De Lux - More disco songs about love
Innovative Leisure / Rough Trade
VÖ: 19.01.2018
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: Fehlt noch
Top of the snobs
Sean Guerin und Isaac Franco sind sympathische Zeitgenossen. In ihrem zuckenden elektronischen Pop stets mit berufenen Vorbildern unterwegs, auf Bandfotos immer frohgemut und fidel in die Kamera lächelnd. Selbst die Plattentests.de-Rezensionen zu ihren ersten beiden Alben kommentierten De Lux auf Facebook wohlwollend – trotz Unkenntnis über die Geschichte der Kuh Elsa in der deutschen Fernsehunterhaltung. Beiden genügte das Amüsement darüber, was für merkwürdige Assoziationen ihre Platten offenbar zu wecken in der Lage sind, nachdem sie die Texte durch den Google-Translator gejagt hatten. Auch die Ursprünge des Duos waren musikalisch schnell ins Heute übersetzt: hier der sophisticated-quengelige New Wave von Talking Heads, dort Kraftwerks Roboter-Ästhetik mit verschärftem DFA-Knack im Sound. Alles andere als neu, aber frisch, visionär und oft wunderbar monoton – woher also der Eindruck, dass die Kalifornier auf "More disco songs about love" das eine nicht tun und das andere lassen?
Liegt es daran, dass man den Beziehungsreichtum und die zahlreichen sich potenziell auf dem Tanzboden auftuenden Löcher, die bei "Voyage" und "Generation" schon in den Albumtiteln mitschwangen, stärker mit der Lupe suchen muss als sonst? Wie De Lux den Klassiker "More songs about buildings and food" von David Byrne und Kollegen verbal von seiner endsiebziger Beton-Assoziation lösen und ins rein hedonistische Umfeld befördern, hat beinahe etwas Fahrlässiges. Hier heißt das Ziel nebulös "party smart" – was sogar funktionieren kann, wenn "Smarter harder darker" nur scheinbar Daft Punk referenziert, aber tatsächlich zusammen mit Sal P von den Funk-Altvorderen Liquid Liquid Reibung erzeugt. Bitter nötig, da Guerin sein vortrefflich nervendes Byrne-Gedächtnisgenöle zuweilen durch allzu harmonisches Gesäusel ersetzt und die Industrial-Einschübe des Openers "875 Dollars" anschließend für lange Zeit wieder in die Schublade wandern. Womit sich De Lux selbst eines gern genommenen Aktivpostens berauben.
Was "More disco songs about love" nicht grundsätzlich schlecht macht, den aggressiven Witz von Hits wie "Oh man the future" oder "LA threshold" aber zumeist vermissen lässt – egal, ob "Writing music for money, to write more music" halbherzig Electronics "Getting away with it" beleiht, "Music snob" das eigene coole Wissen veräppelt oder "Guys just want to have pleasure" Cyndi Laupers Achtziger-Hit nicht etwa als Synthie-Heuler für die Herren der Schöpfung nachbaut, sondern zu vorwitzigen Gitarrenlicks einen funky Hit für die Art-Pop-Fete kickt. De Lux kennen schließlich ihre Pappenheimer – einer davon ist Mark Stewart von The Pop Group, der im nach vorne gehenden Brecher "Stratosphere girl" immerhin verdrießlich von "Technology of silence, designer ultraviolence" erzählt. Vermutlich das gewichtigste Statement eines Albums, auf dem Guerins Mutter einmal sogar Crêpes-Rezepte verliest. Dabei pumpen die Songs zweifelsohne – aber eben auch einige heiße Luft auf die Tanzfläche. Und die hatte Kuh Elsa bestimmt nicht im Euter.
Highlights
- Smarter harder darker (feat. Sal P)
- Guys just want to have pleasure
- Stratosphere girl (feat. Mark Stewart)
Tracklist
- 875 Dollars
- These are some of the things that I think about
- Smarter harder darker (feat. Sal P)
- Cause for concern
- Writing music for money, to write more music
- Keyboards cause we're black and white
- Music snob
- Guys just want to have pleasure
- Stratosphere girl (feat. Mark Stewart)
- Poorn in the nightmare
Gesamtspielzeit: 61:47 min.
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2018-02-15 21:24:38 Uhr - Newsbeitrag
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