Joan Baez - Whistle down the wind
Proger / H'Art
VÖ: 02.03.2018
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schlussnoten
Die Schallplatten von ihr liegen noch auf den Dachböden der Eltern rum, gequetscht zwischen Alben von Janis Joplin, Bob Dylan und Neil Young. Die Proteste der Sechziger, sie sind endgültig vorbei, nachdem der Staub das Vinyl kaputt gemacht hat. Auch sind Proteste heute anders, lauter. Joan Baez marschierte vor rund 50 Jahre nach Washington und auf die Bühnen der Welt, etwa beim Woodstock-Festival. Anti-Sein als Umwälzer. Mit einer Stimme die Ungerechtigkeit ausmerzen, das wollte sie. 2017 wurde Joan Baez in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen. Und in ihrer Dankesrede hat sie betont, wie sie tiefere Bedeutung und große Freude finden konnte – im Kampf für Veränderungen.
"Whistle down the wind" ist der letzte Baustein in diesem Werk. Ein Schlusspunkt. Ein Abschied. Baez nimmt wieder Songs anderer auf. Sie hat das schon häufiger getan, als würde sie unter der Firnis heutiger Musik den Veränderungsgeist suchen. Und verdeutlicht nochmal, wie ihre Generation das Aufbegehren auslebte. Etwa mit "Another world", diesem im Original resignierenden, sich selbst aufgebenden Stück. 2008 machte Anohni, damals als Antony & The Johnsons, folgende Worte berühmt: Ich brauche eine andere Welt, wird dort Frieden sein? Ich brauche eine andere Welt, diese hier ist bald verloren. Baez münzt um, nicht fragil und erschüttert wie Anohni trägt sie vor, dafür geradlinig, stur, ankreidend, kämpferisch. Diese Haltung macht sie aus, und mit dieser Haltung nimmt sie die Songs ein, um gegen die Verhältnisse anzusingen.
Es sind Melodien und Texte von Tom Waits, Tim Eriksen, Josh Ritter und Richard Thompson, die Baez umgearbeitet hat. Dezent vorgetragen, schlicht und zart, dass dieses so schmerzlich schöne, pure Sopran umso stärker hervortritt. Baez hat selbst ganz gut zusammengefasst, was "Whistle down the wind" bietet: "Melancholische Songs, die aus einer kaputten Gegenwart zurückblicken, gesungen mit einer Stimme, die in diesen Jahrzehnten eine ganze Oktave tiefer geworden ist." Einer Stimme, die mit 77 Jahren klarer denn je klingt. Kein Platz für Zynismus, keine Zeit fürs Grämen, stattdessen: Weitermachen, weiter hoffen. "Civil war" von Joe Henry hat Baez in eine nahbare, durch mehr Klavier und Pedal-Gitarre dem Country nähere Version verändert.
In der spärlichen Instrumentierung ist es Baez' Stimme, die streitet: Sehnsüchtig, voller Wehmut, düster, dabei stark und nie resignierend. Das ist die Stimme des Protests. Ohne Hass. Ohne Gewalt. Ohne Waffen. Wie auch in "The president sang Amazing Grace", von Zoe Mulford, das diesen weltläufigen Moment aufgreift, als Barack Obama nach den Schießereien in einer Kirche in Charleston 2015 keine Worte mehr fand und begann, das bekannte Kirchenlied zu singen. Musik konnte einmal die Welt verändern. An diesen Konjunktiv dieser Vergangenheit erinnert "Whistle down the wind".
Highlights
- Whistle down the wind
- Another world
Tracklist
- Whistle down the wind
- Be of good heart
- Another world
- Civil war
- The things we are made of
- The president sang amazing grace
- Last leaf
- Silver blade
- The great correction
- I wish the wars were all over
Gesamtspielzeit: 41:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Sebastian S. |
2018-03-03 21:21:28 Uhr
Ein wunderbares, unprätentiöses Alters- ubd Abschiedswerk. Wehmütig, ja - aber als letztes Lied noch einmal Joan Baez' unverhandelbares Credo: I wish the wars were all over! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26286 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-02 13:56:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
folk 66 |
2018-01-09 08:34:05 Uhr
auf jedenfall ist die stimme weit besser als die vom dylan!!!!!! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26286 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-09 00:34:21 Uhr - Newsbeitrag
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 26286 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-11-23 19:54:44 Uhr - Newsbeitrag
Die legendäre Sängerin, Songwriterin, Aktivistin und “Rock & Roll Hall Of Fame” Mitglied Joan Baez wird am 02. März 2018 ihr neues und damit letztes Studioalbum „Whistle Down The Wind“ via Proper Records veröffentlichen und zudem auf große Welttournee gehen.„Whistle Down The Wind“ ist das erste Studioalbum seit dem 2008 erschienenen „Day After Tomorrow“. Produziert wurde es von Joe Henry und beinhaltet Cover-Songs von Größen wie Tom Waits, Josh Ritter, Anohni, Joe Henry, Mary Chapin Caprenter, Zoe Mulford, Eliza Gilkyson, Tim Eriksen und Richard Thompson. Die Tour startet am 2. März in Stockholm in Schweden und ab dem 25. März wird sie auch in Deutschland auftreten. „Da 2018 mein letztes Jahr mit einer ausgedehnten Tour sein wird, freue ich mich mit einem wundervollen Album wieder ‚on the road‘ zu sein, auf welches ich mehr als stolz bin. Das wird eine besondere Gelegenheit sein diese neue Musik sowie meine langjährigen Favoriten mit meinem Publikum auf der ganzen Welt teilen zu können“, erzählt Joan. Baez Karriere umfasst mehr als 50 Jahre während sie an vorderster Front der Civil Rights Bewegung marschierte, 1963 völlig unbefangen Bob Dylan der Welt vorstellte, Vaclav Havel dazu inspirierte für eine Tschechische Republik zu kämpfen, und sie führt dies bis heute auf leidenschaftliche Weise fort. Sie hat bereits viele Auszeichnungen entgegen genommen inklusive des Recording Academy Lifetime Achievement Awards und des Amnesty International Ambassador of Conscience Awards. Tourdaten Deutschland: 25.03.18 – Frankfurt a.M., Alte Oper 26.03.18 – München, Philharmonie 31.03.18 – Hamburg, Mehr! Theater 28.07.18 – Hall/Saale, Freilichtbühne Peißnitz 29.07.18 – Berlin, Zitadelle Spandau 31.07.18 – Ludwigsburg, Residenzschloss Ludwigsburg 01.08.18 – Schwetzingen, Schlossgarten Schwetzingen 03.08.18 – Köln, Roncalliplatz JOAN BAEZ – Whistle Down The Wind (Proper Records/H’art) – VÖ: 02.03.2018 |
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Referenzen
Judy Collins; Joni Mitchell; Janis Ian; Vashti Bunyan; Tracy Chapman; Marianne Faithfull; Alison Krauss; Indigo Girls; Suzanne Vega; Tom Waits; Leonard Cohen; Bob Dylan; Neil Young; Pete Seeger; Donovan; Simon & Garfunkel; Cat Stevens; Tim Buckley; Odetta; Karen Dalton; Dolly Parton; The Byrds; Townes Van Zandt; The Mamas & The Papas; Buffalo Springfield; Phil Ochs; Joe Hill; Kate Wolf; Woody Guthrie; Melanie; Nico; Van Morrison; Gillian Welch; Lucinda Williams; Patti Smith
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