Wye Oak - The louder I call, the faster it runs

Merge / Cargo
VÖ: 06.04.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Labiler Lärm
Wye Oak haben kein Problem damit, ihre Fans vor den Kopf zu stoßen. Drei Alben haben sie gebraucht, um sich mit "Civilian" schließlich als Band zu etablieren, die wie kaum eine zweite zuckersüßen Pop mit krachenden Noise-Gitarren untergräbt, nur um mit dem direkten Nachfolger "Shriek" alles wieder einzureißen. Besagter Saitenlärm war auf jenem nämlich gänzlich verschwunden, stattdessen gab es quietschbunte Synthies, die die Anhängerschaft im besten Fall verwundert und im schlimmsten komplett vergrault haben. Ein Jammer, einerseits, weil "Shriek" losgelöst von Erwartungshaltungen einfach ein bestechend gutes Elektropop-Album war, andererseits, da so manch einer jetzt nicht mehr mitbekommt, dass "The louder I call, the faster it runs" wieder ein paar Schritte zurückwagt. Ja, man hört Jenn Wasner wieder an, dass sie beim Singen meistens eine Gitarre umgeschnallt hat, und ja, er ist auch wieder da, der so schmerzlich vermisste, verzerrte Krach – doch ganz so leicht machen es Wasner und Andy Stack an Drums und Keyboard ihrer Hörerschaft dann doch nicht.
Das in Baltimore gegründete Duo benannte sich nach einem Wahrzeichen ihres Heimatstaats Maryland, einer mächtigen, fast 500 Jahre altgewordenen Eiche. Doch das Bild eines solch standhaften Monuments der Ruhe und Erhabenheit ist ungefähr das Letzte, was einem bei der Musik seiner Namensvetter in den Sinn kommt. Nach einem kurzen Intro explodiert "The instrument" aus den Boxen, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug zappeln nervös um die Wette, während die Vocals im Kontrast dazu fast schon sehnsuchtsvoll klingen. Wye Oak als extrovertiertere, profanere Version ihrer Quasi-Nachbarn Beach House zu bezeichnen, wäre zwar nicht nur wegen der stimmlichen Ähnlichkeit zwischen Wasner und Victoria Legrand naheliegend, würde ihnen aber nicht gerecht werden. Kaum ein anderes Duo arrangiert gleichermaßen so druckvoll wie nuanciert, kombiniert mitreißende Pop-Melodien mit kontrollierten Lärm-Ausbrüchen und schafft es dabei, trotz immer noch sehr präsenter Elektronik – Verzeihung, liebe "Shriek"-Aussteiger – ungemein organisch zu klingen. Am eindrucksvollsten und besten zeigt sich das im famosen Titeltrack, Drums und Synths treiben unentwegt nach vorne, im Refrain gibt sich eine verspielte St.-Vincent-Gitarre als Wasners Duettpartnerin aus und der Noise am Ende ist genau deshalb so großartig, weil er sich der tighten Struktur des Songs unterordnet und nicht aus ihr herausreißt.
"It was not natural" ist Wye Oaks Definition eines eingängigen Elektropop-Hits, während sich die Feedback-Gitarren von "Say hello" kurz vor Yo La Tengo und Dinosaur Jr. verbeugen, bevor sie dem wohl umwerfendsten Refrain der Platte die Tür öffnen. Auch in den lauteren, direkteren Stücken schwingt immer eine gewisse Melancholie mit, die Wasner und Stack an anderer Stelle noch stärker ausformulieren. In "Lifer" etwa, dessen Ausbruch kurz vorm letzten Drittel so intensiv einschlägt, weil die zwei Minuten davor so wunderbar zart und verträumt durch die Gegend gehuscht sind. Oder in "You of all people", in dem Wasner plötzlich ganz zerbrechlich klingt – es ist sicherlich kein Zufall, dass die allerersten gesungenen Zeilen von "The louder I call, the faster it runs" so lauten wie sie lauten: "Suffering, I remember suffering." Wye Oak können nicht nur tiefenstrukturierte Soundschichten, sie schaffen ähnliches auch auf emotionaler Ebene. Zwar nicht mit der Intensität des anderen, erwähnten Baltimore-Duos, aber dafür mit einer guten Portion mehr Drive und Pop-Appeal. Zumindest für den Moment. Bei diesem rücksichtslosen Umgang mit Fan-Erwartungen seitens der Band ist ein Slowcore-Album mit Akustikgitarren und Streichern als Nachfolger sicherlich nicht auszuschließen.
Highlights
- The louder I call, the faster it runs
- Lifer
- Say hello
- You of all people
Tracklist
- (tuning)
- The instrument
- The louder I call, the faster it runs
- Lifer
- It was not natural
- Symmetry
- My signal
- Say hello
- Over and over
- You of all people
- Join
- I know it's real
Gesamtspielzeit: 38:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Bartgeier Postings: 2 Registriert seit 19.10.2019 |
2019-11-15 16:50:31 Uhr
Neuer Song "Fortune":https://www.youtube.com/watch?v=e_pu_oCb3ic Neue Tourdaten gibts auch, leider aber vorerst nur in den USA. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28327 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-29 20:40:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
saihttam Postings: 2610 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-02-22 12:03:00 Uhr
Schön! Ich freu mich drauf. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28327 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-02-21 19:48:10 Uhr - Newsbeitrag
mailbox:///C:/Users/Armin/AppData/Roaming/Thunderbird/Profiles/3fgpowy0.default/Mail/pop.gmx.net/Inbox.sbd/Medienpartner?number=40633&part=1.2&filename=image007.jpgWYE OAK TEILEN DAS FURIOSE „IT WAS NOT NATURAL” VOM NEUEN ALBUM | „THE LOUDER I CALL, THE FASTER IT RUNS" ERSCHEINT AM 6. APRIL 2018 VIA MERGE! | GIG IN BERLIN IM APRIL | (Credit: Shervin Lainez) Am 6. April veröffentlichen WYE OAK mit „The Louder I Call, The Faster It Runs“ die größte, breiteste und kühnste Musik, die das Duo jemals produziert hat. Heute teilen Jenn Wasner und Andy Stack einen Song, der die Band hell strahlend darstellt. Im berauschenden „It Was Not Natural” wird während eines lustlosen Spaziergangs durch einen Wald ein achtlos weggeworfenes Geweih zutage gefördert, ein Talisman, der Fragen über unser Arbeitsleben, unseren sozialen Habitus und weitere romantische Dinge aufwirft. Jenn Wasner dazu: „This is a story about finding an object of uncertain origin whilst walking through the woods. Or, if you’d rather: it’s about exploring the space between the things that we are socialized to believe about ourselves, and the actual truth of our nature—learning how to push the limits of the systems we’ve put in place to help ourselves make sense of chaos.” Hört euch „It Was Not Natural” hier an: |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28327 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-31 19:56:33 Uhr - Newsbeitrag
WYE OAK ENTHÜLLEN TITELTRACK ZUM NEUEN ALBUM „THE LOUDER I CALL, THE FASTER IT RUNS” |FÜNFTES ALBUM ERSCHEINT AM 6. APRIL 2018 VIA MERGE! | HÖRT EUCH „THE LOUDER I CALL, THE FASTER IT RUNS” HIER AN! Der Titeltrack zu „The Louder I Call, The Faster It Runs” - dem triumphalen fünften Album von WYE OAK - ist eine Spirale von Angst und Überschwang, deren Strophen und Refrain zu Kaskaden von unwiderstehlichen Harmonie führen. Einmal am Ende angelangt, hat es sich zu einer wunderbaren Pop-Hymne inklusiver einem Zauber, entwickelt, der gegen das Übel unserer Welt gerichtet ist. Der Beweis kann hier gehört werden: Für „Louder…“ flogen Jenn Wasner und Andy Stack aka WYE OAK für rund eine Woche in verschiedene Städte - sie nach Durham, North Carolina, er nach Marfa, Texas - um in Homestudios hockend ihre Song Skizzen zu sortieren und miteinander zu verbinden. Eine Vorgehensweise, die zu weniger Umdenken und Zögern und so schlussendlich auch zu unverblümten und direkteren WYE OAK als Soundlieferant führte. Alte Regeln über das Schreiben eines Albums wurden über Bord geworfen und stattdessen die neuen Erfahrungen und Experimente zu einer einheitlicheren Aussage gestaltet. Das Ergebnis ist die größte, breiteste und kühnste Musik, die WYE OAK jemals produziert hat. „Louder…“ verfolgt eine Litanei moderner Unpässlichkeiten, jeder Song liefert einen neuen Konflikt und pinnt ihn an Klangwände, wobei Lyrik und Komposition genial untrennbar verbunden sind. „Louder…“ kommt zu einer Zeit des immensen Zweifels, in der unsere persönlichen Probleme unendlich verschärft werden durch eine Welt, die in existenzieller Gefahr erscheint. Die zwölf Songs beantworten die Herausforderung, indem sie Selbstreflexion und Entschlossenheit ausstrahlen, Schwünge und musikalische Kompliziertheit als Schutz gegen den Wahnsinn des Augenblicks ausstrahlen. Zeitgleich mit der Ankündigung zu „The Louder I Call, The Faster It Runs“ geben WYE OAK Tourdaten bekannt, die sie rund um den Globus führen werden. Der Startschuss fällt am 16. Februar in New York, wo WYE OAK zusammen mit dem NYC Symphony Space (Shriek suite with William Brittelle & Metropolis Ensemble) auftreten werden. Im April kommen WYE OAK dann nach Europa. WYE OAK on EU-Tour: 20.04.2018 NL-Amsterdam, Paradiso Noord 21.04.2018 NL-Rotterdam, Motel Mozaique Festival 22.04.2018 LUX-Luxembourg, De Gude Wellen 25.04.2018 Berlin, Bi-Nuu 26.04.2018 CZ-Prag, Meet Factory 27.04.2018 A-Wien, Fluc 29.04.2018 CH-Zürich, Bogen F 02.05.2018 F-Paris, Pop Up le Label 03.05.2018 UK-London, Village Underground 04.05.2018 UK-Manchester, Deaf Institue 05.05.2018 UK-Liverpool, Sound City Festival 06.05.2018 IRL-Dublin, Whealans Preorder „The Louder I Call, The Faster It Runs” now: https://www.finestvinyl.de/rock-vinyl/wye-oak-the-louder-i-call-the-faster-it-ru/?item=122408 https://www.finestvinyl.de/rock-vinyl/wye-oak-the-louder-i-call-the-faster-it-ru/?item=122406 Streaming-Video „The Louder I Call, The Faster It Runs” Instagram | Twitter | Facebook WYE OAK „What A Time To Be Alive“ Merge Records VÖ.: 06.04.2018 Tracklist „What A Time To Be Alive” (tuning) The Instrument The Louder I Call, The Faster It Runs Lifer It Was Not Natural Symmetry My Signal Say Hello Over And Over You Of All People Join I Know It’s Real |
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Referenzen
St. Vincent; Flock Of Dimes; Sharon Van Etten; Land Of Talk; She Keeps Bees; Warpaint; The Morning Benders; Cults; Destroyer; Tu Fawning; Beach House; Yo La Tengo; Dinosaur Jr.; Junip; The Rural Alberta Advantage; The War On Drugs; Kurt Vile; The Fiery Furnaces; Akron/Family; Portugal.The Man; Cymbals Eat Guitars; Local Natives; Shearwater; Stars; Fear Of Men; Widowspeak; Rogue Wave; The New Year; Atlas Sound; Picastro; Cayetana; Hop Along; Choir Of Young Believers; Mitski; Swearin'; Tancred; Lower Dens; The Besnard Lakes; School Of Seven Bells
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