Anna Burch - Quit the curse
Heavenly / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 09.02.2018
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Aus Liebe
So mancher Befreiungsschlag findet eben im Stillen statt. Da musizierte sich Anna Burch zwar bereits seit einigen Jahren munter durch die Landschaft und verschiedene Bands – zuletzt etwa bei Frontier Ruckus oder Failed Flowers –, aber so richtig mochte ausgerechnet sie selbst die Songs nicht, die sie da schrieb. Die tiefen Zweifel, die düsteren Gedanken, die andauernden Ängste vor der Zukunft, dem Versagen, dem Alleinsein, all das verhagelte der jungen Frau aus Detroit derart die Laune, dass an Freude ob ihres eigenen Schaffens nicht zu denken war. Mit dem kreativen Prozess ihres Solo-Debüts "Quit the curse" lernte Burch, sich und ihre Kompositionen zu lieben. Und damit entstand für die gerade mal 25-Jährige ein völlig neues Verständnis ihrer selbst: als Mensch und als Musikerin.
Vielleicht ist sie mittlerweile aber auch "2 cool 2 care": Single und Opener zugleich, wechselt das gute Stück zwischen launiger Neunzigerjahre-Indie-Poppigkeit und lauen Sechzigerjahre-Harmonien, während Burch wahre Worte spricht: "I like you best when you're a mess." In eine ähnlich melancholische Kerbe schlägt auch "In your dreams", das sich die Entschuldigung nach Beendigung der nicht ganz glücklichen Beziehung einfach schnurstracks auf eigene Faust abholt, und "Asking 4 a friend" vergleicht eine solch unpassende Paarung mal eben mit einem Besuch beim Drogendealer. Auch wenn sich das alles eher fies und düster anhört: Man hört Burch an, wie pudelwohl sie sich mittlerweile fühlt. Zu beschwingt sind die neun Stücke, zu lässig kommt das alles rüber, und obgleich so mancher besonders helle Track einen dementsprechend hohen Schatten wirft, ist die Freude über "Quit the curse" doch erstaunlich groß.
Dass Burch auf dem Album zudem auf die tatkräftige Unterstützung von Toningenieur Collin Dupuis zählen konnte, der in der Vergangenheit so ausdrucksstarken wie unverkennbaren Künstlerinnen wie Angel Olsen, Annie Clark alias St. Vincent oder auch Lana Del Rey unter die Arme gegriffen hat, erledigt den wenigen Rest. Vom sanft schrammelrockenden Titeltrack bis zum entspannten Strandspaziergang mit "What I want" – mitsamt Einsichtsbekundung in Form der Zeilen "I won't play the victim / Just because I can't get what I want" – ist das rein dramaturgisch kein großes, aber mindestens ziemlich cooles Tennis. Mit den Kratzbürsten "Yeah you know" und "With you every day" platziert Burch die beiden Hymnen das Albums dann auch noch folgerichtig ans Ende dieses wunderbaren, intimen und durch und durch gelungenen Debüts. Bleibt nur noch eine Frage offen: Wie konnte sich die Gute eigentlich jemals nicht lieben?
Highlights
- In your dreams
- Yeah you know
- With you every day
Tracklist
- 2 cool 2 care
- Tea-soaked letter
- Asking 4 a friend
- Quit the curse
- Belle Isle
- In your dreams
- What I want
- Yeah you know
- With you every day
Gesamtspielzeit: 33:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Ford Fiesta |
2018-02-20 00:02:28 Uhr
Gefällt mir ausgesprochen gut. Könnte mein Frühlingsalbum werden, zusammen mit dem von Robert Earl Thomas |
saihttam Postings: 2570 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-02-07 11:42:26 Uhr
Es ist wie erwartet sehr schön, wenn aber auch nicht perfekt geworden. Da geht beim nächsten Album bestimmt noch mehr. Dennoch bei dem gerade währenden Sonnenschein sehr passend. |
Menlo |
2018-02-02 09:38:18 Uhr
Man kann es nicht anders sagen: Es ist ein schlichtweg ein großartiges Album! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27812 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-25 21:20:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
saihttam Postings: 2570 Registriert seit 15.06.2013 |
2018-01-03 20:10:12 Uhr
Das hier wird hoffentlich die erste Portion Frühlingsglück für die wärmer werdenden Tage. Zumindest lassen die ersten drei Songs des Debütalbums von Anna Burch darauf schließen, welches am 2. Februar erscheint. Wunderbar verspielter und entspannter Indierock.https://annaburch.bandcamp.com/ |
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Referenzen
Angel Olsen; Sharon Van Etten; Vagabon; Frankie Cosmos; Julia Jacklin; Kimya Dawson; Waxahatchee; Allison Crutchfield; Wye Oak; S; Jenn Champion; Jen Cloher; Courtney Barnett; Eskimeaux; Cyberbully Mom Club; Mothers; Adult Mom; Jessica Lea Mayfield; Madeline Kenney; Cat Power; Best Coast; Eternal Summers; Alvvays; PJ Harvey; Emily Jane White; Eleanor Friedberger; Veronica Falls; Melody's Echo Chamber; Julia Holter; Mal Devisa; Bleached; Vivian Girls; No Joy; Joanna Gruesome; Girlpool; Torres; Grouper; Elvis Depressedly; Chris Cohen; Kevin Morby; Pavement; Dinosaur Jr.; Yo La Tengo; The Replacements
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