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IAMX - Alive in new light

IAMX- Alive in new light

Caroline / Universal
VÖ: 02.02.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Er ist nicht gut drauf

Leiden und Leben gehören zusammen. Was Buddhisten glauben, hat Chris Corner verinnerlicht. Unermüdlich vertont er als IAMX sein Ringen mit dem Dasein. Dass er dabei durchgehend dick aufträgt? Geschenkt. Das gehört einfach dazu. Dass es ihm auf seinem neuen Album "Alive in new light" nicht gelingt, seinem Gesamtwerk neue Facetten hinzuzufügen, bedarf allerdings einer genaueren Analyse. Noch immer regieren tief im Synth- und Wavepop der 1980er-Jahre verwurzelte Sounds, die Corner mal mehr, mal weniger mutig mit Einflüssen aus anderen Genres verbindet. Über allem thront seine ebenso vielseitige wie einzigartige Stimme. Genau diese Stimme ist es auch, die bestimmt, ob man etwas mit IAMX etwas anfangen kann oder nicht. Denn Corner leidet nicht nur, er jammert auch gerne.

Was in schicken Uptempo-Songs wie dem Titeltrack oder dem von volltönenden Bässen angetriebenen "Break the chain" gut funktioniert, erzeugt besonders in ruhigeren Momenten Irritation. Wenn der ehemalige Wahlberliner in "The power and the glory" mit aller Gewalt auf die Tränendrüsen drückt, ist ein dickes Fell vonnöten, um nicht vor lauter Ergriffenheit die Flucht anzutreten. Dabei ist Corner ein versierter Songwriter, der auch ein feines Händchen für überraschende Klänge besitzt. Der in der Mitte von "Exit" einsetzende Beat ist hierfür ein Musterbeispiel. Schon immer besaßen die Werke von IAMX eine gewisse Nähe zu Gothic und Industrial, wobei es schade ist, dass gerade die Industrial-Elemente auf "Alive in new light" eher kurz kommen. Dies sorgt für ein merkwürdig gleichförmiges Soundbild. Zudem besitzen die Tracks zwar eine Menge Wumms, schrammen gleichzeitig aber haarscharf an der Überproduktion vorbei.

Eine Referenz, die sich beim Hören des Albums aufdrängt, ist "Counterfeit²" von Martin L. Gore: Kühle, kompetent ausproduzierte Elektronik trifft auf exaltierten Gesang, ohne dabei wirklich bis zum Wesentlichen vorzudringen. Dass mehr drin gewesen wäre, zeigt "Stalker", ein faszinierender Hybrid aus orientalischer Mystik und grauem Beton. Auch der zerschossene Walzer "Big man" wagt den Sprung ins Ungewisse. Genau solche Experimente hätte Corner öfter wagen sollen. Stattdessen dominieren sein neues Album mittelmäßige Ideen, die nur aufgrund ihres schicken Äußeren Interesse wecken. "Body politics" wirkt beispielsweise anfangs wie ein Adrenalinschub, erweist sich nach mehrmaligem Hören jedoch als pure Effekthascherei.

Um das Kernproblem zu erläutern, eignet sich "Mile deep hollow" am besten. Zu mäandernden Pizzicato-Läufen breitet Corner sein Leiden aus. Alles hallt und grützt in bester Alphaville-Tradition, während der Engländer sich die Seele aus dem Leib weint. Manche Menschen mag derlei Gefühlsduselei berühren, doch wird ein Erdnussbutterbrot nicht besser, wenn man auch noch Marmelade und Nutella daraufschmiert. Es ist schlicht ärgerlich, dass teils hervorragende Songideen unter meterdicken Kleisterschichten begraben werden. Gerade "The power and the glory" ist im Kern wunderschön, das viel zu opulente Arrangement erstickt die aufkeimende Melancholie jedoch mit Nachdruck. Ja, das Opulente gehört bei IAMX dazu. Die große Geste ebenso. Dass dabei etwas herauskommt, das weder Fisch noch Fleisch ist? Geschenkt.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Alive in new light
  • Exit
  • Stalker

Tracklist

  1. Stardust
  2. Alive in new light
  3. Break the chain
  4. Body politics
  5. Exit
  6. Stalker
  7. Big man
  8. Mile deep hollow
  9. The power and the glory

Gesamtspielzeit: 40:18 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-03-10 00:35:58 Uhr - Newsbeitrag
Das Playboy Magazine zeigt unzensierte Version von IAMXs "Stardust"

Nachdem die lieben Kollegen/innen vom Tätowier Magazin das IAMX Video zu Stardust bereits letzten Freitag präsentierten, feiert die unzensierte Version des Clips nun exklusiv beim PLAYBOY Magazine Premiere. Ein Interview mit Chris Corner ist ebenfalls vorhanden: http://www.playboy.com/articles/iamx-uncensored-stardust-video-kat-von-d

Das dazugehörige Album "Alive In New Light" erschien bereits Anfang Februar und ist nun überall verfügbar!

Auf vier der neuen Songs (u.a. auch bei Stardust) ist Tattoo-/Make-up-Künstlerin und last not least IAMX-Superfan Kat Von D. zu hören.
"Wir könnten Kleiderschränke und Make-up tauschen – niemand würde einen Unterschied erkennen", analysiert Chris die Seelenverwandtschaft der beiden.
"Wir sind beide äußerst kreativ. Nicht weil wir es unbedingt möchten, sondern weil wir es sein MÜSSEN."

Solltet ihr zur Tour kommen und darüber berichten wollen, sind hier nochmal alles Dates im Überblick:

13.03.2018 (DE) Stuttgart, Universum
15.03.2018 (DE) München, Strom
19.03.2018 (DE) Dresden, Beatpol
20.03.2018 (DE) Hamburg, Mojo
21.03.2018 (DE) Berlin, Kesselhaus

Christopher

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 3576

Registriert seit 12.12.2013

2018-02-18 18:47:45 Uhr
Ich mag das Genre an sich sehr gerne, hier fand ich aber die Songs insgesamt zu schwach. Viele gute Ideen, die meist in Pathos ertränkt werden. Wie ich in der Rezi schon schrieb, gehört Pathos natürlich zum Paket dazu, mir ist der Gesang oftmals aber viel zu exaltiert. Erinnert mich teils an Musical-Gesang.
NoEmo
2018-02-18 16:00:50 Uhr
5 von 10? Echt jetzt?
Ich weiss, das ist nicht ganz eure Ecke, aber die Platte hat schon ein bisschen mehr Anerkennung verdient.

Stephan

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 991

Registriert seit 11.06.2013

2018-02-15 21:25:42 Uhr - Newsbeitrag
Die Rezension ist online - und zwar hier.
Piercefan
2018-02-03 12:03:26 Uhr
Das Album ist absolut top!!
Zum kompletten Thread

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