Matthias Reim - Meteor

RCA / Sony
VÖ: 23.03.2018
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hölle, Hölle, Hölle
Krisen, Zoff und Streitereien gab es im Leben des Matthias Reim genug. Nach dem gigantischen Erfolg von "Verdammt ich lieb' Dich" durchschritt der Sänger so manches Tal. Eine Geschichte, die hinreichend erzählt ist. Seit einigen Jahren verkaufen sich die in schöner Regelmäßigkeit erscheinenden Alben Reims wieder richtig gut, was viel über die deutsche Musiklandschaft verrät. Denn die musikalische Qualität der Platten kann kein Grund für den Erfolg sein. Auch auf seinem neuesten Werk "Meteor" widmet sich der alternde Stenz voll und ganz seinem Kerngeschäft. Zu teils himmelschreiend billigen Instrumentals reiht er Plattitüden aneinander, natürlich mit Reibeisenstimme und natürlich total emotional. Das mag für seine Fans genau das sein, was sie von ihrem Helden erwarten, Außenstehende dürften "Meteor" mit einer Mischung aus Befremdung und Fassungslosigkeit rezipieren.
Dabei muss man fairerweise sagen, dass schlimmer immer geht. Im Vergleich zu Totalschäden wie Klubbb3 oder DJ Ötzi bietet der Mann mit der Lederhaut klassischen Hemdsärmel-Schlager im Geiste Wolfgang Petrys. Wie weit die Petryfizierung Reims mittlerweile fortgeschritten ist, zeigt die erste Single "Himmel voller Geigen": Die Akkordfolge des Refrains erinnert frappierend an "Weiß der Geier", und auch Instrumentierung und Arrangement sind mehr als nur inspiriert vom Schaffen Wolles. Es ist durchaus clever von Reim, sich in der seit Petrys Rückzug entstandenen Marktlücke zu positionieren. Zudem sind seine Songs zwar allesamt flach und austauschbar, aber eben auch perfekt auf die Zielgruppe zugeschnitten. Besonders textlich kennt Reim keine Scheuklappen. "Wir sind unten, es geht rauf / Wir beide sind einfach nur scheiße drauf", verkündet er in "Ich geb uns nicht auf", ehe er in "Meteor" sogar der großen Helene huldigt: "Du krachst in mein Leben wie ein Meteor / Totales Herzbeben, was hast Du vor?", lautet die Preisfrage. Immerhin hat der Meteor das Ghetto verfehlt, Massiv darf also aufatmen.
Der Blick geht meist zurück statt nach vorn. "Es war der Song" und "Verdammt nochmal gelebt" stehen stellvertretend für die Rückwärtsgewandtheit des Materials. Reim weiß noch, wie es früher war und käut zum gefühlt hundertsten Mal die Mär des Stehaufmännchens wieder. Und wenn gar nichts mehr geht, dann kommt ein "Nananana"-Refrain um die Ecke, um dem Ganzen inhaltliche Substanz zu verleihen. Aber Aufgeben scheidet selbstverständlich kategorisch aus. "Niemals zu müde, um auf der Bühne zu stehen" werde er sein. Was manche als Drohung verstehen werden, ist gleichzeitig auch tröstlich. So einen Kerl wie Matthias Reim haut eben nichts um. Nicht einmal ein Cover, das aussieht, als hätte es ein Jüngling im Hustensaftrausch zusammengebastelt. Derlei moderne Wege zur Unnüchternheit sind Reim glücklicherweise fremd, in seinen Songs geht es um Bier, lange Nächte und das Grauen.
Das ganze Drama bringt der Promotext zum Album auf den Punkt: "Matthias Reim ist immer noch der alte – aber er hat sich diesmal neu erfunden!", verkündet dieser. Wie genau diese Neuerfindung klingen soll, ist auch nach mehrmaligem Konsum von "Meteor" nicht zu bestimmen. Themen, Sound und Darbietung entsprechen exakt dem, was Reim schon immer macht. Daran ändern auch ein paar verstreute Akustikgitarren und ein Live-Schlagzeug nichts. Dem Sänger eine "Letzte Chance" zu geben, erscheint ob der vernichtenden Beweislage namens Gesamtwerk widersinnig. Selbst ganz erträgliche Schlagerballaden wie "1000 Gründe" können daran kaum etwas ändern. Frei nach Sven Hannawald: Soll er sein Zeug machen, gekauft wird es so oder so. Gerne auch in der Premium-Box mit extra Käse.
Highlights
- -
Tracklist
- Himmel voller Geigen
- Letzte Chance
- Ich geb uns nicht auf
- Erzähl mir nichts von Liebe
- Meteor
- Niemals zu müde
- Es war der Song
- Verdammt nochmal gelebt
- Wieder am Start
- 1000 Gründe
- Chaot
- Es ist Wahnsinn
Gesamtspielzeit: 44:46 min.
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