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Echo Collective - Plays "Amnesiac"

Echo Collective- Plays

7K! / Indigo
VÖ: 30.03.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Kehrseite der Pyramide

Eine Neuinterpretation des Radiohead-Klassikers "Amnesiac"? Braucht man das? Unbedingt! So zumindest die Meinung des belgischen Künstlerkollektivs Echo Collective. Und warum? Einerseits hat es sich das Ensemble um die Masterminds Neil Leiter und Margaret Hermant auf die Fahnen geschrieben, Hörer verschiedener Genres zusammenzubringen, und da die ausgefuchsten Kompositionen von Thom Yorke und Konsorten spätestens seit "Kid A" die Grenzen von E- und U-Musik verwässern, bieten sie die faszinierende Möglichkeit, mit Hilfe einer anderen Perspektive die Schnittstelle zwischen moderner und klassischer Kompositionstechnik, wie sie das Werk der Briten durchzieht, offenzulegen und zu beleuchten.

Der Titel des Albums hält, was er verspricht. Nicht mehr, aber auch nicht weniger: Echo Collective spielt "Amnesiac" (Dass mit "Pulk/Pull revolving doors" ein Track fehlt, übersehen wir an dieser Stelle einmal großzügig). Welche Faszination allerdings kann diesem Werk nun innewohnen, welche "Amnesiac" nicht bereits vor 17 Jahren ausstrahlte? Einerseits lebt diese Neubearbeitung von den gleichen Mechanismen wie das Original: Großartige Kompositionen werden meisterhaft umgesetzt, Klänge werden zu Emotionen und Songs werden Kunst. Auf der anderen Seite ist Echo Collectives "Amnesiac" völlig anders instrumentiert als das Model, das es zu zeichnen galt und zudem auch noch komplett instrumental gehalten. Anstelle der Originalbesetzung mit Gesang, Gitarren, Bass, Schlagzeug, Piano und allerhand elektronischer Klangerzeuger spielen Echo Ensemble in Form eines (sehr) kleinen Orchesters mit Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass, Klarinette, Saxophon, Piano und Percussion auf. Damit ist das kleine Wunder auch schon vollbracht, denn mit diesen Instrumenten wird Amnesiac originalgetreu Note für Note nachgespielt. Und so einfach dieser Trick auch sein mag – die sich entfaltende Wirkung ist gigantisch.

Begrüßen einen zu Beginn von Radioheads "Amnesiac" ein elektronischer Beat und flächige Basstöne, so eröffnen Echo Collective mit scheppernden Percussions, Piano und Streichern. Das Beklemmende, die drückende Stimmung des Vorbilds ist zwar zu erkennen, wirkt jedoch leichter und entfernter. Der natürliche, organische Klang schafft in jedem Song ein Spiegelbild seines Pendants und ermöglicht es allein aufgrund der anderen Instrumentierung, den Song noch einmal neu und aus einem zuvor unbekannten Winkel zu betrachten. Die ursprüngliche Wirkung von Melodie und Harmonie ändert sich dadurch nicht: Noch immer erhebt sich "Pyramid Song" so bedacht wie majestätisch gen Himmel, noch immer tänzelt "Knives out" dramatisch auf des Messers Schneide. "I might be wrong" hingegen entwickelt durch den Austausch von Gitarre gegen Klavier einen sehr ungewohnten Upbeat-Vibe. Die Interpretationen vereinfachen die Stücke in gewisser Weise durch ihre instrumentale Limitierung und zeigen so in aller Deutlichkeit die ursprüngliche Qualität der reinen Kompositionen. Dass diese nämlich auch in dieser Besetzung ihren Zauber nicht verlieren, sondern ihn nur von einer anderen Seite präsentieren, spricht zuallererst für die Komponisten dieser Musik.

Genauso verdienen aber natürlich auch die Interpreten Anerkennung, spielen sie "Amnesiac" doch mit Hingabe und dem Gespür für berphrende Atmosphäre. Kaum zu glauben, dass Neil Leiter allen Ernstes behauptet, er habe vor Beginn der Arbeit an dem "Amnesiac"-Projekt nie ein Radiohead-Album gehört. Es muss jedoch Liebe auf den ersten Ton gewesen sein, denn anders ist die Detailverliebtheit, die sorgsame Übersetzung dieses Liedguts in den Kosmos klassisch anmutender Instrumentalmusik, die Leiter mit seinem Ensemble geleistet hat, nicht zu erklären. Wer es bisher geschafft hat, sich nicht in das späte Frühwerk der Band aus Oxford zu verlieben, der sollte es nun einmal mit dieser Interpretation des Echo Collective versuchen, denn sie ist zugänglicher, aber nicht minder schön. Alle anderen sind dazu eingeladen, sich noch einmal neu zu verlieben.

(Christopher Padraig ó Murchadha)

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Highlights

  • Pyramid song
  • I might be wrong
  • Dollars & cents

Tracklist

  1. Packt like sardines in a crushed tin box
  2. Pyramid song
  3. You and whose army?
  4. I might be wrong
  5. Knives out
  6. Morning bell / Amnesiac
  7. Dollars and cents
  8. Hunting bears / Like spinning plates
  9. Life in a glasshouse

Gesamtspielzeit: 44:07 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
fräg
2018-03-30 15:40:22 Uhr
wieso steht denn das nicht bei den neuen rezis links
Goeddman
2018-03-29 09:39:54 Uhr
Hatte das Vergnügen mir das vor einem Jahr einmal live ansehen zu können. Auch da sehr wirkungsvoll und fantastisch.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-03-22 20:41:20 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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