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Beth Hart & Joe Bonamassa - Black coffee

Beth Hart & Joe Bonamassa- Black coffee

Provogue / Mascot / Rough Trade
VÖ: 26.01.2018

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Verdammt abgebrüht

Okay, klären wir zunächst einmal das musiktheoretische Allgemeinwissen: Ohne den Blues wäre es ganz schön leer auf dieser Seite. Alles, was wir heute als moderne Rockmusik bezeichnen, und natürlich erst recht auch die "schwarze" Musik, all diese mal mehr, mal weniger großartig interpretierten Klänge wären ohne diese so vermeintlich simplen Töne – kleine Terz, verminderte Quinte, kleine Septime, die sogenannten Blue Notes – nie entstanden. Und doch ist der heutige Blues wahrlich nicht museal, im Gegenteil, es scheint so eine Art Blues-Revival zu geben mit jeder Menge talentierter Musiker. Nehmen wir einmal die Blues Pills, die selbst eine hart gesottene Rock-Festival-Meute in eine schwitzende, wogende Masse verwandeln können. Oder eben Beth Hart und Joe Bonamassa, sowohl solo als auch mit zwei gemeinsamen Studioalben das wohl derzeit heißeste Blues-Duo seit den Brüdern Jake und Elwood. Nur halt ohne dunkle Anzüge.

Die Sängerin also mit der unfassbaren Blues-Röhre, die problemlos mit Stimmwundern wie Janis Joplin, Aretha Franklin oder Amy Winehouse mithalten kann. Sowie der Gitarrist, der schon als zwölfjähriger Knirps mit dem legendären B.B. King spielte und der im kleinen Finger mehr Gefühl hat als Heerscharen selbsternannter Guitar Heroes zusammen. Und nach dem ersten Durchlauf des dritten Studioalbums steht fest: "Black coffee" ist eine großartige Platte voller Seele, mitreißend, herrlich nostalgisch und doch modern. Allein: Von diesen zehn Songs stammt nicht eine Note von Hart und Bonamassa selbst. Ein Cover-Album also, mit Songs, die zu einem großen Teil nur Blues- und Soul-Archäologen geläufig sein dürften. Und die doch klingen, als wären sie direkt während der Aufnahmesessions geschrieben worden, die mit Produzent Kevin Shirley, selbst eine Art Legende, herrlich old school mit voller Belegschaft live im Studio stattfanden.

Wie also gelingt es Hart und Bonamassa, diese Jahrzehnte alten Songs so klingen zu lassen, als wären es ihre eigenen? Gehen wir einmal auf die Bestandteile zurück. Teil 1: Die Stimme. Nennen wir das Kind beim Namen: Alleine Harts Performance ist jeden einzelnen verdammten Cent des Kaufpreises wert. Ob nun der verruchte Groove von "Why don't you do right", die urwüchsige Energie des Titeltracks, die wie aus dem Proberaum der Original-Interpreten Ike & Tina Turner klingt, das breitbeinig stampfende "Joy" – was für eine Sängerin! Die sich als Krönung noch an einer Interpretation der großen Ella Fitzgerald versucht und die entfachte Gänsehaut zu "Lullaby of the leaves" förmlich einbrennt.

Teil 2: Der Gitarrist. Natürlich kann Bonamassa die Rampensau geben, die sich um Leib und Leben soliert. Und das Solo zu "Lullaby of the leaves" darf in der Tat getrost als Genre-Referenz herangezogen werden. Doch weitaus eindrucksvoller ist die Songdienlichkeit seines Spiels, die immer wieder feine Akzente setzt, aber dennoch dem Hörer das Gefühl gibt, der Mann an den sechs Saiten könnte gleich unvermittelt ausrasten. Wenn er denn wollte. Doch das Album wäre nur eine Jam-Session zweier Künstler, wäre da nicht Teil 3: die Band. Denn die Rhythmus-Sektion, vor allem angetrieben von Drummer Anton Fig und Bassist Michael Rhodes, hält die Solo-Eskapaden zusammen, verleiht nahezu jedem Song eine unglaubliche Dichte zwischen fluffigem Swing und adipösem Groove. Man darf Beth Hart und Joe Bonamassa somit gleich mehrfach gratulieren. Erstens: Sie halten den Blues jung. Zweitens: Sie erweisen sich der Songs absolut würdig, verzichten auf jegliche Manierismen und drücken ihnen doch ihren Stempel auf – oder wer hätte sonst gedacht, Songs aus den Dreißigern könnten neben "Addicted" bestehen, ursprünglich ein Song der österreichischen TripHopper Waldeck aus dem Jahr 2007? Und drittens: "Black coffee" macht ganz einfach nur Spaß.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Give it everything you got
  • Lullaby of the leaves
  • Joy

Tracklist

  1. Give it everything you got
  2. Damn your eyes
  3. Black coffee
  4. Lullaby of the leaves
  5. Why don't you do right
  6. Saved
  7. Sitting on top of the world
  8. Joy
  9. Soul on fire
  10. Addicted

Gesamtspielzeit: 44:50 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
norw
2018-02-09 09:01:51 Uhr
Wow, starke Platte. Für diesen euphorischen Text hätte man auch mehr Punkte zücken können, finde ich...
Beltane63
2018-02-08 20:50:04 Uhr
Der Text klingt nach ´ner 9... Und so würde ich das auch sehen! :-)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-02-08 20:33:31 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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