Naked Cameo - Of two minds

Futuresfuture / Soulfood
VÖ: 02.03.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Out of the woods
Österreichische Pop-Exporte sind seit ein paar Jahren durchaus in Mode. Wo Falco einst begann, die Welt zu erobern, stehen nun Bands mit der typischen Lässigkeit im Ausdruck, die der deutschen Sprache oftmals abgeht. Wanda und Bilderbuch füllen die Hallen und erspielen sich ein Publikum weit über die Landesgrenzen hinaus. Voodoo Jürgens funktioniert als verlotterter Liedermacher mit dem Anstrich eines Wiener Prekariats. Naked Cameo stammen ebenso aus der Alpenrepublik, aber haben mit dialektgeprägtem Rock- oder Austro-Pop im Allgemeinen kaum Schnittmengen. Die vier Mitglieder stehen noch am Anfang ihrer Karriere und sind eher Anheizer für Acts wie Wolf Alice als abendfüllende Hauptattraktion. Dass dies kein Zeichen für einen Mangel an Qualität sein muss, ist so klar wie der belebende Effekt einer guten Melange. Über das junge Label Futuresfuture des Rappers Gerard bringen Naked Cameo nun eine Platte voller Pop-Perlen, die sich fulminant in die Hirnwindungen schrauben. Das Debütalbum "Of two minds" gerät zu einer wilden Mischung aus Elektro, R&B, Soul und einem Füllhorn an Melodien, die sich so bedächtig festsetzen wie der lakonische Humor eines Josef Hader.
Das Quartett aus Oberösterreich, das inzwischen in Wien beheimatet ist, releaste im Juni 2017 eine kurze EP mit dem Titel "Luddite". Das titelgebende Stück taucht ebenso auf dem Debüt auf und hat nichts von seiner Klasse eingebüßt. Auch auf dem Album "AAA" des Labelchefs waren erste Auszüge von Naked Cameo zu vernehmen. Der Song "Play/Skip" enthielt eine rasantere Version von "Coming for me". Die Einstiegszeile in jenen Track könnte kaum passender für die Gesamtheit des Outputs der Österreicher sein: "Come with me I won't let go / It's spring and I can't wait for snow." Im doch recht beliebten Frühling den Winter herbeizusehnen, zeugt von einer gewissen Lust, widerspenstig zu sein und Wagnisse einzugehen. Einmal zwischen den Sound-Flächen und dem Falsettgesang von Sänger Lukas Maletzky angekommen, ist es nahezu unumgänglich, darin zu versinken und wahrhaft schwer, wieder zu entkommen. In bester Tradition internationaler Indie-Helden bleiben Naked Cameo schmamlos im Ohr hängen. Die Kompositionen gelingen dabei anschmiegsam, berührend und immer aufregend.
Die hin und wieder wilden Stilorientierungen gehen absolut harmonisch ineinander über. Mit jedem Hören entpuppen sich zusätzliche Details, die zunächst durch die polierte Oberfläche verdeckt blieben. Indie-Pop aus dem Nachbarland hat funky Gitarren wie in "Pocket Dial" und einen Groove, der seinesgleichen sucht. Dabei sind die Texte oft melancholisch und mit hintergründigem Witz angereichert. Die eigenen Worte werden schon mal selbstreferenziell wie in "Son house" mit "I make language myself" angekündigt und verhallen Augenblicke später in einem angesungenen Suffgeräusch. Das hat dann doch kurz etwas von den erfolgreichen Austro-Pop-Kollegen und ihrer Sympathie-Klaviatur. Besagter Song haftet zudem der Charme eines geradezu absurd schmissigen Abzählreims an. Da macht es nichts, dass die Vier im Video zu "Coming for me" noch im Wald stehen. Sie werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit da raus kommen. Die Details in den Produktionen, die Tanzbarkeit, die Hit-Dichte – sowas nennt sich wohl "abgeliefert". Die internationale Messlatte wurde so leicht übersprungen, dass alles andere als ein baldiger Durchbruch eine Überraschung wäre.
Highlights
- Son house
- Coming for me
- Luddite
- Clueless
Tracklist
- Pony
- Son house
- Ephemeral
- Pocket dial
- Falling for you
- Coming for me
- Of two minds
- Sockhop
- Luddite
- Florence Nightingale
- Clueless
- Phony
- Snake oil
Gesamtspielzeit: 36:04 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
008 |
2018-03-20 00:15:11 Uhr
Das Album ist DOPE! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28017 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-08 22:07:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Phoenix; Zoot Woman; Gerard; Hot Chip; Junior Boys; Cassius; Soulwax; Tahiti 80; David Bowie; Pet Shop Boys; Cut Copy; The Presets; MGMT; Air; Avril; Sebastién Tellier; Bertrand Burgalat; Justin Timberlake; Mika; Hercules And Love Affair; Junior Boys; Calvin Harris; Scissor Sisters; Fischerspooner; Gonzalez; Jamie Lidell; Gorillaz; Sam Sparro; Hard-Fi; Alphabeat; XTC; Steely Dan; Fleetwood Mac; Les Rhythmes Digitales; Mirwais; The Whitest Boy Alive; Röyksopp; International Pony; Moonbootica; Moby; Das Pop; The Flaming Lips; The Bees; The High Llamas; Beck; Dionysos; Cornershop; Big Yoga Muffin; Adam Ant; Hall & Oates; Prince; Stevie Wonder; Curtis Mayfield; Maroon 5; Bran Van 3000; Jamiroquai; ABBA; Beatles; VHS Or Beta; Bloc Party; We Are Scientists; Hot Hot Heat; Franz Ferdinand; Fotos; Badly Drawn Boy; Alfie; Babybird
Bestellen bei Amazon
Threads im Plattentests.de-Forum
- Naked Cameo - Of two minds (2 Beiträge / Letzter am 20.03.2018 - 00:15 Uhr)