Glasperlenspiel - Licht & Schatten

Polydor / Universal
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dauerwerbesendung
Wozu lange drumherum reden: Das Schlimme an Glasperlenspiel ist ihre allumfassende Harmlosigkeit. Ihr hochmoderner und kommerziell erfolgreicher Elektropop könnte stromlinienförmiger nicht sein, sowohl was die Soundästhetik betrifft wie auch die Texte, die die Befindlichkeiten wohlstandsgelangweilter Mittzwanziger verhandeln. So gesehen ist das alles natürlich total gut "gemacht", auf Verkaufbarkeit getrimmt und möglichst kantenlos. Bei Carolin Niemczyk und Daniel Grunenberg wird Musik zum Produkt: Austauschbar, konfektioniert und leicht konsumierbar. Mit "Licht & Schatten" veröffentlicht das Duo aus der Musikhochburg Stockach sein mittlerweile viertes Album.
Was dem durchschnittlichen Glasperlenspiel-Song in Gänze abgeht ist ein spezifischer Wesenskern: DSDS-Jurorin Niemczyk und ihr Partner Grunenberg reichern ihren schlagerhaften Bausparer-Pop mit elektronischen Momenten an, biedern sich zwischendurch sogar dem Phänomen Cloud-Rap an, was dann schon weit übers unfreiwillig Komische hinausgeht. Was ebenfalls rasch und negativ auffällt, sind die vielen Produktplatzierungen, die die Stücke durchziehen: Netflix, Spotify, Chanel und, erm, "Game of thrones" werden da gedroppt, man fühlt sich beinahe wie gefangen in einer Dauerwerbesendung. Was gar nicht so verkehrt ist, schließlich verstecken Glasperlenspiel in ihren Musikvideos schon mal Werbebotschaften für, und das passt ja nun wirklich wie die Faust aufs Auge, einen Staubsaugerhersteller: Alles so schön steril, getz.
Okay, es ist nicht alles schlecht, wir geben es ja zu: Der Opener "Schatten & Licht" funktioniert als beatgetriebener Ohrwurm durchaus ganz ordentlich und auch die erste Singleauskopplung "Royals & Kings" hat ihre positiven Momente, auch wenn Grunenbergs Stimme stets auf irritierende Weise an Marteria erinnert. Danach wird es dann aber erwartungsgemäß zappenduster: "Du bist" ist penetrantester Pop auf lyrischem Grundschul-Niveau, während "Willkommen zurück" auch kaum über bloße Phrasendrescherei hinauskommt: Glasperlenspiel versuchen sicherlich irgendwie das Gefühl der Jetzt-Zeit einzufangen, scheitern aber schon allein beim Wortfindungsprozess.
Und so müssen Niemczyk und Grunenberg immer wieder auf Phänomene des Zeitgeists zurückgreifen, um ihre unterkomplexen Botschaften lebendig zu machen. Es geht beständig ums Leben im Moment, ums Erleben guter respektive "geiler" Zeiten oder das "Immunsein gegen schlechte Vibes". Untermalt wird derlei dann mit "Oh-Oh"-Chören, um dem ganzen noch sowas wie den nötigen Schwung zu geben. Wenn das Duo dann in "Narben" davon singt, dass es okay ist, nicht perfekt zu sein, muss man schon ein wenig schmunzeln. Nur um kurz darauf mit dem AEG VX8 4eco nochmal die Wohnung auf Vordermann zu bringen. Man weiß ja nie.
Highlights
- Schatten & Licht
Tracklist
- Schatten & Licht
- Willkommen zurück
- Royals & Kings (feat. Summer Cem)
- Nächte ohne Fotos
- Du bist
- Schloss
- Feinde
- Doppelt so schön
- Kleine Wunder
- Diese Zeit
- Narben
- Lieblingslied
- Liebe ist safe
- Royals & Kings (Radio Edit)
Gesamtspielzeit: 48:59 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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bea |
2019-01-23 14:40:40 Uhr
ich rede natürlich von radiohead |
bea |
2019-01-23 13:40:28 Uhr
müll... dieses gewinsel |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-04-19 20:33:28 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Tyana Marilou |
2018-03-11 13:02:52 Uhr
Mal ne filosofische Scheibe, warum auch nicht. 8.5/10 |
Fortsetzung folgt |
2018-03-10 09:21:21 Uhr
Darauf hat die Menschheit gewartet. |
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Referenzen
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