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Witt - Rübezahl

Witt- Rübezahl

Ventil / Soulfood
VÖ: 23.03.2018

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Im Wettstreit der Verlierer

One does not simply... give Witt more than 1/10

Der hohe Rat der Plattentestler hat gesprochen. Wo kämen wir denn da hin, wenn der Fürst der musikalischen Finsternis plötzlich mehr als nur die goldene Himbeere abstauben würde? Das fragte sich schon Kollege Sennfelder anlässlich "Thron" und kam zum Schluss, dass die 1/10 angemessen war. Doch nun hat Joachim Witt – heuer mal wieder ohne seinen Vornamen unterwegs – tatsächlich das erste Mal seit 14 Jahren und sechs Rezensionen die doppelte Punktzahl erreicht. Kurios: Man rechtfertigt die Vergabe einer 2/10, weil etwas nicht ganz so schlimm ist wie das davor? Es ist quasi, als ob man feststellen muss, dass einen Tag lang Brechdurchfall zu haben einem fraktierten Knöchelbruch vorzuziehen ist. Inwiefern sein zweites per Pledge-Projekt finanziertes Album "Rübezahl" körperlichen Auswürfen ähnelt, gilt es nun herauszufinden.

Wenn wir schon bei "Herr der Ringe"-Motiven sind, lässt sich amüsant der Bogen zu neuen Promofotos spannen, wo Witt wie eine Mischung aus Gandalf und Gollum vor dunkler Waldkulisse posiert. Seine Vision ist allerdings die des titelgebenden Berggeists Rübezahl, der in den Sagen ums Riesengebirge sein Unwesen treibt und dem bombatischen Opener "Herr der Berge" die Inspiration liefert. Fantasy und Märchen also doch. Leider keine Fantasy, sondern Realität ist immer noch die Musik, die Witt sich aussucht: Über Standard-NDH-Geriffe im Härtegrad zwischen Rammstein und Santiano wird der Orchesterschmalz über zahlreiche Tonspuren derart aufgetürmt, dass selbst der verkitschteste Filmmusik-Komponist dankend abwinken würde. Die Songs sind dick, unbeweglich und gleichen sich dadurch meist wie ein Ei dem anderen. Was im erwähnten Opener vielleicht noch passabel wirkt, ermüdet schneller, als man Howard Shore um Hilfe anrufen kann.

Hier und da hört man äußere Einflüsse durch, etwa den "Ohoh-eh-oh"-Chor in "Dämon", der ganz klar bei Bastilles "Pompeii" geschnuppert hat. Mehrfach hat man das Gefühl, dass gleich eine Variation des Chorsatzes "O Fortuna" um die Ecke lugt. Ansonsten bleibt Witts Universum abgeschottet. Dass das Album mit einer Stunde Spielzeit viel zu lang ist, weil den Songs noch ewige Outros angehängt werden, ist Ehrensache. Das alles würde aber nur ein dröges, langweiliges Album abgeben. Witt lässt es sich jedoch nicht nehmen, höchstpersönlich zu zeigen, warum er auf dieser Seite zurecht ein Abo auf die niedrigsten Bewertungen hat. Seine Stimme presst sich ungelenk und ohne Sinn für Nuancen oder Melodie in die Songs, seine dramatisches Sabbern macht eine Ballade wie "Mein Diamant" zur Tortur. Dann und wann geht auch die Betonung mit ihm durch. O-Ton: "Verzeeeiih, mein Heehld / Das iiist diie Weehlt."

Womit wir bei dem Part wären, warum die überwiegende Mehrheit überhaupt Witt-Rezensionen liest: die Lyric-Zitate. "Rübezahl" enttäuscht nicht – Formulierungen, so umständlich wie das deutsche Steuerrecht und natürlich Schüttelreime, wohin man schaut. "Jeder wird mal gehen / Und auf dem Bette liegen / Oder auch im Dreck / Dann lässt sich nichts mehr biegen / Aus Versehen / Wird nichts gehen." "Noch dreht sich die Welt einsam dahin / Doch ich frage mich: Wo geht es hin?" "Wenn der Boden gefriert / Und das Leben verliert." Irgendwo muss es einen Generator geben, der für einen gegebenen Begriff mögliche Reimwörter ausspuckt. Und irgendjemand müsste Witt mal sagen, dass es in diesem Generator mehr als nur eine Ergebniszeile gibt. Da gerät "Wofür Du stehst" allein deshalb zum einsamen Highlight, weil der Text schlicht nicht auffällt und die Musik ganz gefällig ist und sich sogar kurz in Rage steigert.

2/10 also. Woran liegt es denn nun? Zum einen, weil "Rübezahl" immer mal wieder von hörbaren – meist instrumentalen – Passagen durchzogen wird. Zum anderen, weil Witt womöglich seine Meister gefunden hat. Pathetische Sämigkeit inklusive absolut inhaltsleerer Pseudoweisheit? Der Graf von Unheilig macht das längst routinierter. Totaler Trash mit unhörbarem Gesang und Texten, die provozieren wollen, aber einfach grundscheiße sind? Kollege und Freund Hubert Kah weiß, wo es eine Etage tiefer geht. Witt bleibt nunmehr als totaler Verlierer übrig, weil er nicht mal mehr auf der Rangliste der Loser ganz oben steht.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Wofür Du stehst

Tracklist

  1. Herr der Berge
  2. Ich will leben
  3. Dämon
  4. Goldrausch
  5. Mein Diamant
  6. Wofür Du stehst
  7. Quo vadis (feat. U 96)
  8. 1000 Seelen
  9. Eis und Schnee
  10. Agonie
  11. Wenn der Winter kommt
  12. Leben und Tod
  13. Wiedersehen woanders

Gesamtspielzeit: 58:40 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Rofrove
2018-04-03 18:30:37 Uhr
Nun, die verweiblichten und eierlosen Insassen des PT-Habitats können, ihrer Natur entsprechend, nätürlich nicht mit der NDH anfangen. wäre es anders, müsste man sich berechtigte Sorgen machen.
Rübezahl
2018-04-03 17:41:17 Uhr
Ich bin geistig behindert.

Watchful_Eye

User

Postings: 2773

Registriert seit 13.06.2013

2018-04-03 16:24:48 Uhr
Irgendein Troll hat hier offenbar richtig Bock auf Krawall mit den Witt-Fans.
Helle Wurst
2018-04-03 16:02:42 Uhr
Ihr langweilt einfach nur.
Rübezahl
2018-03-28 14:30:27 Uhr
Saugeiles Album. Geht wieder stark in die Richtung der Bayreuth Reihe.
Den Unsinn, den der Schreiber da von sich gibt, kann ich nicht nachvollziehen.
Anscheinend bewerten die falschen Leute bei Plattentests.de die Scheiben.
Seltsamerweise bekommen alle Veröffentlichungen, die in Richtung NDH gehen, hier ihr Fett weg.
Lasst es doch, wenn Ihr diese Richtung nicht mögt.
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