The Voidz - Virtue
RCA / Sony
VÖ: 30.03.2018
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Sinnlos im Weltraum
"Die Wirkung eines Pangalaktischen Donnergurglers ist so, als werde einem mit einem riesigen Goldbarren, der in Zitronenscheiben gehüllt ist, das Gehirn aus dem Kopf gedroschen." Douglas Adams beschrieb in "Per Anhalter durch die Galaxis" eigentlich die Wirkung eines offenbar sensationellen Drinks, aber in etwa so muss man sich auch das neue Album "Virtue" von The Voidz vorstellen. Die führten bei ihrem Debüt "Tyranny" noch den Vorsteher Julian Casablancas mit in der Bezeichnung, bevor dieser zwischenzeitlich entschied, dass die Truppe auch ohne seinen zugkräftigen Namen über die Runden kommen würde. Nicht geändert hat sich dagegen der irrwitzige Genrecocktail, der nur noch in Auszügen die Fäden zur Casablancas' Hauptband The Strokes sichtbar werden lässt.
Stattdessen erinnern The Voidz mehr und mehr an eine gleichermaßen verpeilte wie durchgeknallte Version der Gorillaz. Alle nicht niet- und nagelfesten Ideen haben Platz, demnach macht es sich wie "Tyranny" auch "Virtue" auf einer guten Stunde Spielzeit bequem. Im Gegensatz zum zähen Vorgänger ödet das Sextett jedoch nicht mit überlangen Songs an, die Gehirnficks werden in gut verdaulichen Häppchen produziert. Dadurch wird "Virtue" natürlich noch lange nicht zum Spaziergang, wie die handzahmen Vorabsingles "Leave it in my dreams" und "Pointlessness" vielleicht noch antäuschten. Hier dürfen sie lediglich die Sause eröffnen und beenden. The Voidz überfrachten die Stücke in der Regel auch weiterhin mit Gimmicks, Wendungen und ätzenden Sounds, sodass man sicher keinen Flug ins Weltall braucht, um Sterne zu sehen.
Gitarren, Keyboards, Stimme – alles operiert auf einer quietschigen Frequenz, Songs werden ständig unter- oder gleich abgebrochen. Immer crazy, immer unberechenbar, immer mindestens so spacey wie Kevin. Die gute Nachricht ist, dass die Kompaktheit "Virtue" deutlich gut tut. Das rumpelnde "All wordz are made up" stolpert mehr zufällig über eine eingängige Hook, "My friend the walls" versucht diese trotz aller Studiotrickserei vergeblich zu verhindern. "QYURRYUS" (lies: "curious") verschreckt womöglich aufgrund des Autotune-Overflows, aber die trocken gebrummelten Lines "Hot track / Hot dress / Undressing this hot mess" sind wohl eine der hartnäckigsten Gedächtniskletten zwischen Alpha Centauri und dem Restaurant am Ende des Universums. Und wen das Kochtopf-Solo im brutal-atonalen "We're where we were" – super Titel auch – nicht kickt, der hat wohl schon vorher die Flucht ergriffen.
Nicht alles zündet nach wiederholtem Hören, was "Virtue" den Flickenteppich-Charakter nie abschütteln lässt. "Pink ocean" bleibt eine überlange, unwillkommene Durststrecke, gleich danach hinterlässt "Black hole" als No-Fi-Space-Rocker nur Fragezeichen. Auch die verrauschte Akustikballade "Think before you drink" hätte man nicht vermisst. Doch ansonsten besitzt "Virtue" eine für solch bewusst abgedrehte Projekte überraschend hohe Trefferquote. Einen elegant gechillten Song wie "AlieNNatioN", in etwa HipHop auf Tranquilizern und mit Flöten, hätten die zuvor angesprochenen Gorillaz vielleicht auch gern mal wieder hinbekommen. Und der hysterische Singsang im Refrain von "One of the ones" ist wie vieles auf "Virtue" erst erschlagend, dann irgendwie geil. Ziemlich genau wie der Pangalaktische Donnergurgler halt.
Highlights
- QYURRYUS
- AlieNNatioN
- All wordz are made up
- My friend the walls
Tracklist
- Leave it in my dreams
- QYURRYUS
- Pyramid of bones
- Permanent high school
- AlieNNatioN
- One of the ones
- All wordz are made up
- Think before you drink
- Wink
- My friend the walls
- Pink ocean
- Black hole
- Lazy boy
- We're where we were
- Pointlessness
Gesamtspielzeit: 58:16 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Machix88 |
2018-12-22 16:32:41 Uhr
Das Ende von Permanent High School ist für mich eins der Highlights des Jahres. Ich kann nicht begründen wieso. Evtl. der Gitarrensound der sich so ins Ohr rein schneidet. |
@The MACHINA of God |
2018-12-22 16:17:13 Uhr
Pink Ocean wohl. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 31659 Registriert seit 07.06.2013 |
2018-12-22 12:40:46 Uhr
Es kann nciht durchweg das hohe Niveau halten, was einige Songs versprechen. Trotzdem wohl in meinen Top 5 des Jahres. 7,7/10Highlights: QUYRRYUS, Pyramid of bones, Alienation, All wordz are made up und noch irgendwas weiter hinten. |
Machix88 |
2018-12-22 00:45:42 Uhr
Dem schließe ich mich an. |
phonsen |
2018-12-22 00:13:54 Uhr
für mich bestes album des jahres |
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Referenzen
Julian Casablancas + The Voidz; Julian Casablancas; MGMT; Gorillaz; Omar Rodriguez-Lopez; Beck; The Claypool Lennon Delirium; The Strokes; Albert Hammond Jr.; The Dandy Warhols; The Brian Jonestown Massacre; Talking Heads; David Byrne; Phoenix; Of Montreal; Tame Impala; Empire Of The Sun; Darwin Deez; Passion Pit; Portugal. The Man; Little Dragon
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