Athlete - Vehicles & animals
Parlophone / EMI
VÖ: 28.04.2003
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Brot und Spiele
Der Schweiß rinnt über die Stirn. Die Muskeln verkrampfen. Der harte Boden bohrt sich mit jedem Schritt wie tausend kleine Nägel in die Fußsohlen. Du spürst jeden Knochen einzeln. Und irgendwann Dich selbst nicht mehr. Sport ist Mord! Doch es geht auch anders: Entspannt auf der Couch herumlümmeln, in die Finger schnippen, im Takt mit den Zehen wackeln, ab und an ein Gläschen stemmen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen. Auch eine Art von Leibesertüchtigung. Es lebe der Sport!
Athlete machen es richtig. Sie halten nichts von unnötiger Kalorienverschwendung. "It's getting hot in here", singen sie. Und während gewisse R&B-Affen im selben Atemzug "So take off all your clothes!" fordern, machen Athlete einfach das Fenster auf, stellen auf Durchzug, singen "Must be something in the atmosphere" und zucken mit den Schultern um die Wette. Modellathleten sehen anders aus. Und klingen auch anders. Ein Glück, daß Athlete keine sind. Verschmitzt statt verschwitzt und saufend statt schnaufend.
Schrullige Briten sind schon etwas Feines - und diese hier ganz besonders. Im Vorübergehen fügen sie der jahrzehntelangen Geschichte der Seltsamkeit ein neues Kapitel hinzu und bemalen es mit Buntstiften in allen Farben. In der furiosen Single "El Salvador" heißt es "Fly to El Salvador / I don't know why and I don't know what for." Das macht zwar keinen Sinn, aber es reimt sich. In "You know" stellen sie fest, daß wir Menschen zum Abzählen zu wenig Finger und zum Denken zu wenig Kopf haben. Und in "Beautiful" breiten sie übertrieben pathetisch die Arme aus, um mit dem Brustton der Überzeugung festzustellen "Oh, this is beautiful / I've got to soak it up!" Na dann, wohl bekomm's!
Auch wenn stets die Bequemlichkeit regiert und oft momentelang die Stille mit einem verhuschten Ton um die Wette rangelt, entpuppt sich "Vehicles & animals" als Patchwork unzähliger Ideen. Hier ein Fiepen, dort ein Klimpern, da drüben ein paar Akkorde. Und wenn sich der quietschvergnügnte Casio mal wieder vordrängeln möchte, scheinen Athlete zu rufen: Halt, hinten anstellen! Wir haben schon drei Instrumente gleichzeitig. Und hassen nichts mehr als Überanstrengung.
Als ob die Songs mit ihren hinreißenden Arrangements nicht schon hübsch genug wären, setzt Joel Pott (wohl kein Künstlername; und falls doch, dann ein ausgesprochen guter) mit seiner Stimme dem Faß die Krone auf. Unser Lieblingsweirdo E von den Eels hat ihn zwar vermutlich nie gesucht, aber in Herrn Pott gefunden: seinen verlorenen Bruder. Das Rennen um die herzerfrischendste Weirdo-Platte des Jahres haben Athlete schon jetzt gewonnen. Und den Wettkampf um die schönste Reibeisenstimme? Laßt uns einen Blick aufs Zielfoto werfen ...
Highlights
- El Salvador
- You got the style
Tracklist
- El Salvador
- Westside
- One million
- Shake those windows
- Beautiful
- New project
- You got the style
- Vehicles & animals
- Out of nowhere
- Dungeness
- You know
- Le Casio
Gesamtspielzeit: 45:40 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27850 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-02-22 20:36:00 Uhr - Newsbeitrag
Rerelease zum 20. Jubiläum im April - schon bei einzelnen Händlern zu finden. Endlich! Lasst mir eine bitte. |
Schüttelfenster |
2009-08-11 22:41:45 Uhr
SHAKE THOSE WINDOWS!!! |
solea |
2009-08-11 22:35:11 Uhr
Ja bei den neuen Sachen hab ich das Gefühl, dass sie unbedingt nochmal in die Top Ten wollen. Aber das sei ihnen vergönnt. |
jo |
2009-08-11 22:27:46 Uhr
Achso: natürlich zu unrecht ;).Deswegen bin ich auch bisher etwas ernüchtert, in Anbetracht der beiden Songs die bisher vom neuen Album zu hören waren. |
jo |
2009-08-11 22:27:01 Uhr
'Wires' bleibt aber ein Top-Song...Und ja, holt euch ruhig mal die dritte ;). Die brauchte bei mir allerdings deutlich mehr Zeit, aber da sind wirklich feine Melodien 'drauf. Zwar weiterhin nicht mehr wirklich verspielt (eher stellenweise nahezu experimentell), aber auf jeden Fall weitaus "subtiler" als auf der 'Tourist'. Die war jedenfalls kein "Mainstream"-Release (wurde auch kaum beworben) und ging dementsprechend (und das, obwohl 'Tourist' ja 'Athlete' sehr viel Erfolg gebracht hatte) unter. |
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Referenzen
Eels; Gomez; Alfie; Badly Drawn Boy; Pavement; Stephen Malkmus; Blur; The Flaming Lips; Mull Historical Society; Super Furry Animals; XTC; Pulp; The Boo Radleys; The Beta Band; 22 Pistepirkko; Soulwax; Soul Coughing; Cake; Beck
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