Pennywise - Never gonna die
Epitaph / Indigo
VÖ: 20.04.2018
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Durchwischen, bitte!
Man kann, ja, man muss den Titel ihres zwölften Albums wohl als Androhung verstehen: Pennywise wollen einfach nicht das Handtuch werfen. Da kann das Internet noch sehr lästern: Die alten Säcke mit den Baseball-Caps sind immer noch da. Selbst absolute Fans des Genres stimmen längst überein, dass es den x-ten Aufguss eines typischen Pennywise-Highspeed-Songs einfach nicht mehr braucht. Dabei erlebten die California-Punk-Pioniere die jüngere Vergangenheit selbst auch turbulent. Sogar Sänger Jim Lindberg, ohne den Pennywise natürlich nicht wie Pennywise klingen, war zwischenzeitlich raus, überließ Ignite-Kopf Zoli Téglás auf "All or nothing" das Mikro. Bis sich Lindberg an all das Gute erinnerte und daran, warum seine Band ein Aushängeschild des amerikanischen Melodypunk ist. Und bis heute für viele weißbärtige Männer um die Vierzig ekstatischer Quell so manch unvergessener Jugenderinnerung. Ja, liebe Leser – auch wenn der Schreiber es im Vorfeld selbst nicht wahrhaben wollte – da müsst Ihr jetzt durch: Pennywise haben mit "Never gonna die" ein aktuelles, ja, ein sogar gelungenes Album gemacht.
Aktuell nicht nur, weil sich hier sozusagen die Filterblase freut, sprich die vielen Fans der Truppe. Sonst hat sich wohl eh niemand mehr interessiert. Nein, es gibt 14 neue Songs zu hören, die ersten neuen Stücke seit langem, zudem bis auf den so tragisch verstorbenen Jason Thirsk in der alten Besetzung, die einst Meilensteile wie "About time" oder "Land of the free?" erschaffen hat. Und ja, die abgeranzte Rauhfaser-Tapete hört man nicht nur Fletcher Dragges Riffings und 80-Sekunden-Brechern wie "Listen" oder dem Schlusstrack "Something new" an. Es lässt einen mitunter kleine Bauklötze staunen, dass "She said" zwischen schnellen und melodischen Passagen kaum atmen kann und die ganz schön gute Hymne "Won't give up the fight" es mit alten Großtaten aufnehmen will. Nicht nur die mit Kritik ohnehin sparsam umgehende Filterblase wird anerkennen, dass das Auftakt-Trio dieser Platte tatsächlich Dampf macht, als lägen nicht 27 Jahre zwischen dem Debütalbum und dem famosen Titelsong: Die Drums wirbeln im Stakkato, die Breaks sitzen und auch Strophen und Refrain greifen ineinander, dass nicht nur die "Oh"s und "Ah"s eine Wonne sind.
Und kommt man dem Dampfreiniger "American lies" in die Quere, oder bermerkt man, wie Pennywise den Strophen von "Keep moving on" die heulenden Gitarren aus NOFX' "Ribbed"-Zeiten überbraten, erwischt man sich glatt dabei, den Videotext der alten Röhre nach News über "Monica Lewinsky und Bill Clinton" zu durchforsten. Außerhalb der Blase werden die kritischen Stimmen aber natürlich nicht verstummen. Zu offensichtlich ebenfalls, dass sich unter den erwähnten Vorzeige-Tracks auf "Never gonna die" auch gewöhnliche bis langweilige Standard-Kost eingeschlichen hat, die selbst grundsätzlich tollwütig gepolte Punkrocker statt in den Pit bloß zur 90er-Schaumparty bringen.
Und zurecht fragt man sich, ob mittlerweile gesettelte, im Schnitt locker 50-jährige Amerikaner selbst noch an die oft von Plattitüden lebenden, nur vordergründig revolutionsschwangeren Texte glauben, die sie da herausposaunen. Ein Blick auf die Tracklist genügt, um überall Weichgekautes zu finden wie "We set fire", "Live while you can", oder angesichts der zunehmendenden Verrohung politischer Umgangsformen kaum noch motivierende Optimismus-Keulen wie "A little hope", oder "Goodbye bad times". Sei's drum: Man braucht Pennywise nicht zu belächeln, nur weil die Punk-Oldies im 30. Bandjahr den Spaß wieder entdeckt haben. Dass sie ihren Job zudem endlich einmal wieder gut machen, unterstreicht "Never gonna die" überraschend deutlich. Und was nun, liebe Leser? Jetzt nehmen wir das Handtuch und wischen einmal kräftig durch.
Highlights
- Never gonna die
- American lies
- She said
- Won't give up the fight
Tracklist
- Never gonna die
- American lies
- Keep moving on
- Live while you can (Time bomb)
- We set fire
- She said
- Can't be ignored
- Goodbye bad times
- A little hope
- We won't give up the fight
- Can't save you now
- All the ways u can die
- Listen
- Something new
Gesamtspielzeit: 39:46 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MartinS Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 1395 Registriert seit 31.10.2013 |
2018-05-05 20:57:52 Uhr
Tatsächlich das beste Pennywise-Album seit "Land of the free?". Ist zwar nicht allzu schwer, aber doch irgendwie eine Überraschung. |
Alt-Emo |
2018-04-12 16:06:14 Uhr
Hab nachgedacht. Schuld sind Green Day. Die haben dafür gesorgt dass irgendwann aus mittelmäßiger Punkmusik unterirdische Kommerzmusik wurde! |
Alt-Emo |
2018-04-12 16:03:40 Uhr
Wer > 25 jahre ist und sich sowas immer noch anhört hat ein nicht allzu kleines Problem! |
Obrac Postings: 2422 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-04-12 16:00:32 Uhr
Der Fehler ist jetzt nicht wiedergutzumachen. Da müsst ihr jetzt für geradestehen und die Konsequenzen tragen. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27190 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-04-12 15:56:12 Uhr
War mein Fehler und ist korrigiert. Ging mit 7/10 online, ist aber eine 6/10. |
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Referenzen
Ignite; Bad Religion; NOFX; Anti-Flag; H2O; Agnostic Front; Satanic Surfers; Bouncing Souls; Face To Face; No Use For A Name; Lagwagon; Good Riddance; Strung Out; Gorilla Biscuits; The Flatliners; All; Descendents; Propagandhi; Guttermouth; Alkaline Trio; Comeback Kid; SNFU; 59 Times The Pain; Kill Your Idols; Frank Carter And The Rattlesnakes; Minor Threat; Unwritten Law; Rancid; No Fun At All; Millencolin; The Menzingers; Red City Radio; Hot Water Music; Gallows; The Bronx; CIV; Shelter; Against Me!; The Living End; The Loved Ones; Boysetsfire; The Offspring; Green Day; Smile And Burn; Jawbreaker; Samiam; Ramones; Social Distortion
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