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Turbonegro - Rocknroll machine

Turbonegro- Rocknroll machine

Scandinavian Leather / Burger / Universal
VÖ: 02.02.2018

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Turbomau

Turbonegro. Sie können alles: die Band eines Lebens sein, welches sie mit diesen Songs füllen; das Leben für eine Band bedeuten, wenn in Jeanskutte als Turbojüngling durch die Straßen gezogen wird, stets laut, frei, lebensdurstig. Turbonegro sind Kult. Wenn stark durchnässt und leicht kirre auf einem Festival die Füße frieren, die Biervorräte verschütt sind, aber dieser Turbojunge dahertorkelt, der mit dem putzigen Alias, denn einen solchen hat jeder aus der Turbojugend, und seine Dosenbiere abzwackt. Und die Anekdoten herausgräbt, zu der Band, die für ihn wirklich sein Leben ist. Wie er ihr hinterher gereist ist, wie er Offenheit und Weltumarmen als politisches Prinzip über diesen Krawall gelernt hat, wie er einst einsam etwas fand, was verlässlicher als jeder andere auf ihn achtet. Das legt die Zwickmühle von Turbonegro offen: Die kultische Verehrung mit hauseigenem, aber Großstädte füllendem Fanclub hat die Musik abgelöst. Was gegrölt wird: Juckt niemanden mehr.

"Rocknroll machine" zeigt das in aller Eintönigkeit. Sie sind nicht mehr bedrohlich, die Norweger, höchstens niedlich. Und nur noch sexy, wenn die Augen so feste zwinkern, dass sie schmerzen. Hank von Helvete, früherer Sänger, der auf "Apocalypse dudes" und "Scandinavian leather" am Mikro gurgelte, verließ die Band 2010. Der Neue (Tony Sylvester) ist noch hünenhafter, grummelt noch unverständlicher und lässt den Eindruck entstehen, da wurde ein Sänger während der letzten Welt-Turbojugend-Tage auf St. Pauli gesucht, nachts, besoffen, bei vollkommenem Egal. Wild ist das nicht mehr. Eher kläglich. Vielleicht bleibt es lustiger, wenn sich jüngere Männer den dicken Lipgloss auftragen und als sexuell verwirrte Matrosen eine laszive Nummernrevue bieten. Mit tiefen Falten erschreckt das wohl eher.

Selbstüberdauert wäre so ein Stichwort. Und "Rocknroll machine" zeugt obendrauf, wie unvermögend der richtige Schlusspunkt verpasst wurde. Bevor es richtig peinlich wird, was bei einer Band, die stets mit dem Peinlichen liebäugelte, noch peinlicher ist. Wütende Selbstkarikaturen sind noch da. Überzeichneter als zuvor. Wobei – und da wird's ironisch – "Rocknroll machine" dort ankommt, wohin sich Turbonegro schon immer träumten: bei AC/DC, Queen, Kiss, diesen ebenfalls kultisch verehrten Rockbands, die als Altherrengruppen nicht ablassen können und in bloßer Blindheit weiter, weiter, weiter machen. Was ihrem Erreichten wohl nicht schadet, aber überflüssig ist. Notfalls springt ein Sänger ein, der jünger/schlechter/übertriebener ist – in schlimmster Not vereint er alle diese Eigenschaften. Veröffentlichte Alben? Überflüssig. Klassiker haben auf der Setlist zu stehen. Und Turbonegro sind jetzt so weit, dort, wohin die "Rocknroll machine" sie getrieben hat.

Also beißen sie sich selbst in den Schwanz: "Part III: Rocknroll machine" klaut den Schlachtruf von "T.N.T." ("Oi oi oi"), der dylansche "Mr. Tambourine" tritt auf, hochtrabend ist noch jemand scharf auf Nietzsche, und dem John Carpenter wird eine korpulente Ballade gestrickt. Textlich ist das Schrott. Von Helvete konnte noch mit Fünkchen von Poesie zündeln. Vorbei. Schlimmer: Die Musik ist Schrott. Irgendwo zwischen "Eye of the tiger", plumpen Synthesizern und einer schrecklich verzerrten Gesangsspur zerstören sich die Songs selbst. Sie nehmen Discopop zu ernst und Rockmusik zu locker, haben keine Schärfe und null Zunder. In "Let the punishment fit the behind" blitzt kurz das einst manische Gitarrenspiel von Euroboy (Knut Schreiner) auf, das ist die Wiedererkennung, die Turbonegro selbst auf einem lahmen Album mit sich tragen. Auf dem sie sonst sperrig sind, etwa im Opener, und billige Gitarreneffekte in "On the rag" bemühen. Das vorerst hässlichste Albumcover verpackt einige der vorerst langweiligsten Gitarrenriffs: 2018 ist Turbonegro turbomau. Aber es sind eben auch Turbonegro.

(Offenlegung: Der Autor war jahrelanges, passives Mitglied einer deutschen Turbojugend.)

(Maximilian Ginter)

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Highlights

  • Part II: Well hello
  • Fist city

Tracklist

  1. The rock and roll machine suite - Part I: Chrome ozone creation
  2. Part II: Well hello
  3. Part III: Rocknroll machine
  4. Hurry up & die
  5. Fist city
  6. Skinhead rock & roll
  7. Hot for Nietzsche
  8. On the rag
  9. Let the punishment fit the behind
  10. John Carpenter powder ballad
  11. Special education

Gesamtspielzeit: 38:47 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Bad Mongo

Postings: 1

Registriert seit 25.02.2018

2018-02-25 17:33:08 Uhr
Totaler bullshit!
Turbonegro sind aller spätestens seid Party animals tot
Max
2018-02-16 20:49:34 Uhr
Ich finde das Album weltklasse. So unterschiedlich sind die Geschmäcker. Unbedingt anhören.
Ed
2018-02-08 18:58:54 Uhr
Ihr seid alle BESCHEUERT!!!!!F.O.A.D.!!!!

tjsifi

Postings: 786

Registriert seit 22.09.2015

2018-01-26 13:18:55 Uhr
Leider haben sich alle negativen Eindrücke bestätigt, ich bin auch überhaupt nicht enttäuscht weil das im Grunde genau so zu erwarten war.

Turbonegro has been destroyed...

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-01-25 23:02:01 Uhr
Oh.
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