Brett - WutKitsch
Chimperator / Rough Trade
VÖ: 23.02.2018
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Polly Pocket
Ach komm, heute sollen mal die anderen arbeiten. Es muss doch für was gut sein, wenn die Kolleginnen und Kollegen von laut.de, VISIONS, Spiegel Online, Rolling Stone und Intro schon längst fertig sind, wenn man selber gerade erst seinen faulen Hintern langsam mal in die Gänge bekommt. Hier also: Brett. Mit ihrem Debüt "WutKitsch". Und einer Wagenladung an Vorschusslorbeeren, die man in dieser Ausprägung nun wirklich nicht alle Tage bestaunen darf. Denn: Die Band – so kann man es zumindest nachlesen – "rammt [...] ein Ausrufezeichen in die deutsche Rocklandschaft – und das nicht nur in textlicher Hinsicht", ist "stark genug, um zurückzuschlagen" und legt "das charakterstarke Fundament für eine Laufbahn im wuchtigen Art-Pop". Also dann: Deckel drauf, geiles Album, ab dafür!
Oder doch nicht? Nun, zumindest nicht ganz. Fernab irgendwelcher vermeintlichen und sowieso immer überflüssigen Experten-Attitüde: Man will ob derlei Abfeierei schon zwischenzeitlich mal wild gestikulieren und alle lautstark aufforden, mal wieder klarzukommen auf der Polly-Pocket-Insel. Art-Pop, seriously? Weil Brett von Zeit zu Zeit eine unerwartete Akkordfolge einschmuggeln und öfter mal einen coolen Lauf aus der Gitarre purzeln lassen? Dafür muss man schon hart auf Schubladen stehen. Für weniger krasse Etiketten-Afficionados: "WutKitsch" klingt ein Stück weit, als hätten sich Van Holzen, Kraftklub und Heisskalt getroffen und ein bisschen zu oft das Debüt der Fotos gehört. Und hey: Es klingt die meiste Zeit auch ziemlich gut. Weil so ein gut abgehangener Kopfnicker wie "Himalaya" einfach immer gut kommt, gerade wenn er so formschön eingeprügelt wurde, wie hier geschehen. Überhaupt sind Brett immer dann über jeden Zweifel erhaben, wenn sie ihre Songs in aller Ruhe und Ausführlichkeit in Staub und Matsch hüllen. Wenn etwa "Dein Prophet" die schweren Rhythmen anrollen lässt und sogar ein paar "Nananana"s versteckt. Oder, wenn sich "Das mit dem Hund tut mir leid" als offensichtliches Highlight entpuppt.
Das sind die Momente, in denen man gerne in jegliche Lobeshymne einschwingt. Dann gibt es aber auch so Querschläger wie den Opener "Ein schöner Tag (schade, dass Krieg ist)", der vielleicht gut gemeint ist, aber am Ende des Tages einfach nur unangenehm am Nervenkostüm zerrt. Auch "Dein Autotune" schafft es beim besten Willen nicht auf die Habenseite, auch wenn die wenigen Momente ohne Gesang alles versuchen, um das Stück dort hin zu bringen. Überhaupt muss man die Hürde Gesang überspringen, will man in dieses Album finden, schließlich ist Max Recklebens Vortrag bisweilen eine kleine Herausforderung. Und am Ende steht eine ziemlich zerfahrene Angelegenheit. Wohin man sieht, haut einem "WutKitsch" die guten Ansätze um die Ohren, da reißt sich die Band mit dem Arsch das ein, was sie vorne aufgebaut hat. Zur Halbzeit dann läuft das Album zur Hochfrom auf, auch die Texte gehen klar. Weil man aber hier zu viel gewollt und sich dort mit zu einfachen Mitteln zufrieden gegeben hat, ist nach oben noch Luft. Es gibt ja für alles ein nächstes Mal.
Highlights
- Das mit dem Hund tut mir leid
- Himalaya
- Dein Prophet
Tracklist
- Ein schöner Tag (schade, dass Krieg ist)
- Dein Autotune
- Medizinmann
- Wüste
- Das mit dem Hund tut mir leid
- Himalaya
- Dein Prophet
- Kollisionen von Millionen
- Bono
- Olymp
- Wir (für Gitti)
Gesamtspielzeit: 37:02 min.
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Referenzen
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