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Felix Jaehn - I

Felix Jaehn- I

Virgin / Universal
VÖ: 16.02.2018

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Formel I

MS Dockville Festival 2015 auf der Hamburger Elbinsel. Ich erinnere mich noch genau daran, nichts Böses ahnend zur Nest-Bühne zu kommen, um anzuhören, wie Du Dein Set so meisterst und wie Du in natura aussiehst. Aber bereits gefühlte 500 Meter vor der eigentlichen Sause ging aufgrund des Menschengedränges gar nichts mehr. Dazu das Kreischen der Teenie-Menge, durch welches ich mir gleichermaßen taub und alt vorkam. Schon klar, lieber Felix Jaehn, das war halt Dein Jahr. Dass Du ein paar Wochen zuvor mit Deinem Remix von "Cheerleader", einem Song des jamaikanischen Reggae-Künstlers Omi, einen weltweiten Hit landen würdest, konnte bei der Verteilung der Stages wohl noch keiner ahnen. Und dass Du danach einer der erfolgreichsten DJs aus diesen Landen werden würdest.

Wir beide haben sogar einiges gemeinsam. Also abgesehen von einem irre geilen Vornamen und einer umwerfenden äußeren Erscheinung. Im exakt gleichen Alter von sieben Jahren wandten wir uns einem Saiteninstrument zu. Du Geige, ich Gitarre. Wir beide mussten das außerdem später zugunsten von mehr Ballsport reduzieren. Und hey, wäre ich Musikstar geworden – bei mir hätte man auch nur solch nichtssagendes Gewäsch für den Promozettel aus der unspannenden Vita pressen können. Aber Du stehst jetzt hinter den Reglern, und ich darf Dein Debütalbum "I" rezensieren. Die Wege kreuzen sich eben doch.

Warum ich mich mit deiner Platte so gut identifizieren kann? Sie klingt wie unsere vorigen Lebensläufe. Behütet aufgewachsene Milchgesichter halt. Da gibt es nicht viel Spannendes zu erzählen. Und wie auch mir nur bleibt, bei der Frage nach bemerkenswerten Wendepunkten im Leben die notdürftig zusammengekratzten ein bis zwei Stories aus der Vergangenheit aufzuwärmen, verlässt Du dich auch darauf, eine bewährte EDM-Formel aufzukochen. Ruhige Strophe, Spannungsaufbau in der Bridge bis zum Knall und ein gelöster, halbinstrumentaler Refrain. Alles in gut drei Minuten durch. Welches Lied meine ich? "Better"? Oder "On a body like you"? "Forever young"? Oder gar "LOV"? Du weißt es sicher selbst: natürlich alle der genannten.

Die Kompetenz auf diesem Feld kann man dir keinesfalls abstreiten. Das Gespür für Melodie ist da, ebenso für den Rhythmus zum Mitwippen. Gerade wenn Soul in die Mischung einfällt wie im Opener "Cool" oder beim fast schon an Disclosure erinnerenden "Don't say love", wird es richtig gut. Auch wie Du dem ollen Ed Sheeran mit dem "Photograph"-Remix Beine machst, ist zwar nicht originell, aber irgendwie dank der tollen Bridge-Harmonie effektiv. Ähnlich ist es beim Projekt Eff mit Mark Forster, dessen "Stimme" hier immerhin besser eingesetzt ist als bei seinem eigenen Kram. Das macht ein paar Songs lang Laune. Nur hat "I" mal satte 25 davon. Die ersten 15 sollen Deiner Aussage nach das eigentliche Album-Statement sein, als Gäste gibt es Gucci Mane und circa 20 Leute, von denen man nie gehört hat. Der Rest ist eine Kollektion der vorigen Singles. Das bedeutet, dass einem die grauenvolle Fußball-Sause "Jeder für jeden" mit Herbert Grönemeyer kurz vor Ende doch nicht erspart bleibt. Wobei es vor allem der altgediente Gröni nach seinem Fiasko "Der Löw" eigentlich hätte besser wissen müssen. Und Du machst ja eh nichts anders als sonst.

Da fällt es schon auf, wenn "Cut the cord" hier in einer Version mit dem kleinen Zusatz "(Acoustic)" vorhanden ist. Total stromlos ist das nicht, die Beats kommen weiterhin aus dem Laptop. Aber dank der gelungenen Melodie hört sich das hübsch an und ist eine Abwechslung. Inmitten all dieser unglaublich kompetenten, angeschmiegsamen, aber halt auch ziemlich egalen Musik, die vermutlich dank clever erkannter Streaming-Vorteile auf 77 Minuten aufgeblasen wurde. Mehr gestreamte Songs, mehr Charterfolg. Die kreischenden Jugendlichen lassen es wohl eh komplett durchrauschen. Aber was sollen wir zwei Hamburger Langweiler da schon dagegen haben? Ach übrigens, weil es mir bei Deinem Gig zu voll war, habe ich mir nebenan Die Vögel angeschaut und damit eine sensationelle Entdeckung gemacht. Komm doch gern mal zu denen mit. Von wegen originelle Herangehensweise an elektronische Musik.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Cool (feat. Marc E. Bassy & Gucci Mane)
  • Don't say love (feat. Rothchild)
  • Cut the cord (Acoustic) (feat. Patrik Jean)
  • Photograph (Felix Jaehn remix) (Ed Sheeran)
  • Cheerleader (Felix Jaehn remix / Radio edit) (Omi)

Tracklist

  1. Cool (feat. Marc E. Bassy & Gucci Mane)
  2. Jenny (feat. R. City & Bori)
  3. Don't say love (feat. Rothchild)
  4. Honolulu (feat. Matlock)
  5. Hot2touch (Felix Jaehn & Hight & Alex Aiono)
  6. Like a riddle (feat. Hearts & Colors & Adam Trigger)
  7. Better (feat. Clara Mae)
  8. On a body like you (feat. Rachel Salvit)
  9. Millionaire (feat. Tim Schou)
  10. Feel good (Mike Williams & Felix Jaehn)
  11. Forever young (feat. Lxandra)
  12. LOV (feat. Sondr & Andrew Jackson)
  13. Figure you out
  14. Last summer (feat. Troi Irons)
  15. Cut the cord (Acoustic) (feat. Patrik Jean)
  16. Ain't nobody (loves me better) (feat. Jasmine Thompson)
  17. Book of love (feat. Polina)
  18. Bonfire (feat. Alma)
  19. Photograph (Felix Jaehn remix) (Ed Sheeran)
  20. Eagle eyes (Radio edit) (feat. Lost Frequencies & Linying)
  21. I do
  22. Cloud 9 (Felix Jaehn remix) (Aden x Olson)
  23. Stimme (Eff)
  24. Jeder für jeden (Herbert Grönemeyer & Felix Jaehn)
  25. Cheerleader (Felix Jaehn remix / Radio edit) (Omi)

Gesamtspielzeit: 76:41 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Bumm
2018-02-28 17:49:23 Uhr
Ist ja wahnsinnig interessant. Aber was ist das Problem daran?
Nun ja
2018-02-28 11:55:38 Uhr
Ich nenne es "Knöpfchendrehen und die Hauptarbeit den kollaborierenden Künstlern überlassen". Guetta und die restlichen Witzfiguren dieser Zunft sind keine Künstler, sondern einfach nur gehypte Bubis mit Mischpult.
Hmtja
2018-02-28 11:16:53 Uhr
Ich glaube, man nennt es "Musik machen"...
Warum
2018-02-28 10:51:46 Uhr
wird hier Musik von Knöpfchendrehern rezensiert? Was genau leisten diese Menschen?
George Michael
2018-02-24 19:00:37 Uhr
Bisexuell ist das neue schwul.
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