Loma - Loma

Sub Pop / Cargo
VÖ: 16.02.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Scheiden tut gut
Es mag eine Binsenweisheit sein, aber: Musik verbindet. Beim Konzert, im Club oder im Plattentests.de-Forum, wenn sich die User mal wieder freundlich anpflaumen. Emily Cross und Dan Duszinsky alias Cross Record und Jonathan Meiburg von Shearwater werden zustimmen: Als die zusammen auf Tour waren, verstanden sich die drei Amerikaner auch künstlerisch so gut, dass sie Loma ins Leben riefen. Auch Cross und Duszinsky hatten sich über die Musik kennengelernt und sogar geheiratet – was aber nur eine Seite der Geschichte ist: Die Aufnahmen zum Loma-Debüt endeten nicht nur mit einem Album voll melancholisch-düsterem Indie-Pop, sondern auch mit Cross' und Duszinskys Scheidung. Die Zukunft von Cross Record ist folglich ungewiss – die des frisch gegründeten Trios dürfte ungleich rosiger aussehen.
Selbst wenn "Loma" mit dem im Beziehungs-Sinne offensichtlich wenig erfreulichen, sachte aber unheilschwanger geklampften "Who is speaking?" eröffnet, das kurz Streicher aufheulen und Cross fragen lässt: "What does the night have to do with the day?". Kein esoterisches Geschwafel der Sorte, für Träumer sei die Nacht die einzig wahre Tageszeit, sondern womöglich die gleiche böse Vorahnung zwischenmenschlicher Unvereinbarkeit, wie sie auch der akustische Piano-Taumel "I don't want children" im Titel trägt. Dass Loma sich selbst und ihre Musik vorrangig mitnichten betrauern, wird jedoch schnell klar. Etwa bei den rauen Rhythmen von "Dark oscillations", die Cross mit traumhafter Gesangsmelodie beschwichtigt, oder in "Joy", wo sich Anrufungen im Daughter-Stil mit den zeitlosen Aspekten des TripHop versöhnen.
Cross' Stimme und Duczynskis zumeist unwägbares Schlagzeug verleihen den Stücken dabei trotz der harmonischen Grundstimmung eine ungreifbare, aber omnipräsente Spannung. Meiburg tut das Seine und kleidet sie mit spröden Pianos und flächig brandenden Akustikgitarren aus, wobei die Naturverbundenheit des studierten Ornithologen mittels Feldaufnahmen von Vogelgezwitscher und Hundegehechel auch hier zum Ausdruck kommt – so im unruhig polternden "White glass", nachdem Cross im Video zur knorrigen Uptempo-Single "Relay runner" kurz zuvor noch unbekümmert über einen Geschicklichkeits-Parcours für Vierbeiner gehüpft ist. Eine treffliche Beschreibungsebene für die Art, wie "Loma" oft hinreißend leichtfüßig zwischen Folk, Torch-Song und unsanftem Gerumpel hindurchtänzelt.
Spurenelemente von Shearwater finden sich allenfalls in vereinzelter "Quiet Americans"-Tanzbarkeit oder beim Instrumental "Jornada", das sich ein ungemütliches Riff leistet. Ansonsten beherrscht Cross das Geschehen jederzeit, wenn sie über emotionale Bande und die Notwendigkeit des Loslassens meditiert – und vor allem im so beschwörenden wie betörenden Abschluss "Black willow" verdeutlicht, wie ernst es ihr mit diesen Reflexionen ist: "I carry a diamond blade / When you said serve you I will not / And I'm living on." Eine wunderbare Downbeat-Kostbarkeit, die am Ende lediglich aus einem hypnotischen Choral zu bestehen scheint und bei der Easy Listening nur funktioniert, wenn man die Worte von ihrer Bedeutung löst – das stolze Finale eines vorzüglichen Albums, nach dem der Hörer weiß: Scheiden muss nicht immer weh tun. Zumindest nicht ausschließlich.
Highlights
- Dark oscillations
- Joy
- Relay runner
- Black willow
Tracklist
- Who is speaking?
- Dark oscillations
- Joy
- I don't want children
- Relay runner
- White glass
- Sundogs
- Jornada
- Shadow relief
- Black willow
Gesamtspielzeit: 45:18 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28474 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-02 13:58:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Gomes21 Postings: 5514 Registriert seit 20.06.2013 |
2018-02-17 19:58:20 Uhr
kann man übrigens bei Bandcamp komplett hörenhttps://lomamusic.bandcamp.com/album/loma |
Gomes21 Postings: 5514 Registriert seit 20.06.2013 |
2018-02-17 13:59:14 Uhr
ja, absolut top was ich bis jetzt gehört habe. |
musie Postings: 4065 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-02-17 12:59:25 Uhr
und SUB POP meistens auch ein gutes Indiz... |
musie Postings: 4065 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-02-17 12:58:34 Uhr
Richtig richtig gut!! Gefällt mir gerade auch total... |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Cross Record; Shearwater; Angel Olsen; Daughter; Warpaint; Jennylee; Waxahatchee; Allison Crutchfield; Julia Holter; Lowly; Beth Gibbons & Rustin Man; Portishead; Lamb; Broadcast; Crustation; Bronagh Slevin; Anna Burch; Julia Jacklin; Regina Spektor; Joan As Police Woman; Emily Haines; Adna; Still Corners; Melody's Echo Chamber; Wye Oak; Tamaryn; Exitmusic; Forest Fire; Yeasayer; Papercuts; Beach House; Mazzy Star; Trailer Trash Tracys; Memoryhouse; Pure Bathing Culture; Virginia Wing; Blonde Redhead; Laika; Pram; Bowery Electric; Hipkiss; Air; Aldous Harding; Nadine Shah; Julianna Barwick; Wildbirds & Peacedrums; Angus & Julia Stone; Papercranes; Nina Nastasia; Lucy Dacus; Julien Baker; Mirel Wagner; Mitski; Flo Morrissey; Tu Fawning; Akron/Family; The Angels Of Light; Phosphorescent; DM Stith; Espers; Arbouretum; Son Lux; The Luyas; Linda Thompson; Sandy Denny; Fairport Convention; Fotheringay; Silver Apples
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
