The Skull Defekts - The Skull Defekts

Thrill Jockey / Rough Trade
VÖ: 23.02.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Château Migraine
Aufhören, wenn es am schönsten ist? Ein Grundsatz, der einem bei The Skull Defekts aus Göteborg nicht gerade als Erstes einfällt. Glaubt man Gitarrist und Drone-Schrauber Joachim Nordwall, waren die Rahmenbedingungen für den neuen Longplayer sogar ziemlich ungünstig, da sich Gründungsmitglied Jean Louis Huhta sowie Daniel Higgs, Ex-Frontmann der Dischord-Heroen Lungfish und seit 2011 Sänger der Schweden, im Anschluss an den Vorgänger "Dances in dreams of the known unknown" verabschiedet hatten. Und als sich Nordwall, Drummer Henrik Rylander, sowie Gitarrist und Elektroniker Daniel Fagerström wieder im Studio befanden, wurde bald klar: So konnte es nicht weitergehen, auch wenn Mariam Wallentin alias Mariam The Believer vom surrealen Folk-Duo Wildbirds & Peacedrums den restlichen drei tatkräftig unter die Arme griff. Und so waren The Skull Defekts nach den Aufnahmen und nach 13 Jahren schamanisch-perkussivem Noise-Rock auf unzähligen Tonträgern Geschichte.
Andere Gruppen würden eine so konzertierte Auflösung feiern, in dem sie sich gemäß musikalischem Gehalt eine Kiste Château Migraine hinter die Binde kippen – The Skull Defekts hingegen hauen noch mal richtig einen raus. Da muss es schon "A brief history of rhythm, dub, life and death" sein, um die Zusammenhänge zwischen Tribal-Beats, industriellem Gekreische und dem Weg allen Fleisches zu verdeutlichen. Ein Opener, als hätte Adrian Sherwood das geistesverwandte Liars-Gehäcksel "They were wrong, so we drowned" in rostige Dubplates geätzt. Wo da der Noise-Rock bleibt? Bitte, da ist er schon: "Clean mind" sorgt mit einem Basslauf für Druck, Rylander paukt einen zuckenden Stahltanz, der in seiner Zeit bei Union Carbide Productions mehr als fehl am Platze gewesen wäre, und voluminöser Fuzz fährt alles gegen die Wand. Später dreht "A message from The Skull Defekts" mit Riffgewalt und Feedback-Walze noch eine Idee weiter auf – den nächsten zähneknirschenden Hit verhindert hier lediglich der fehlende Gesang.
Doch auf solche sind The Skull Defekts auf ihrem letzten Album ohnehin nicht aus: Selbst dem dank präziser Licks, behutsamen Piano-Tropfen und betont zurückhaltenden Vocals vordergründig harmonieseligen "The dance" verleiht aufgeworfene Distortion-Grundierung eine gespenstische Note, und singt Walletin im monströsen Neunminüter "Slow storm" sirrend Zaubersprüche ab, droht "The Skull Defekts" gar in einem verwunschenen Sud aus repetitivem Post-Rock und organisiertem psychedelischem Chaos zu versinken. Doch bevor sie endgültig abtreten, holen die Skandinavier noch einmal mit Getöse die Gitarrensäge raus, zerlegen die Schädelplatten des Hörers und setzen sie verkehrt herum wieder zusammen, bis der Abschluss "The beauty of creation and destruction" beinahe als Sleaze-Rocker auf durchgeschmorten Synthies durchgehen könnte. Und wenn die letzte heruntergestimmte Saite verhallt ist, reibt man sich verwundert die Ohren: Diese Band soll am Ende sein?
Highlights
- Clean mind
- The dance
- The beauty of creation and destruction
Tracklist
- A brief history of rhythm, dub, life and death
- Clean mind
- The dance
- Slow storm
- Powdered faces
- All thoughts thought
- A message from The Skull Defekts
- The beauty of creation and destruction
Gesamtspielzeit: 42:11 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
noise Postings: 1042 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-03-11 23:12:10 Uhr
Durch Zufall draufgestossen. Kannte die Band bis dato nicht. Klanglich so ein krudes Psych-Noise-Rock Gemisch. Sollte man sich anhören. Kommt jedenfalls auf meine Must-Have Liste. Schade nur, dass sie sich jetzt auflösen. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28251 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-08 22:08:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Liars; Mi Ami; HEALTH; Oneida; People Of The North; Kid Millions; Lightning Bolt; Black Pus; These Are Powers; The Mae Shi; Staer; Eat Skull; Black Dice; Action Beat; Metz; Dope Body; Modey Lemon; Destruction Unit; Zulus; The Locust; Part Chimp; Shit And Shine; Doomsday Student; Arab On Radar; Hypochristmutreefuzz; Pile; Girl Band; Melvins; Big Black; Shellac; Rapeman; The Jesus Lizard; Drunks With Guns; Flipper; Feedtime; Killdozer; Lungfish; Zomes; Nation Of Ulysses; Escape-Ism; Pissed Jeans; So Pitted; Unsane; Jaguar Love; Unwound; We Are Wolves; Suuns; Disappears; Nonpareils; Parts & Labor; Upper Wilds; Dan Friel; Mariam The Believer; Wildbirds & Peacedrums; Thus Owls; Young Widows; Gnod; Boredoms; OOIOO; Nisennenmondai; Union Carbide Productions; The Soundtrack Of Our Lives; Ebbot Lundberg & The Indigo Children
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- The Skull Defekts - The Skull Defekts (2 Beiträge / Letzter am 11.03.2018 - 23:12 Uhr)
- The Skull Defekts - Dances in Dreams of the Known Unknown (11 Beiträge / Letzter am 03.06.2016 - 23:46 Uhr)
- The Skull Defekts - Peer amid (1 Beiträge / Letzter am 16.02.2011 - 20:39 Uhr)