auch underground |
infierno de la cueva |
2018-06-17 14:34:39 Uhr
weitere tipps fless girtablullu sect pig witte wieven inade |
whatabout |
2018-06-16 21:38:24 Uhr
GGUW . die 2 demos sind klasse |
übedrfetter PT-Emo |
2018-06-16 14:44:47 Uhr
knokkelklang album is echt gut |
überfetter PT-Metaller |
2018-06-16 14:31:14 Uhr
knokkelklang - jeg begraver, hammeralbum |
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Referenzen
Darkthrone; Mayhem; Gorgoroth; Dissection; Immortal; Enslaved; Mgła; The Ruins Of Beverast; Urfaust; Bölzer; Downfall Of Gaia; Waal; Winterfylleth; Amenra; Oathbreaker; Hessian; The Black Heart Rebellion; DehnSora; Schammasch; Mantar; Void Omnia; Watain; Marduk; Wolves In The Throne Room; Nachtmystium; Der Weg Einer Freiheit; Alkerdeel; Nidingr; Lantlôs; Ultha; Misþyrming; Regarde Les Hommes Tomber; Altar Of Plagues; Svartidauði; Drudkh; Blut Aus Nord; Taake; Myrkur
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