Unknown Mortal Orchestra - Sex & food

Jagjaguwar / Cargo
VÖ: 06.04.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Im Rausch der Nacht
Mit ihrer neuen, mittlerweile vierten Platte schießen sich die neuseeländisch-amerikanischen Psych-Rock-Experten Unknown Mortal Orchestra endgültig in den Orbit: "Sex & food" heißt das Werk, ein verheißungsvoller Titel also für ein Album, das zwar keinen roten Faden kennt, dafür aber sämtliche Facetten der Band widerspiegelt und unter Beweis stellt, zu was die einst so knuddelige Indie-Kombo nun so fähig ist: Da wären also tanzbare, lasziv im Schein der Diskokugel groovende Körperverknoter, substanzverliebte Nebelkerzen und atmosphärische Tracks für Lavalampen-Besitzer. Prinzipiell also nichts Neues, doch schaut man genauer, so erkennt man, dass die Band die zitierten Stilrichtungen nun etwas ordnungsliebender voneinander trennt.
Klingt nun aber auch alles deutlich komplizierter als es in Wirklichkeit ist, denn im Grunde funktioniert "Sex & food" total intuitiv: Wie im Rausch der Nacht ergeben sich hier Momente der Ekstase und der Entspannung wie von alleine, knackiger Soul-Rock folgt auf blubbernde Psychedelia folgt auf berauschten Indie-Funk. Wer dann am Ende zu was genau tanzt, ist ja auch vollkommen zweitrangig. Die Hüften also zum sich langsam aufbauenden, treibenden Space-Pop von "Everyone acts crazy nowadays" kreisen lassen? Ja, freilich gerne! Dass die Nummer klingt, als haben Tame Impala an einem Cocktail genippt, den Jamiroquai gemixt hat, macht die Chose ja nur noch reizvoller. Zur wild und breitbeinig rockenden Vorab-Single "American guilt" durch die Menge grooven? Klar, aber bitte nur stilecht mit Luftgitarren-Einlage!
Die Bandbreite in Stil und Sound ist dabei natürlich keine Überraschung, gab Frontmann Ruban Nielson doch vor einiger Zeit zu Protokoll, zu gleichen Teilen von Daft Punk, James Brown, Michael Jackson und Led Zeppelin beeinflusst worden zu sein. Große Namen, das, aber auch in der Synthese nicht ohne Reiz: Unknown Mortal Orchestra legen sich nicht fest, lassen in ihren Stücken erstmal alles zu und schauen dann, wohin die Reise geht. Für "Sex & food" ging jene nicht nur stilistisch, sondern auch geographisch einmal rund um den Globus: Teile der Platte wurden in Südkorea aufgenommen, andere wiederum in Island, Mexiko oder Neuseeland. Man kommt eben rum als Berufsreisender. Dass dabei der große Zusammenhang ein wenig verloren geht, tja, dieser Umstand lässt sich wohl als Kollateralschaden deklarieren. Ansonsten aber wissen Unknown Mortal Orchestra natürlich immer noch, wo ihre Stärken liegen.
"Ministry of alienation" mimt beispielsweise den gechillten Ruhepol, der in aller Lässigkeit durch die Gegend wabert, während sich das folgende "Hunnybee" zum besten Stück der Platte aufschwingt: Zunächst erklingen Streicher, es folgt ein Beat, dem man kaum widerstehen kann, bevor sich Nielsons Stimme wie, na klar, Honig auf die ohnehin schon süße Melodie legt. "Major league chemicals" darf dagegen ein wenig krachiger daherkommen, die Melodie versteckt sich unter einer Schutzschicht aus Verzerrung. Schon häufig war dies in der Vergangenheit ein Erfolgsrezept der Band: Melodien dürfen angekratzt, zugestellt oder mit Höchstgeschwindigkeit vor die Wand gefahren werden, dass es eine helle Freude ist. Mit "Sex & food" folgen Unknown Mortal Orchestra also weiter diesem eingeschlagenen Pfad. Selbst wenn dieser in ferne Weiten führt.
Highlights
- Ministry of alienation
- Hunnybee
- American guilt
Tracklist
- A God called Hubris
- Major league chemicals
- Ministry of alienation
- Hunnybee
- Chronos feasts on his children
- American guilt
- The internet of love (That way)
- Everyone acts crazy nowadays
- This doomsday
- How many zeros
- Not in love we're just high
- If you're going to break yourself
Gesamtspielzeit: 43:32 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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saihttam Postings: 2593 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-06-13 02:40:33 Uhr
Da bin ich wohl dann trotzdem am Start. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-06-12 18:05:02 Uhr - Newsbeitrag
Unknown Mortal Orchestra | 04.11.2018 | FrankfurtIm April erschien „Sex & Food“, das Nachfolgealbum des gefeierten „Multi-Love“-Opus und insgesamt vierte Album von Unknown Mortal Orchestra. Musikalisch überrascht die Platte an vielen Stellen, das Album kommt herrlich formwandlerisch daher. Das ganze Spektrum offenbart sich durch Klang, der sich von sich-überschlagendem-Drum-Machine-Funk über Doom- und Thrash-Rock bis hin zur pinkfarbenen Psychedelic-Disco erstreckt. Im November spielen Unknown Mortal Orchestra live bei uns. Präsentiert wird das Konzert von kulturnews, taz., ByteFM und MusikBlog.de. 04.11.2018 Frankfurt - Zoom |
saihttam Postings: 2593 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-06-06 12:37:01 Uhr
Hunnybee ist einer der besseren Songs auf der Platte. Insgesamt kriegt mich das Album aber bei weitem nicht so wie die beiden tollen Vorgänger. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-06-05 17:54:59 Uhr - Newsbeitrag
UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA | NEUES VIDEO ZUR SINGLE "HUNNYBEE" | NEUES ALBUM „SEX & FOOD“ VIA JAGJAGUWAR „Nielson könnte die Zukunft gesehen haben. Was für ein Album.“ – Martin Burger, Visions 04/2018 „Eine These zum Albumtitel SEX & FOOD: der Sex ist der Soul, die Nahrung ist der Rock’n’Roll. Beides gemeinsam hat noch jeden Menschen glücklich gemacht…(..)“ – André Boße, Musikexpress 4/2018 Heute teilen Unknown Mortal Orchestra ein neues Video für den Album-Track und Single "Hunnybee". Von dem Tag an, an dem ihr neues Album Sex & Food veröffentlicht wurde, war klar, dass "Hunnybee" bei den Fans auf eine besondere Art und Weise richtig gut ankam. Der Song ist ein Live-Show-Favorit und wird von der Tochter von UMO-Mastermind Ruban Nielson inspiriert, deren mittlerer Name dem Song seinen Titel gab. Ein schön dezentes Lied, das aber dennoch Drive hat und den Fans Grund zum Tanzen gibt. Das Video bleibt stilistisch im Einklang mit früheren Videos zu den bisherigen Singles "Everyone Acts Crazy Nowadays" und "American Guilt". UNKNOWN MORTAL ORCHESTRA Video „Hunnybee” – |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28244 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-29 20:39:37 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Foxygen; Alex Calder; Alex G; Amen Dunes; Tame Impala; Girls; Christopher Owens; Chris Cohen; Maston; Salvia Plath; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Allah-Las; Beach Fossils; DIIV; Real Estate; Yo La Tengo; Pink Mountaintops; The Apples In Stereo; Bobby Conn; Dusted; Ducktails; Kurt Vile; Lotus Plaza; Atlas Sound; Animal Collective; Pure X; Devendra Banhart; Mac DeMarco; Deerhunter; Espers; Six Organs Of Admittance; Lou Reed; J Mascis; Akron/Family; The Zombies; Elvis Depressedly; The Beach Boys; The Velvet Underground; Julia Brown; Mirel Wagner; Angel Olsen
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