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Crimer - Leave me baby

Crimer- Leave me baby

Muve / Musikvertrieb
VÖ: 23.02.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Stoßstürmer

Das Herz eines jeden BVB-Fans sollte einen Moment lang aussetzen, wenn er den Namen Alexander Frei hört. In diesem Sekundenbruchteil schwirren dann die ganz ganz großen Momente des Stürmers im Kopf herum: Der Stich ins Schalker Herz, als er den Meistertitel der Gelsenkirchener im Westfalenstadion verhinderte, oder das legendäre 3:3 nach 0:3 Rücklage gegen den Erzrivalen, das er mit einem Traumtor einleitete und schließlich mit einem Elfmeter vor der Gelben Wand in der 90. Minute perfekt machte. Kein Wunder, dass man sich als Namensvetter des Rekordtorschützen der Schweizer Nationalmannschaft ein Alter Ego zulegen muss. So geschehen bei dessen Landsmann und Synthie-Pop-Spezialisten Crimer. Der muss sich mit seinen Talenten allerdings auch nicht gerade verstecken, tanzt doch wahrlich niemand mit einer ähnlich bescheuerten Coolness – abgesehen vielleicht von Alex Cameron – , und gibt es sicher wenige, dessen Bariton so stark auf tanzbaren 80s-Synthies thront und dessen Mittelscheitel dabei aus einer Bravo selbigen Jahrzehnts stammt.

Klingt exzentrisch? Trifft auch auf sein Debüt "Leave me baby" zu, und gerade deswegen macht der leicht trashige Retro-Charme auch einen solchen Spaß, obwohl die Achtziger ja nicht erst seit Stranger Things als billige Trickkiste zum Abgreifen nostalgischer Gefühle herhalten müssen. Doch ähnlich wie Stranger Things macht auch Crimer so viel richtig, dass man sich dem Nostalgie-Trip ohne schlechtes Gewissen hingeben kann. So pflegt der Schweizer den melodischen Sog von "Badface", das den Hörer tief in berührenden Pathos hineinsaugt, um den ganzen Ernst schon im darauffolgenden "Cards" sofort wieder wegzuspülen und sein Baby zu einer gepflegten Partie "32, heb auf!" einzuladen. Und stellt klar: "I know it's hard to be the joker / You just have to be joking." Der Wankelmut des Schweizers ist gut eingefangen, wenn das tolle "The fortress" erst in zentnerschwerer Melancholie badet, das abschließende "Bad wishing" dann dazu aufruft, den Schwermut für einen Tanz ziehen zu lassen, und sich danach doch nicht mehr so sicher ist, ob es überhaupt einen Unterschied macht.

Musikalisch hingegen gestaltet sich die Stimmung von "Leave me baby" als weit weniger abwechslungsreich. Klar kommt "Sorrow" titelgerecht etwas düsterer und "Hours" etwas eingängiger daher, doch könnten Menschen mit einem Hang zu absurden Genre-Bezeichnungen jeden einzelnen Song mit einem begrifflichen Monstrum wie Retro-Synth-Dark-Wave-Dancefloor-Pop beschreiben und lägen damit gar nicht mal verkehrt. Aller Schubladen zum Trotz indes ist Crimer ein atmosphärisch-dichtes Album gelungen, das zwar gewiss noch ein bisschen Luft zum Meisterwerk hat, dafür aber reichlich Freude macht. Wer bedenkt, dass Alexander Frei, der Fußballer, sich am Anfang seiner Profi-Laufbahn nicht im Sturm des FC Basel durchsetzen konnte, kommt nur zu einem Schluss: Der Sturmlauf des musikalischen Alexander Frei alias Crimer hat mit "Leave me baby" gerade erst begonnen.

(Marcel Menne)

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Highlights

  • Badface
  • Hours
  • The fortress

Tracklist

  1. Coward
  2. Badface
  3. Cards
  4. Hours
  5. Tell the fire
  6. Sorrow
  7. The fortress
  8. Record collection
  9. Fighters
  10. Brotherlove
  11. I won't fall in love
  12. Bad wishing

Gesamtspielzeit: 43:53 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

musie

Postings: 3751

Registriert seit 14.06.2013

2018-09-02 13:13:40 Uhr
erstaunlich gute haltbarkeit. finde das album immer besser... inzwischen eine lockere 8/10... sehr schöne rezi hier übrigens!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-03-14 17:30:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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