Josh Rouse - Love in the modern age
Yep Roc / H'Art
VÖ: 13.04.2018
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Scheinbar unscheinbar
Josh Rouse war schon immer da: Als Chronist amerikanischer Befindlichkeiten, der mit müden Augen, aber wachem Blick auf das Leben schaut und knuffige Lieder darüber verfasst. "Love in the modern age" ist sein nunmehr zwölftes Studioalbum, aber wenn kein mittelschweres Wunder geschieht, wird auch dieses nicht mit der ihm gebührenden Aufmerksamkeit bedacht. Dabei ist es eines seiner zwingendsten Werke, unaufgeregt, auf äußerst angenehme Weise pop-verliebt, bequem zwischen den Stühlen sitzend. Und somit perfekt für erste laue Frühlingsabende auf dem Balkon. Sollte man im besten Falle also nicht verpassen, das.
Die Platte startet mit dem über einen sonnigen Beat stolpernden "Salton Sea", das Fernweh und sanfte Melancholie einfängt, überdies jedoch nie vergisst, dass ein wenig Frohmut nur selten schadet. Rouse spendiert dem Auftaktsong dann gleich noch stimmverfremdende Effekte, eine kleine Pfeifeinlage und kurz vor Schluss einen ausgedehnten Instrumentalpart: Soll ja keiner behaupten, er sei ein Geizhals. Im folgenden "Ordinary people, ordinary lives" kommt ein wenig Fahrstuhlstimmung auf, was hier ausnahmsweise positiv gemeint ist: Die Instrumentierung ist unaufdringlich, Gitarre und Synthies bilden einen angenehmen Soundteppich, Rouses Stimme klingt warm und vertraut. Man hält fest: Ein rundum gelungener Auftakt.
Besonders bemerkenswert tönt der vorab veröffentlichte Titelsong: Ein schattig-kühler Beat flattert durch die Nacht, Rouse raunt mit seiner Sprechstimme sehnsuchtsvolle Verse darüber, erinnert dabei vor allem an Destroyers lasziven Chef-Crooner Dan Bejar. Durch den Einsatz eines spielfreudigen Saxofons verstärkt sich dieser Eindruck nur noch weiter. Im Video zur Nummer zeigt sich der US-Amerikaner als Radiomoderator, dessen Stimme einsame Großstädter auf ihren nächtlichen Wegen begleitet. Ein schönes, ein treffendes Bild. Das Unterwegssein ist ohnehin ein wichtiges, wiederkehrendes Motiv in den Kompositionen von Josh Rouse: Nicht zuletzt, da er selbst vor einigen Jahren den Sprung über den großen Teich gewagt hat. Nur um mittlerweile wieder in Nashville zu leben.
Viele Stücke handeln also vom rastlosen Leben auf der Straße, in der Luft oder auch zur See: "Businessman" erzählt zum Beispiel die Geschichte eines wehmütigen Schlipsträgers, der dauernd um die Erde reist, aber eigentlich lieber mit seiner Freundin auf der Couch sitzen würde. "Tropic moon" hingegen beschwört in seiner von Synthies befeuerten Ausgelassenheit sommerliche Gefühle herauf und schlingert am Ende selig gen Sonnenuntergang. Im durch und durch relaxten "I'm your man" erinnert der erfahrene Rouse dann an Jungspund und Plattentests.de-Liebling Mac DeMarco: Unterstützt von Bläsern und coolen Slacker-Gitarren schwingt sich Rouse zur ultimativen Schluffigkeit auf. Er ist nun endgültig nicht mehr zu überhören.
Highlights
- Love in the modern age
- Tropic moon
- I'm your man
Tracklist
- Salton Sea
- Ordinary people, ordinary lives
- Love in the modern age
- Businessman
- Women and the wind
- Tropic moon
- I'm your man
- Hugs and kisses
- There was a time
Gesamtspielzeit: 34:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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dreckskerl Postings: 10658 Registriert seit 09.12.2014 |
2018-05-05 17:29:35 Uhr
Nashville?Ja, jetzt nach sehr langer Zeit, und Wiederhören...sehr, sehr gut, besser als ich es damals fand. |
captain kidd Postings: 3748 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-05-05 17:22:09 Uhr
Nashville ist das Meisterwerk. Eigentlich nur Hits. "Sad Eyes" und so. Klingt von den Melodien auch irgendwie britisch. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20086 Registriert seit 10.09.2013 |
2018-05-04 20:20:47 Uhr
Kannte den vorher überhaupt nicht und hab hier mal wegen der 8/10 reingehört. Der Opener ist der absolute Wahnsinn, der Rest guter, entspannter Indie-Pop, der es mit der Entspannung vielleicht etwas übertreibt, aber sehr angenehm zum Durchhören ist. 7/10. |
MasterOfDisaster69 Postings: 991 Registriert seit 19.05.2014 |
2018-05-02 01:46:29 Uhr
Die letzte Platte war die "The Embers Of Time", richtig? Die wurde hier nicht rezensiert. Die neue Platte muss ich mir nochmal anhoeren, zumindest die genannten Highlights gefielen mir nicht besonders. Und dann dieses nichtssagende und einfach nur langeweilige Video:https://www.youtube.com/watch?v=P9GiPnqJ4k0 |
Obrac Postings: 2487 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-05-01 21:44:05 Uhr
Die letzte Platte fand ich auch sehr gut. Schöner, relaxter Indie-Pop. Die neue habe ich noch nicht gehört. |
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Referenzen
Destroyer; Mac DeMarco; Kings Of Convenience; Chris & Carla; Neil Halstead; Mojave 3; Michael Weston King; José González; Kristofer Åström; Alfie; Jack Johnson; Nick Drake; Hayden; Holopaw; Turin Brakes; Feist; Bonnie 'Prince' Billy; Jeff Buckley; Nad Navillus; Rachel Goswell; The Beatles; Rocky Votalato; Kristin Hersh; Jakob Dylan; The Jayhawks; Wilco; Pete Yorn; Kurt Vile; The New Pornographers; Ed Harcourt; Hanne Hukkelberg; Damien Jurado; Ox; Dolorean; Danny Cohen; M. Ward; Maximillian Hecker; Joni Mitchell; Tim Buckley; Tim Hardin
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