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Sind - Irgendwas mit Liebe

Sind- Irgendwas mit Liebe

RecordJet
VÖ: 20.04.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Ist-Zustand

Recht schnell kommt dem Betrachter ein nicht wirklich altes, dennoch bereits zu gewissem Ruhm erlangtes Albumcover in den Sinn, sobald man das Promo-Foto der Berliner Newcomer-Truppe Sind erblickt: Wanda und "Amore" lassen mal wieder grüßen. Nicht nur wegen dezenten Rockstar-Posings um eine französische Retro-Karre herum und der leicht ironisch aus dem Mund schauenden Fluppe suggeriert der Fünfer: Hier geht es lässig zu. Zweifelsfrei ist nicht überliefert, dass über die Hauptstadt-Achse Berlin-Wien wirklich Kontakt zu den Ösi-Indie-Stars besteht, immerhin aber hat sich mit Zebo Adam ein Produzent aus der Alpenrepublik an den Reglern positioniert, um dem ansonsten von der Band selbst quasi in Eigenregie ins Leben gerufenem Debütalbum "Irgendwas mit Liebe" einen professionellen Schliff zu geben.

Ähnlichkeiten zur Speerspitze des österreichischen Pop-Zirkus um Bilderbuch, Der Nino Aus Wien oder auch Kommando Elefant vernimmt man auf "Irgendwas mit Liebe" allerdings nicht wirklich. Höchstens dann, wenn man sich mit allerersten Eindrücken begnügt. Die vielleicht "Deine Magie" auf den Schirm bringt, ein sommerlicher Track zwischen Pop-Beat, Sprechgesang und luftiger Gitarrenspur, zugleich erste und auf der Platte nicht vertretene Sind-Single aus 2017. Bereits "Alpina Weiss", jene Auskopplung, die von den bekanntlich immer aktuellen Themen Trennung, Vergänglichkeit und Neuanfang erzählt, schiebt samt Johnny-Marr-Gitarre eine melancholische Grundstimmung ins rot getünchte Scheinwerferlicht. Dazu fordert die leicht rauchige, im berührenden "Deine Ruinen" beinahe flehende und durchaus außergewöhnliche Stimme von Vokalist Arne Vergleiche zu Jan Plewka und Selig heraus.

Begonnen hat das mit der Gruppe Sind hingegen stinknormal. Also, normal im Sinne von klassisch, wie Bands eben so beginnen. Bis man sich aufraffte, die Herausforderung namens Debütalbum anzugehen, führte der Weg über Studium, Freundschaft, Proberäume, Bars und winzige Clubs –ein paar glückliche und weniger glückliche Zufälle inklusive, wie der Opener durchschauen lässt. Genau da setzt auch das feine "So allein" an, serviert seine angebratenen, leicht rauchigen Indie-Gitarren zu einem Stück über Freundschaft, Partnerschaft und das Alleinsein –sowie all den häufig praktizierten Dingen dazwischen. Die raumgreifende, aber zugleich erdige, auch in "Gold, Teer und Tränen" nicht auf Hochglanz getrimmte Produktion tut dem Album überdies gut.

Denn in der Summe entsteht ein Puffer, der Sind trotz mancher AnnenMayKantereit-Momente und ebenso arg verdächtiger Themen von der Schwemme an deutschsprachigem Belanglosigkeits-Pop abgrenzt. "Hallo, hallo / Ich bin Narzisst / Jetzt gib' mir schon das, was ich brauch / Irgendwie, nur nicht irgendwann", heißt es im wirklich tollen Titelstück, das mit leicht zynischer Zunge den nicht erst seit Tinder zeitgemäßen, ja fast professionellen Umgang mit den großstädtischen Bedürfnissen thematisier. "Irgendwas mit Liebe" sei bei aller Parallelität zu Gewohnheiten und Gewöhnlichkeiten, bei allen Klischees rund um Verflossene, um neue Liebeleien, um Freundschaft, Kippen und Alkohol eines dennoch zugestanden: den Reiz des Ist-Zustands.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Alpina Weiss
  • Deine Ruinen
  • Irgendwas mit Liebe

Tracklist

  1. Wir kommen irgendwann an
  2. Alpina Weiss
  3. Mi WiFi es su WiFi
  4. Deine Ruinen
  5. Irgendwas mit Liebe
  6. So allein
  7. Danke Kim
  8. Wahre Helden
  9. Gold, Teer und Tränen
  10. Betty Ford
  11. Wiener Liebeslieder

Gesamtspielzeit: 45:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2024-01-04 13:54:43 Uhr
Das Album Kino Kosmos aus dem Jahr 2022 gefällt mir immer noch sehr gut. Finde das eines der besseren deutschsprachigen Alben der letzten Jahre.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-04-19 20:35:33 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
Wand
2018-02-21 10:39:45 Uhr
Der Pressetext liest sich wie eine reine Parodie aus dem Titanic-Magazin.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-02-20 20:40:42 Uhr - Newsbeitrag


Beinahe zufällig wurde die Berliner Gruppe SIND zur interessantesten neuen deutschen Rockband. Das am 20. April 2018 erscheinende Debütalbum "Irgendwas mit Liebe" erzählt von gewaltigem Lebenshunger, der Suche nach Liebe und einer großen Freundschaft. Mit der gleichnamigen Single erscheint auch gleich ein neues Musikvideo.

Berlin, 20.02.2018
Am Anfang war die Freundschaft. Keine Planung, kein Konzept, kein "Projekt", sondern: Freundschaft. Der ganze Rest, also die frühen Konzerte, die ersten Achtungserfolge mit dem Song "Deine Magie" und diesem auf simple Weise großartigen "Alpina Weiss"-iPhone-Video, die EP, und dann die Produktion des SIND-Debütalbums mit dem Bilderbuch-Produzenten Zebo Adam: das alles kam erst viel später. Die Einhaltung der korrekten Reihenfolge ist hier unbedingt wichtig, weil das eine ohne das andere gar nicht möglich gewesen wäre. Und ja, das klingt ein bisschen altmodisch, aber auch ziemlich schön.



Wir erklären das jetzt mal: Hannes, Arne und Max – Nachnamen tun hier nichts zur Sache – waren zusammen auf einer Schule. Die Gitarristen Hannes und Max machen schon damals zusammen Musik, irgendwann kommt Sänger Arne dazu. Im sogenannten Berliner Kreativdorf Holzmarkt und dort im damaligen Club Kater Blau verbringen sie ihre Zeit, dort arbeiten, feiern und proben sie – und lernen den Schlagzeuger Ludwig kennen. Der wiederum Mathias mitbringt. Mathias ist eigentlich Gitarrist, aber Gitarristen gibt es bei SIND ja schon, also spielt er Bass. Geprobt wird damals in der Clubtoilette des Kater Blau. Wer da zufällig mal sein sollte: Der Name SIND ist bis heute in den Boden geritzt.

"Für uns war das wie so eine Art Jugendclub", erinnert sich Arne an die frühen Tage. "Wir haben da Badminton gespielt, Partys gefeiert, alles auseinandergenommen – und es irgendwie geschafft, bis zum nächsten Morgen wieder top aufzuräumen." Tagsüber wurden die Räume von einer Internetagentur genutzt. Der Proberaum war für SIND ein zu Hause, ein Lebensraum. Und das hört man der Musik irrerweise noch heute an. Insofern muss man diesen Hintergrund kennen, weil er die Basis dieser Band besser erklärt als alles andere – und somit auch ihren Sound. Man könnte sich sonst wundern, wie diese fünf Typen überhaupt in einer Band landen konnten.

Finanziert haben SIND ihr erstes Album selbst, mit ganz viel Unterstützung ihres gewaltigen Freundes- und Unterstützerkreises. Produziert haben sie es in Wien und Berlin gemeinsam mit Zebo Adam, der sonst unter anderem mit den Österreichern von Bilderbuch arbeitet. "Wir hätten eigentlich erwartet, dass er viel mehr mit dem Kram rumwerkelt, mehr Sound reinbringt", sagt Hannes. "Aber er hat uns ermutigt, die Sachen mehr oder weniger so zu belassen, wie wir sie geschrieben haben."

Eine sehr gute Entscheidung: "Irgendwas mit Liebe" schleicht sich unauffällig an und erobert einen ganz langsam, bis man diese Songs nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Nichts an dieser Musik ist aufdringlich, aber mit diesen Smiths-artigen, flirrenden Wehmutsgitarren, dem melodisch verspielten Bass, den stoischen Drums und Arnes heiserem, zwischen waidwunder Lebenserschöpfung, Aufbegehren und Euphorie changierendem Sprechgesang ziehen SIND einen in einen Sog, dem man so schnell nicht mehr entkommen will.

"Irgendwas mit Liebe" von SIND erscheint am 20. April 2018.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-01-14 23:16:24 Uhr
Ganz spannende Band:
Zum kompletten Thread

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