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Mustasch - Silent killer

Mustasch- Silent killer

Sony
VÖ: 06.04.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Bartbaren

Man wird nicht jünger. Diese Weisheit kennt wohl jeder Metalhead im fortgeschrittenen Alter an einem Morgen, nachdem er seine Knochen aus einem kochenden Pit zusammensammeln durfte. Zum Beispiel nach einer Show von Mustasch, die man in einem liebevollen Euphemismus als "energetisch" bezeichnen dürfte. Und das mit einem Frontmann, ach was, einer Frontwildsau, die nicht nur bekanntermaßen rein optisch das Aushängeschild der Schweden ist, sondern auch offensichtlich eine Show nur dann als gelungen betrachtet, wenn die Bühne als leise vor sich hin rauchender Haufen hinterlassen wird. Aber – siehe oben! – auch besagter Ralf Gyllenhammar, Jahrgang 1966, musste sich gemeinsam mit seinen Kollegen eingestehen, dass eine Pause vom kräftezehrenden Veröffentlichungs- und Tourplan der letzten Jahre sinnvoll war. Zumal "Testosterone" 2015 nicht nur zeitlich schnell auf das ziemlich gute "Thank you for the demon" folgte, sondern auch qualitativ arg eilig nachgeschoben wirkte.

Für Bandverhältnisse unfassbar lange drei Jahre sollte die Pause also dauern. Und schon die vorab veröffentlichten Songs von "Silent killer", dem neunten Studioalbum der Skandinavier, versprühten mehr Esprit als die komplette letzte Platte. Wobei sich "Fire" mit seinem entspannten Groove als trügerisch entpuppen sollte, was die stilistische Ausrichtung angeht. Auch wenn Hank von Helvete, der Sänger von Turbonegro in ihrer legendären Frühphase, mit Gyllenhammar prachtvoll harmoniert, so entspannt wie hier ist auf diesem Album nicht allzu viel. Denn "Fire", so stellt sich ziemlich bald heraus, ist nicht nur ein feiner Groover, sondern der an dieser Stelle im Albumverlauf sehnlichst erwartete Moment zum Atemholen.

Bereits der erste echte Song "Winners" trümmert vieles in Grund und Boden, bis sich die immer noch herrlich unrasierten Mustasch als barbarische Riffmaschine erweisen. "Liberty" ist so ein Hook-Ungetüm, das schon durch sein Hauptriff auf der Autobahn zur Gefahr für die eigene Gesundheit wird, noch dazu ausgestattet mit einem herrlichen Singalong-Refrain, der sich ohne Vorwarnung direkt in die Hirnrinde fräst. Und dabei doch nur demütige Vorarbeit für das leistet, was "Barrage" anrichtet. Das Publikum, das hier nicht von einer Sekunde auf die nächste zu einem ekstatisch zuckenden Menschenbündel mutiert, aus dem zwischendurch gereckte Fäuste den Schlachtruf "It's a fuckin' barrage!" begleiten, sollte sich dringend in Behandlung begeben. Was für Hooks, was für Melodien.

Dabei schaffen sich Mustasch zwar ein hausgemachtes Problem, das sie jedoch elegant lösen. Denn bei neun Songs plus Intro in gerade einmal 32 Minuten gibt es genau eine Chance: auf den Punkt kommen und voll auf die Zwölf. Ausgerechnet der Titeltrack droht an dieser Aufgabe zunächst zu scheitern, bekommt aber gegen Ende doch noch die Kurve. Dabei gelingt es den Schweden – nicht zuletzt durch Unterstützung im Songwriting durch In-Flames-Gitarrist Niclas Engelin – dieses Feuerwerk so ungestüm und aggressiv wie selten zu zünden. Nein, gediegen ist hier überhaupt nichts, altersmilde erst recht nicht. Drei Jahre Pause zwischen zwei Platten mögen heutzutage nicht viel sein. Doch für Gyllenhammar und seine Kollegen wirkten diese drei Jahre wie ein Jungbrunnen. Ein Neustart mit 52 Jahren also. Manchmal wird man wohl doch jünger.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Liberty
  • Barrage
  • Fire

Tracklist

  1. Givin'
  2. Winners
  3. Liberty
  4. Barrage
  5. Lawbreaker
  6. Fire
  7. Silent killer
  8. The answer
  9. Grave digger
  10. Burn

Gesamtspielzeit: 32:24 min.

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Armin

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2018-03-29 20:38:37 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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