George Ezra - Staying at Tamara's
Columbia / Sony
VÖ: 23.03.2018
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die Reisen des jungen G.
Von Ed Sheeran lernen heißt siegen lernen. Irgendetwas muss der britische Rotschopf richtig machen, wenn er rund 25 Millionen Tonträger verkauft, zum Member Of The British Empire ernannt wird und trotz eines latenten Rufs als schmusebäriger Sülzwurstkaiser nicht einmal von den gestrengen Plattentests.de-Rezensenten eine unterdurchschnittliche Bewertung kassiert. Dennoch kam George Ezra ins Grübeln, als ihm der berufene Kollege riet, zwecks Entschleunigung auf sein Mobiltelefon zu verzichten. Zumal der 24-Jährige dauernd "Wanted on voyage" ist – mit "Budapest" als bekanntester Destination. Im Vorfeld von "Staying at Tamara's" ging es für Ezra nun unter anderem nach Barcelona, einem weiteren Schauplatz seines Debüts. Genauer gesagt in die Airbnb-Wohnung der Dame, die seinem Zweitling den Titel gibt. Und? Wie war's?
Geht man nach der schon seit Juni 2017 bekannten ersten Single, muss es ein launiger bis lautstark menschelnder Aufenthalt gewesen sein: "Don't matter now" scheppert sorglos auf mit Handclaps angereichertem Slacker-Rhythmus zu sonniger Gitarre durch die Weltgeschichte und platzt dabei förmlich vor frechem Getröte aus allen Rohren und vergnügtem mehrstimmigem Background-Grölen. Wenig Kohle, viel Gejohle – oberste Reisemaxime für den Globetrotter aus Bristol, der offenbar stets genug "Pretty shining people" im Schlepptau hat, um mit ihnen richtig einen draufzumachen. In die Tüte kommt dabei vieles von beschwingtem Singer-Songwriter-Folk über kratzigen Brit-Pop mit Soul-Anstrich bis hin zu zarten Balladen. Heute hier, morgen dort, übermorgen Ed? So weit ist Ezra nicht nur wegen der sonor angerauten Stimme noch nicht.
Zumindest nicht, solange er seinen Überdruss an der unwirtlichen Realität in Zeilen wie "What a terrible time to be alive" kleidet oder beim wunderbar doppelbödigen "Get away" in einem munteren Ska-Refrain die Freuden des Durchbrennens feiert. Und da sind auch wieder die pointiert dazwischenhüpfenden Riffs und die Bläser-Batterie, die in der ersten Hälfte dieses Albums praktisch ständig heißläuft. Genauso wie im ähnlich aufgedrehten "Paradise" oder dem vorwitzigen Groover "Shotgun", der sich ein buntes Vampire Weekend an der Stadtgrenze von Indiehausen und Ethnopolis gönnt – inklusive Platten-Shoppen mit Paul Simons "Graceland" auf der Einkaufsliste. Und schon hat Ezra, auch dank Athlete-Mann Joel Pott als Co-Autor, eine Reihe angenehm ungeschliffener Rocker am Start, die oft auch Beck oder Eels beleihen.
Anschließend zeigt das arg trantütige "All my love" außerdem: Ezra ist frisch verliebt. Was ihm gegönnt sei, aber in entbehrliche Stücke wie "Hold my girl" oder "Sugarcoat" mündet, die wie Butter ins Ohr und zum anderen wieder herausfließen und außer ein paar "Blame it on me"-Licks nicht viel zu bieten haben. Erfreulicher Ausschlag nach oben: der unterschwellig brodelnde Country-Twang "Saviour" mit den Schwedinnen First Aid Kit auf dem Vocal-Rücksitz, ehe sich "Staying at Tamara's" kleinlaut ausschleicht. Und Ed Sheeran? Der wird sich ein bisschen ärgern, nicht Paul Potts und somit ehemaliger Handyverkäufer zu sein – sonst würde er dem konkurrierenden Kumpel womöglich einen neuen Mobilfunkvertrag andrehen. Was jedoch der einzige entfernt gehässige Gedanke wäre, den man nach diesem zutiefst versöhnlichen Album konstruieren könnte.
Highlights
- Don't matter now
- Get away
- Saviour
Tracklist
- Pretty shining people
- Don't matter now
- Get away
- Shotgun
- Paradise
- All my love
- Sugarcoat
- Hold my girl
- Saviour
- Only a human
- The beautiful dream
Gesamtspielzeit: 37:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Bert |
2019-03-22 18:26:49 Uhr
Habe gerade einen Ohrwurm von "Hold my girl". Der Kerl hat schon die Begabung, eingängiges zu komponieren, ohne schnulzig wie Ed Sheeran zu klingen.Bin aber dennoch weit davon entfernt, mir von den Singer-Songwritern heutzutage was zu gönnen. Der Gesang dominiert zu sehr. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-10-26 19:37:01 Uhr - Newsbeitrag
Mit “Hold My Girl” veröffentlicht GEORGE EZRA seine neue Single samt Video: Der Song stammt vom zweiten Studioalbum “Staying At Tamara’s”, das im März erschien, und mit dem der 25jährige Brite seine bisherige Erfolgsgeschichte beeindruckend fortsetzt, denn nach seinem, millionenfach verkauften, Debütalbum “Wanted On Voyage“ (VÖ 2014) kann auch der Nachfolger bereits über 1 Million weltweiter Verkäufe für sich verzeichnen. Nach der ausverkauften Deutschland-Tour im Oktober, kann man GEORGE EZRA bei seiner Arena-Tour im Mai 2019 dann auch hierzulande wieder live erleben. Arena-Tour 2019: 05.05. Leipzig - Arena Leipzig 06.05. Berlin - Max-Schmeling-Halle 07.05. Hannover - TUI Arena 11.05. Hamburg - Barclaycard Arena 14.05. Köln - Lanxess Arena 18.05. Stuttgart - Hanns-Martin-Schleyer-Halle 22.05. München - Olympiahalle Weitere Infos: www.georgeezra.com www.facebook.com/georgeezramusic www.twitter.com/george_ezra www.instagram.com/george_ezra |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-06-22 21:23:22 Uhr - Newsbeitrag
cid:image004.jpg@01D40973.2F7DA740Mit “Shotgun” veröffentlicht GEORGE EZRA seine neue Single samt sommerlichem Video, das wie immer gerne verlinkt/eingebettet werden kann: Der Song stammt vom aktuellen Studioalbum “Staying At Tamara’s”, mit dem der Brite seine bisherige Erfolgsgeschichte beeindruckend fortsetzt. So verkaufte sich seine zweite Platte seit Release (23. März) weltweit über 450.000 mal und ist somit das drittmeistverkaufte Album des Jahres in Großbritannien. Dieses Wochenende kann man GEORGE EZRA auch live beim Hurricane- & Southside-Festival erleben. Einige Live-Termine sind für Oktober ebenfalls bestätigt - seit heute auch für Hamburg und München. Tourdaten: 11.10.2018 Frankfurt - Jahrhunderthalle 12.10.2018 Leipzig - Haus Auensee 13.10.2018 Hamburg - Sporthalle *NEU* 19.10.2018 Berlin - Verti Music Hall 24.10.2018 München - Tonhalle *NEU* 28.10.2018 Köln - Palladium *AUSVERKAUFT* Weitere Infos: www.georgeezra.com www.facebook.com/georgeezramusic www.twitter.com/george_ezra www.instagram.com/george_ezra |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2844 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-03-29 17:31:07 Uhr
"Don't matter now" ist super, dann wird's mir oft zu käsig. Dabei mag ich Emmentaler. |
nörtz User und News-Scout Postings: 14659 Registriert seit 13.06.2013 |
2018-03-29 16:13:45 Uhr
Drei Songs gehört: Erinnert mich an Ed Sheeran und das ist kein Kompliment. |
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Referenzen
Vance Joy; James Bay; Declan McKenna; Roo Panes; Jamie Cullum; Paolo Nutini; Lewis Watson; Charlie Simpson; Ed Sheeran; Jamie Lawson; Calum Scott; Matt Corby; Ben Howard; Jake Bugg; Athlete; Eels; Beck; Cake; Ween; Luke Sital-Singh; Tom Odell; Hozier; Sam Smith; Joshua Radin; Justin Nozuka; James Arthur; Nathaniel Rateliff; Benjamin Francis Leftwich; James Vincent McMorrow; The Tallest Man On Earth; Bob Dylan; T-Bone Burnett; First Aid Kit; Johnny Cash; Wilco; Ben Folds; William Fitzsimmons; Damien Rice; Ed Harcourt; Pete Yorn; Ryan Adams; Miles Kane; The Last Shadow Puppets; Razorlight; The 1975; Vampire Weekend; Paul Simon; Tom Petty; Bright Eyes; Conor Oberst; Damien Jurado; Elliott Smith; Denison Witmer; Will Varley; Noah Gundersen; Bear's Den; Mumford & Sons; Family Of The Year; Of Monsters And Men; Mighty Oaks; The Lumineers; Noah And The Whale; The Strumbellas; Rhodes; Passenger; James Morrison; Rag'n'Bone Man; Jack Johnson; Donavon Frankenreiter; Jason Mraz
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