Frankie Cosmos - Vessel

Sub Pop / Cargo
VÖ: 30.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Nicht ganz sauber
Zitat aus Greta Klines vollkommen fiktiven, jedoch ebenso vollkommen denkbaren Handbuch zum Glücklichsein: Mach Dich locker und nimm die Dinge so, wie sie eben sind. Oder auch: "Being alive / Matters quite a bit / Even when you feel like shit." Die Tochter der Schauspieler Kevin Kline und Phoebe Cates weiß, dass man manchmal eben einfach stur draufhalten muss. Wie sonst hätte es ihr einst als Soloprojekt und mittlerweile zur Band herangewachsenes Baby Frankie Cosmos auf sage und schreibe 52 mal mehr, mal weniger große Veröffentlichungen auf Bandcamp bringen können? Eben.
Und weil es ihr so großen Spaß macht und das Musizieren eindeutig zu ihren Talenten zählt, gibt es fast auf den Tag genau zwei Jahre nach Erscheinen des letzten Studioalbums "Next thing" von 2016 endlich Nachschub, der sich glücklicherweise nicht gewaschen hat: "Vessel" deutet auf seinem Artwork zwar ein Schaumbad samt abschlabberndem Pudel an, hat sich das eine oder andere bisschen Dreck unter den Fingernägeln jedoch bewahren können. Mit Anlauf und ohne Gummistiefel in die Schlammpfütze springt dementsprechend das eingangs zitierte "Being alive", im Stakkato-Rhythmus alsbald in die nächste und nächste und nächste, hier eine kurze Verschnaufpause zum Fluchen, und platsch, platsch, platsch, wird aus dem eben noch strahlend weißen Hündchen ein geflecktes, nasses Etwas.
"Vessel" überzeugt nicht nur dank der stets zwischen Sarkasmus und Sinnlichkeit wandelnden Stimme Klines, sondern vor allem durch seinen Lo-Fi-Charme. Die Single "Jesse" erzählt lebhaft von einer nächtlichen Unterhaltung mit einem Freund, jangle-poppt sich durch die Erinnerungen und endet dann doch kurz vor der Ausfahrt Melancholie-City. Den letzten Schritt dorthin wagt das sanft groovende "Duet", natürlich nur in Gedanken zu zweit, mit sich selbst händchenhaltend, und doch alles andere als einsam oder gar allein. Überhaupt geht es hier gar nicht allzu sehr um die Dinge, die man gern hätte oder tun würde, sondern immer auch um das, was man eben hat und tun kann. Und wenn dazu gehört, mit einem Xylofon bewaffnet die nächste "Cafeteria" zu stürmen, um dort verspielt-säuselnd über die Tische zu tanzen, sollte man genau das verdammt noch mal auch einfach machen.
Weiterhin schrubbt die Gitarre doppelt eifrig, wie etwa der schunkelnde Neunzigerjahre-College-Pop von "Bus bus train train" eindrucksvoll beweist. Dass sie ihr Augenzwinkern nicht vergessen hat, lässt Kline den Hörer im darauffolgenden Halbminüter "My phone" wissen: Dieser hält eine kleine, liebevolle Geschichte darüber parat, wie ihr Telefon kaputtgegangen ist und wie unglaublich egal ihr das ist (nämlich eigentlich gar nicht so sehr). Wer das späte Album-Highlight "Same thing" als Quasi-Antwort auf den Vorgänger sieht, dürfte Recht haben, und wer sich von der Zeile "I love you so / I let you know" in "As often as I can" angesprochen fühlt, darf es sich ruhigen Gewissens schon mal in der Wanne gemütlich machen. Ein kleiner Hinweis ist jedoch angebracht: Ganz sauber kommt man hier sicher nicht raus.
Highlights
- As often as I can
- Duet
- Being alive
- Same thing
Tracklist
- Caramelize
- Apathy
- As often as I can
- This stuff
- Jesse
- Duet
- Accommodate
- I'm fried
- Hereby
- Ballad of R & J
- Ur up
- Being alive
- Bus bus train train
- My phone
- Cafeteria
- The end
- Same thing
- Vessel
Gesamtspielzeit: 33:39 min.
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Referenzen
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