Jacob Bellens - Trail of intuition

Hfn / Rough Trade
VÖ: 23.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Digitale Revolution
Synthie-Folk? 80s-Singer/Songwriter? Elektro-Chanson? Was zum Geier macht Jacob Bellens da? Auf seinem vierten Studioalbum schlägt der dänische Barde mal wieder ganz neue Töne an, die kaum noch auf der Gitarre als tragendem Instrument basieren, sondern viel mehr auf Synthesizer und Drum Machine. Gut, bereits Bellens' 2016er Werk "Polyester skin" deutete in diese Richtung, "Trail of intuition" jedoch ist noch klarer in der Bezugnahme auf das vorvorletzte Jahrzehnt und mithin vor allem deutlich poppiger als sein Vorgänger.
Dieses musikalische Spektrum steht Bellens gut zu Gesicht, ist er doch ein Meister darin, Melodien zu kreieren, die seine Hörer so schnell nicht mehr loslassen. Das gelang ihm bereits 2015 auf "My convictions" ganz wunderbar, 2018 macht er das auf "Trail of intuition" wohl sogar noch ein bisschen besser. Da ist beispielsweise die klingelnde Groove-Single "Renegade", die eigentlich von Untreue und Strafe handelt, aber sich vor lauter Tanzwut spätestens im Chorus kaum noch auf dem Stuhl halten kann, wenn das Keyboard einstimmt und der Donner erschallt. Oder aber "More than anything", welches unumwunden Abhängigkeiten einräumt, während Bellens um Fassung ringend säuselt und die Instrumentierung etwas von Erasures "Always" mitbringt – zumindest bis die Handclaps einsetzen. Und natürlich der Titelsong "Trail of intuition", der vorgeblich dem Pfad der Spontaneität folgt, aber in Wirklichkeit auf Pop-Song-Perfektion zusteuert.
Die Pianolinie von "Friday" ist auch so ein klebriges Ding, genauso die Querflöten-Samples von "Brick by brick", dessen Beat auch im HipHop gut aufgehoben wäre. "Europe's burning" und "One of a kind" erscheinen hingegen thematisch wie instrumental deutlich düsterer als die restlichen Tracks der Platte. An dieser Stelle wird aber der Detailreichtum der Einzelsongs dafür gut sichtbar: Hier ein Glockenspiel, da ein wenig Robot Talk. "Trail of intuition" wurde von Bellens direkt am Computer komponiert, nicht wie seine Vorgänger auf Klavier und Gitarre. Das hört man, weil jede Bewegung im Sound des Albums ihren analytisch berechneten Platz kennt. Das ist mehr stringent als virtuos, wären da nur nicht diese wahnsinnigen Melodien. Auf diese Weise digitalisiert Bellens das Beste aus seiner analogen Heimatwelt. Also: Synthie-Folk? 80s-Singer/Songwriter? Elektro-Chanson?
Highlights
- Renegade
- More than anything
Tracklist
- Sunrise in East
- Renegade
- All the songs
- More than anything
- Friday
- One of a kind
- Trail of intuition
- Europe's burning
- Brick by brick
- Sound of laughter
Gesamtspielzeit: 40:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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zu faul sich einzuloggen |
2018-03-23 13:01:02 Uhr
Uh, schön! Bin gespannt. Die anderen beiden Alben waren stark, mir gefällt auch der Popeinschlag. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27973 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-22 20:41:08 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Leonard Cohen; Scott Walker; Richard Hawley; Tom Waits; Van Morrison; T-Bone Burnett; Mark Lanegan; Ben Folds; Kris Kristofferson; Bob Dylan; Keith Green; Bonnie 'Prince' Billy; Cat Stevens; Nick Drake; Jeff Buckley; Elliott Smith; Damien Rice; Chvrches; Haim; Phoenix; The xx; Alt-J; Hot Chip; Cassius; Pet Shop Boys; MGMT; Air; Mika; XTC; Depeche Mode; Alphaville; Camouflage; Erasure; Eurythmics; Tears For Fears; Talk Talk; Ultravox; Yello
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