The Radar Post - A good adjustment to reality

Nordic Music Society / Membran / The Orchard
VÖ: 02.02.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Fürchte Dich nicht
Was bezweckt der junge dänische Musiker Esben Svane alias The Radar Post bloß mit diesem Albumtitel, mag der Kritiker sich fragen. Und ja, es könnte einem allein bei dem Wörtchen "reality" glatt wie Schuppen von den Augen fallen, in Zeiten von Fake-News und anderen schauerartigen Entwicklungen. Aber nein, dieser Svane ist vergleichsweise harmlos. Der möchte tatsächlich nur spielen. In erster Instanz für sich, für die Musik, für das Gefühl, wenn die inneren Verhärtungen sich lockern, wenn alles fließt, in sich aufgeht. Für Momente wie das zunächst schwermütige "Ladder", das sich dann schüttelt und sein latentes Unbehagen gegen Ende von den Tönen hinwegtragen lässt. Sodass der Weg frei ist für einen lebensbejahenden Popsong wie "Lifeline", der das Feuer auch entfacht, weil der Künstler sich von seiner durch eine Alkoholsucht beschwerten Vergangenheit löst. Innehalten, die Vergangenheit analysieren, ohne Umschweife und Verklärung: Auch davon erzählt Svane, der junge Multiinstrumentalist, auf seiner zweiten Platte "A good adjustment to reality".
In nächster Instanz aber musiziert der Däne natürlich auch für sein Publikum. Für die Emotionen, die beim Hörer entstehen und mit denen er lange selbst nicht zufrieden war. Ein Umstand, der Svane dazu tieb, lange und in akribischer Besessenheit an neuem Material zu feilen. Was vom Hörer wiederum so gar nicht bemerkbar ist, schwebt die Musik von The Radar Post zwar meist in verträumten, doch häufig ebenso in wohlklingenden, wolkig-leichten Cumulus-Sphären. Das elektronische "Calm down" hat ordentlich The-Postal-Service-Luft eingeatmet und spendiert sie für einen entspannt emporsteigenden Luftballon. "Avalanche / Merciless" ist auch deswegen so großartig intim, atmosphärisch und verschroben, weil Svane hier einem gewissen Justin Vernon intensiv über die Schulter geschaut hat, während der kleine Hit "Slip away" mit seinem catchy Keyboard sich vor Ben Gibbards oder Conor Obersts Werken auch nicht verstecken müsste.
Das wunderbare "Pilots" eröffnet gleich als stärkster Song die Platte: Eine markante Pianomelodie, gebettet auf einem zart-elektonischen Klangteppich, viel mehr braucht es nicht als Basis. Dazu Svanes zartes, hübsch austariertes Organ und die schönen Zeilen "Exit lights are blinkin' everywhere / What if we were given these wings / To go anywhere?", deren Aufbruchstimmung von hübschen, leicht kratzigen Gitarren in den blauen Pop-Himmel losgelassen wird. Mit "The optimist" hat es zum Schluss auch ein klassischer arrangiertes Stück auf die Platte geschafft. Hier lässt sich erahnen, wo Esben Svanes Songs herkommen. Und wo er zugleich begann, seine Vision von Gitarre plus Stimme, vom klassischem Songwriting, in Richtung Zukunft zu entwickeln. Wenn die nun tatsächlich auch immer wieder mal klingt wie The Radar Post, brauchen wir uns nicht zu fürchten.
Highlights
- Pilots
- Avalanche / Merciless
- Slip away
- Lifeline
Tracklist
- Pilots
- Calm down
- Avalanche / Merciless
- Slip away
- Isabella says
- Ladder
- Lifeline
- My crooked posture
- The optimist
Gesamtspielzeit: 40:10 min.
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