Tom Misch - Geography

Beyond The Groove / Rough Trade
VÖ: 06.04.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Beiläufiger Wagemut
Ist die doppelte Silhouette auf dem Cover von "Geography" ein Zeichen für Tom Mischs innere Ambivalenz oder handelt es sich um einen Dialog mit sich selbst? Falls Letzteres zutrifft, dürfte der Londoner diesen mit ziemlicher Selbstzufriedenheit führen. Und vielleicht repräsentiert das Artwork auch schlichtweg Mischs ungeheure Vielseitigkeit. Die trägt das Album nämlich in jeder Pore, und teilweise ist es kaum zu fassen, dass der 22-jährige hier gerade mal sein Debüt veröffentlicht. "Geography" navigiert sich in 13 Songs durch schier endlose Referenzen und unternimmt immer wieder unerwartete Linkskurven, die aber stets zum Ziel führen. Zugegeben, ausuferndes Genre-Bingo kann der umstrittene XXXTentacion auch, im Gegensatz zum neuesten Werk des Soundcloud-Rappers klingt die erste Platte von Tom Misch aber nie wie das akustische Äquivalent zum Kauderwelsch-Chaos des Google-Übersetzers.
Das liegt vornehmlich daran, dass Misch allen seinen Songs inmitten seiner ausufernden Kreativität eine konstante und gesunde Basis verleiht. Die besteht vornehmlich aus smoothem Jazz und souligem Pop. "Lost in Paris" demonstriert das vorbildlich und begleitet Mischs angenehm charismatischen Gesang mit cool wandernden Gitarrenmelodien, die sich trotz ihrer betonten Beschwingtheit nicht aufdrängen, sondern im Gegenteil wie selbstverständlich Teil des Gesamtkunstwerks werden. Gleichzeitig gelingt es Misch aber auch, in den Song ein herrliches Miles-Davis-Trompetensolo und Rap von Feature-Gast GoldLink unterzubringen. Und das ist gerade einmal die Eröffnung von "Geography", das sich fortan an allem, bloß nicht am Stillstand versucht. "South of the river" wird von geloopten Streichern vorangetragen und klingt anschließend im Synthesizer-Strudel aus, "Man like you" interpretiert Mischs chronische Unbeschwertheit als Pink-Floyd-Träumerei, "Water baby" kontrastiert diese mit funkigen Blechbläsern und "We've come so far" erinnert mit endlos repetierter Textzeile und vorsichtigem Klimax eher an eine House-Komposition.
So variabel und unwägbar "Geography" auch sein mag, so ist Tom Mischs größte Stärke trotzdem seine Unkompliziertheit. Nichts an diesem Album klingt auch nur kurz zu gewollt oder erzwungen. Jeder Song ist so leicht zugänglich, dass es eigentlich keinerlei tiefgehende Analysen bräuchte, und doch verbirgt sich hinter jedem Track ein kleines Kunstwerk, in dem es auch unterhalb der Oberfläche viel zu entdecken gibt. Deswegen ist "Geography" ein Werk für viele: für Nerds und Zwischendurchhörer, für Genießer und Analytiker, für Träumer und Realisten. Vielleicht hat Misch auch diese Tatsache mit dem Cover gemeint.
Highlights
- Lost in Paris
- Movie
- We've come so far
Tracklist
- Before Paris
- Lost in Paris
- South of the river
- Movie
- Tick tock
- It runs through me
- Isn't she lovely
- Disco yes
- Man like you
- Water baby
- You're on my mind
- Cos I love you
- We've come so far
Gesamtspielzeit: 52:38 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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maxlivno Postings: 2949 Registriert seit 25.05.2017 |
2018-03-29 22:48:57 Uhr
Ich bin wirklich gespannt auf das Album. Die Vorabsongs gefallen mir. Ich mochte ihn als Feature bei seinem Kumpel Loyle Carner |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28471 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-29 20:38:22 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
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