Kylie Minogue - Golden
BMG / Warner
VÖ: 06.04.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
She will survive
Country sells. Könnte man zumindest meinen bei all den Welt-Popstars von Miley Cyrus über Kesha bis hin zu Justin Timberlake, die sich in jüngerer Vergangenheit am wohl klischeebeladensten aller amerikanischen Kulturgüter versucht haben, und bei "diesem"Internet-Hype der Stunde zementiert sich der Eindruck sogar noch mehr. Wenn Kylie Minogue also ihr nunmehr 14. Studio-Album "Golden" teilweise in Nashville aufgenommen hat und auf dem Cover mit funkelnder Akustikgitarre posiert, sind Unkenrufe nach einem mehr kommerziell als künstlerisch motivierten Stilwechsel nicht allzu weit entfernt. Die Sinnhaftigkeit solcher hält sich allerdings in Grenzen, nicht nur, weil dahinterstehende Intentionen für die Qualität der Musik selbst sowieso gänzlich irrelevant sind, sondern auch, weil sich nebst Madonna keine andere Pop-Zirkus-Dompteuse in ihrer drei Dekaden umspannenden Karriere so wandlungsfähig gezeigt hat wie die Australierin. Nach der Vintage-Pop-Kylie ihrer Anfangstage, der Indie-Kylie von "Impossible princess" und der wohl am stärksten etablierten Disco-Queen-Kylie ist die Country-Kylie im Grunde nur konsequent.
Fehlende Authentizität ist deshalb nur bedingt das Problem von "Golden", es ist auch prinzipiell genauso wenig problematisch, dass Minogues Definition von Country nicht ohne charttauglichen Elektropop auskommt – als Genre befindet sich dieses ohnehin permanent in einer Identitätskrise, auch für ihre Ehrlichkeit und Bodenständigkeit gelobte, aktuelle Hypes wie Kane Brown oder Kacey Musgraves hantieren mit synthetischen Beats und R'n'B-Einflüssen. Vielmehr ist hier die Krux, dass die Hälfte der Songs den Ballerbeat-EDM-meets-Americana-Ansatz wählen, der schon 2013 bei Aviciis "Wake me up" unfassbar scheiße war. Banjos, Fingerclaps und im Titeltrack sogar eine gejodelte Version von Ennio Morricones "Zwei-glorreiche-Halunken"-Titelthema werden furchtbar gezwungen in melodielose Mainstreampop-Strukturen gepresst. Das ist nicht schlimm, weil das mehr billiges-Steakhouse-Atmosphäre als Eindrücke vom echten amerikanischen Westen vermittelt, es ist schlimm, weil die Songs einfach nicht gut sind und keinen Spaß machen. Die furchtbarsten Auswüchse dieser Synthese des Grauens wie "One last kiss" oder "Sincerely yours" hätte man gleich im Berghain (dort wurde das Album in Deutschland vorgestellt) lassen, diesen dann auf ewig verschließen und in der Ostsee versenken sollen – nicht, dass es da nicht sowieso schon genug Gründe für geben würde.
Ist es jetzt ein Segen, dass strahlende Lichteinfälle diese dunkle Seite von "Golden" mehr als nur aufhellen können, oder ist es vielmehr ein Jammer, dass wir mit ein paar besseren Songwriting- und Produktionsentscheidungen hier von einem der besten Minogue-Werke überhaupt hätten sprechen können? So oder so ist es auf jeden Fall ihr emotional wirkungsvollstes Album bisher, Reflexionen über Fatalismus, Tod und Verlust sind so präsent wie noch nie bei der 49-Jährigen. Die erste Single "Dancing" ist musikalisch nicht der Rede wert, stellt sich in ihrem einzeiligen Refrain "When I go out, I wanna go out dancing" aber mit lebensfroher Simplizität der menschlichen Sterblichkeit entgegen. "A lifetime to repair", das einsame Highlight der ersten Albumhälfte, thematisiert Herzschmerz und die komplizierte Konzeption von Liebe, während "Radio on" die Heilkraft von Musik in einer wunderbar zurückhaltenden, mit Streichern akzentuierten Akustikballade besingt. Für sich genommen schon effektiv genug, erzeugen diese nahbaren Momente des Albums sogar noch mehr Nachhall, wenn man sie im Kontext von Minogues jüngster, medial breitgetretener Trennung oder, noch weiter zurückblickend, ihres erfolgreichen Kampfs gegen den Krebs betrachtet.
Besagtes "Radio on" steht auch sinnbildlich für eine vielfach stärkere zweite Albumhälfte, in der die Australierin gleichermaßen ein Gefühl für ihre eigenen Stärken als auch für die einiger ihrer jüngeren Pop-Thronanwärterinnen entwickelt. So klingt sie in "Shelby '68" so luftig und entspannt, wie es Taylor Swift leider nicht mehr tut, und lässt es sich auch nicht nehmen, eine astreine Lana-Del-Rey-Ballade namens "Music's too sad without you" als Schlusspunkt zu setzen. Ihre eigene Disco-Grandezza kulminiert sie in "Raining glitter", nicht weniger als ihr bester Song seit "Slow" und mit seiner Kombination von Moroder-Synths und Klampfen-Loops auch das gleichzeitig pure Euphorie wie schmerzvolles Bedauern auslösende Exempel, wie "Golden" vielleicht auch als Ganzes hätte klingen können. Dieses ständige Entlangtorkeln zwischen Seelen-Striptease und Cowgirl-Klamauk, zwischen purer Pop-Perfektion und totalem Schrott bringt aber irgendwo auch gut auf den Punkt, was Minogue uns hier mitteilen möchte: Freudig in Richtung der eigenen Vergänglichkeit tanzen funktioniert eben nur, wenn man sich nicht allzu ernst dabei nimmt.
Highlights
- A lifetime to repair
- Radio on
- Raining glitter
Tracklist
- Dancing
- Stop me from falling
- Golden
- A lifetime to repair
- Sincerely yours
- One last kiss
- Live a little
- Shelby '68
- Radio on
- Love
- Raining glitter
- Music's too sad without you (feat. Jack Savoretti)
Gesamtspielzeit: 40:33 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-05-28 12:19:37 Uhr - Newsbeitrag
KYLIE VERÖFFENTLICHT VIDEO ZUR NEUEN SINGLE “GOLDEN”, WÄHREND SIE IHREN 50. GEBURTSTAG FEIERTHier das neue Video zu Golden: Liebe Medienpartner, Kylie Minogue feiert heute ihren 50sten Geburtstag und feiert sich und ihre Karriere auf Instagram nur mit einer Gitarre bekleidet und den Worten „Wie dankbar ich für die Möglichkeiten bin, die mir das Leben bisher beschert hat. 50....Lets Go!! Passend dazu erscheint heute ihr Video zum Titel “Golden”. Auch wenn in den Radios aktuell ihre Single „Stop Me from Falling“ zu hören ist, war es Kylie ein Anliegen, dass das Video zu Golden rechtzeitig zu ihrem Geburtstag veröffentlicht wird. Der Clip wurde auf Kuba aufgenommen und von Sophie Müller gedreht. Erstmalig ist die natürlich schöne Kylie hierin ganz ohne Make Up zu sehen. Ein deutliches Zeichen dafür, wie wohl sich die Australierin in ihrer Haut fühlt. “Golden” ist ein Song über das älter werden. “Wir sind nicht jung, wir sind nicht alt, wir sind Golden” singt Kylie darin. GOLDEN ist auch der Titel, ihres aktuellen Albums, welches im April veröffentlicht wurde und gleich auf Platz 3 der deutschen Charts einstieg. In ihrer Wahlheimat UK schaffte GOLDEN den direkten Sprung auf Platz 1. Damit hat Kylie Minogue in England in jedem der letzten vier Jahrzehnte ein Nummer 1 Album veröffentlicht. Mit 34 UK Top 10 Singles, davon 7 Nummer 1 Singles und über 80 Millionen verkauften Einheiten weltweit, gehört Kylie Minogue ohne Zweifel zu den größten Pop Künstlern unserer Zeit. Zum Ende des Jahres wird Kylie Minogue, die für ihre Livespektakel bekannt ist, ihre brandneue Bühnenshow auf Tour schicken. Neben vierzehn UK Shows, davon drei Mal die ausverkaufte O2 Arena in London, wird Kylie auch den Rest Europas mit Daten beglücken. In Kürze sollen diese verkündet werden. GOLDEN UK SHOWS: 18. September – Newcastle Metro Radio Arena 20. September – Nottingham Motorpoint Arena 21. September – Birmingham Genting Arena 22. September – Bournemouth International Centre 24. September – Cardiff Motorpoint Arena 26. September – London The O2 27. September – London The O2 28. September – London The O2 30. September – Glasgow SSE Hydro 01. Oktober – Manchester Arena 03. Oktober – Liverpool Echo Arena 04. Oktober – Leeds First Direct Arena 07. Oktober – Ireland Dublin 3 Arena 08. Oktober – Belfast The SSE Arena https://www.kylie.com |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27355 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-04-20 21:23:14 Uhr - Newsbeitrag
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jojo |
2018-04-16 16:37:50 Uhr
welcher arme depp muss sowas rezensieren? |
Kai-Lee |
2018-04-13 22:22:54 Uhr
Absolute Zustimmung:Würde KMO gern aus der Minogue-Historie getilgt sehen. Dagegen konnte "Golden" nur gut aussehen. |
markus8965 |
2018-04-13 10:03:15 Uhr
Ich finds gut. Deutlich besser, als Kiss Me Once...Raining Glitter ist defintiv das Highlight |
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Referenzen
Miley Cyrus; Taylor Swift; Kesha; Kacey Musgraves; Justin Timberlake; Avicii; David Guetta; Madonna; Britney Spears; Lady Gaga; Katy Perry; Lily Allen; Sia; Nelly Furtado; Bonnie McKee; Charli XCX; Danii Minogue; Natalia Kills; Calvin Harris; Ellie Goulding; Rita Ora; Rihanna; Girls Aloud; Spice Girls; Take That; Robbie Williams; Army Of Lovers; Paula Abdul; All Saints; Sugababes; Sophie Ellis-Bextor; Robyn; Goldfrapp; Cher; Janet Jackson; Christina Aguilera; Gwen Stefani; Jennifer Lopez; Geri Halliwell; The Saturdays; Cheryl Cole; Dolly Parton; Dusty Springfield
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