The Soft Moon - Criminal
Sacred Bones / Cargo
VÖ: 02.02.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Die dunkle Seite des Mondes
Zwei Welten gibt es bei The Soft Moon zu entdecken: Da wären zum einen die auf den Tonträger projizierten Klang- und Krawall-Landschaften in dunkelgrau. Hier nagelte The Soft Moon alias Luis Vasquez seine Hoffnungslosigkeit schon auf "Deeper" mithilfe einiger Nine Inch Nails ans schwarze Brett der lokalen Selbsthasser-Selbsthilfegruppe. Und bitte, wer sich Montagmorgen auf dem Weg zum Bürojob für Überstunden, Stress und zu knapp bemessene Deadlines in Stimmung bringen möchte, kann gerne auch zum neuen Venen-Öffnungs-Soundtrack "Criminal" den Mond anheulen. Doch es gibt hier nicht nur diese dunkle Seite, sondern auch eine gleißend helle. Eine ekstatische. Eine, die auf Konzerten die körperliche Erfahrung von Electronic Body Music betont. Denn live erhebt sich die Masse der Dunkelmänner zu Vasquez' brutalem Sound. Dann ächzt und stöhnt das Publikum, wiegt sich im Würgegriff aufwühlender Synths und brutaler Basslines. Hier suchen schweißüberströmte Körper Schutz im Deckungsfeuer der Stroboskope und überhitzen sich im ausströmenden Nebel des Trockeneises.
Das sind sie, die zwei Welten, die es ebenfalls auf "Criminal" zu erforschen gilt. Auch wenn Hörer dieses Mal keine neuen Horizonte, sondern höchstens die eine oder andere Grenzverschiebung entdecken werden. Zwar spricht Vasquez von einer künstlerischen und emotionalen Selbsterkundung und einer stärkeren Fokussierung auf die Texte. Doch so neu ist diese Herangehensweise spätestens seit dem Vorgänger nicht mehr und schon nach wenigen Sekunden des neuen Werkes fühlen Fans sich sofort zu Hause. "Criminal" macht also fast nichts anders als "Deeper". Und damit alles richtig. Wieder fräsen sich gierige Synthesizer durch karg-kalte Sound-Dystopien, peitschen Beats ein frostiges 4/4-Mantra oder überwältigen mit wavigem Wall Of Sound unbedarfte Schwarzmaler und ziehen sie hinab in die freudlosen Abgründe von The Soft Moon.
"Burn" marschiert gleich zu Beginn keinen Widerspruch duldend nach vorne und übt sich in der mehr oder weniger überraschenden Erkenntnis "I can't control myself". Danach gibt es im ähnlich energischen "Choke" spätestens dann kein Halten mehr, wenn sich zu den schräg leiernden Soundscapes eine Conga-Percussion in den grimmigen Beats verbeißt. Der pure Wahnsinn. Nach dem trostlosen Spaziergang "Give something", bei dem Vasquez die Seele vom nächstbesten Laternenpfahl baumeln lässt, feiert der Mann in "Like a father" mit kühn ausgeführter Präzision einen waschechten Darkfloor-Hit, der gerade im letzten Drittel keine Gefangenen macht. Womit die zwei groben Marschrichtungen des Albums definiert wären: romantischer Wiegeschritt und brutaler Nackenbrecher. Ein einziges Mal, bei "Ill", zeigt auch ein missgebildeter Ausreißer seine hässliche Fratze. Hier raufen atonale Beats, alles zermalmende Tieffrequenz-Bestien und Epilepsien aus dem "Hellraiser"-Inferno um die Vorherrschaft.
So minimal die Kompositionen auch arrangiert sind, so maximal erweist sich ihre Wirkung. Denn die vielen unter dem musikalischen Raureif verborgenen Details, eine nahezu perfekt austarierte Dynamik und der variantenreich eingesetzte Gesang verleihen den Maschinensounds erstaunlich viel Leben. Das gilt auch für das Titelstück mit seinen in Neonlicht getauchten 80er-Jahre-Sounds und einer Atmosphäre irgendwo zwischen "Leaving Las Vegas" und "Blade runner". Wer unbedingt möchte, kann sich über die allenfalls minimale Weiterentwicklung beschweren, die unter Umständen auch damit zusammenhängt, dass Vasquez erneut mit dem Produzenten Maurizio Baggio zusammenarbeitete. Das alles sollte aber nicht davon ablenken, dass wir es hier nicht mit einer langweiligen Wiederholung, sondern mit einer spannenden Variation zu tun haben.
Highlights
- Choke
- Like a father
- Young
Tracklist
- Burn
- Choke
- Give something
- Like a father
- The pain
- It kills
- Ill
- Young
- Born into this
- Criminal
Gesamtspielzeit: 39:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27648 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-03-22 18:48:51 Uhr - Newsbeitrag
ImageThe Soft Moon gibt Zugabe Gerade erst hat The Soft Moon die Tour zu seinem im Februar erschienen Album „Criminal“ beendet, schon bestätigt das in Berlin lebende Mastermind Luis Vasquez drei neue Konzerte für August. Das Feedback und der Ansturm auf die Tour waren so enorm, u.a. ausverkaufte Konzerte in Berlin (drei Mal!) und Köln, dass weitere Shows die logische Konsequenz sind. Der Sound des aus San Francisco stammenden Musikers ist hypnotisch, psychedelisch und düster. Mit viel Leidenschaft und Emotionen ist Vasquez mit seiner experimentellen Mischung aus Darkwave, Post-Punk und Krautrock bereits seit Jahren einer der erfolgreichsten Künstler in diesem Bereich. Im August gibt es für die Fans erneut die Chance, die Sinneswahrnehmung zu erweitern und die düsteren und unglaublich intensiven Live-Shows live zu erleben. Tickets sind ab dem 23.03. um 12:00 Uhr unter eventim.de erhältlich sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen. THE SOFT MOON | Live 2018 präsentiert von: ByteFM | Intro | Pretty In Noise 14.08.2018 Dortmund | FZW Club 15.08.2018 Wiesbaden | Schlachthof 16.08.2018 Osnabrück | Kleine Freiheit |
7/10 |
2018-01-28 11:34:30 Uhr
ich habe hier nichts zu suchen. eigentlich sollten meine großen brüder hier sein. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27648 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-25 21:22:16 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27648 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-18 18:36:01 Uhr - Newsbeitrag
Nachdem The Soft Moon alias Luis Vasquez bei Sacred Bones unterschrieben und die ersten beiden Singles Burn & It Kills veröffentlicht hat, kommt jetzt der dritte Track Choke aus dem am 2. Februar erscheinenden Album Criminal. Luis Vasquez über den Song: „I created 'Choke' as a theme song to my recurring corruptive behavior. It’s emblematic of my sleepless nights, wandering the streets of Berlin like some paranoid animal, while capturing the unbearable sound of my pulsating heart deep inside my chest. Full of ego and full of fear at the same time.” |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27648 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-11-29 17:55:20 Uhr - Newsbeitrag
It Kills: Tourdaten: 02/02 Baden, CH - One of a Million Festival 11/02 Berlin, DE - Urban Spree 12/02 Berlin, DE - Urban Spree 15/02 Amsterdam, NL - Paradiso Noord 17/02 Brüssel, BE - Orangerie (Botanique) 20/02 Yverdon Les Bains, CH - L’Amalgame 07/03 München, DE - Kranhalle 08/03 Leipzig, DE - UT Connewitz 09/03 Hamburg, DE - Hafenklang 10/03 Köln, DE - Gebaude 9 11/03 Saarbrücken, DE - Garage Club 13/03 Nijmegen, NL – Doomroosje |
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Referenzen
Nine Inch Nails; Joy Division; Warsaw; The Cure; A Place To Bury Strangers; Front 242; Bauhaus; The Chameleons; Viet Cong; Preoccupations; Suicide; Shock Therapy; Martial Canterel; Blush Response; The Horrors; Gary Numan; Soft Kill; Lebanon Hanover; Black Marble; Cold Cave; Soviet Soviet; Holograms; Crystal Castles; She Wants Revenge; Tuxedomoon; The Sisters Of Mercy; Savages; Liars; Protomartyr; The New Division; These New Puritans; Agent Side Grinder; Dial M For Murder!; Nitzer Ebb; A Split Second
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