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Machine Head - Catharsis

Machine Head- Catharsis

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 26.01.2018

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Verspielt

Reden wir einmal über künstlerische Erwartungshaltung. Was erwartet ein Fan von einer Band? Integrität ist schon einmal wichtig. Zumal in einem Genre wie Metal, das bei aller propagierten Weltoffenheit zutiefst konservative Werte wie Ehrlichkeit und Zusammenhalt mit sich führt. Robert Flynn ist ein höchst integrer Musiker, nicht erst in den letzten Jahren. Es war Flynn, der als erster die unsäglichen "White Power"-Rufe des stinkbesoffenen Philip Anselmo in Grund und Boden gedonnert hat, wie es sich gehört. Und es ist Flynn, der sich seit jeher nicht die Bohne darum kümmert, was Kritiker seiner Platten als Frontmann von Machine Head halten. Weiterentwicklung, die zweite Tugend, ist da schon zwiespältiger. Die Bands, die aufgrund radikaler Stilbrüche von ihren Fans mit Liebesentzug bestraft wurden, sind Legion. Im krassen Unterschied natürlich zur Stagnation, ein "More of the same" konnten sich nicht einmal die sturen Motörhead leisten. Am wichtigsten jedoch: Eine neue Platte muss zuallererst einmal gefallen. Die Frage dabei ist immer nur: Wem?

Den Weg in den Mainstream soll "Catharsis" also ebnen, so die Verlautbarungen Flynns im Vorfeld. Gleichzeitig sollen die Songs ein Fanal gegen die Oberflächlichkeit sein. Und hier wird es spannend. Denn waren es nicht gerade die hochkomplexen Kompositionen vor allem der großartigen Alben "The blackening" und "Unto the locust", die die Kalifornier aus der Schnittmenge von Neo-Thrash und Nu Metal heraushoben? Aber gut, manchmal ist weniger halt mehr. Und so ist ein Song wie "Heavy lies the crown" mit seinen 8:49 Minuten Spielzeit eben nicht mehr die Regel, sondern die Ausnahme. Geschenkt. Zumal der Opener "Volatile" gerade aufgrund seiner Kompaktheit mit Vehemenz das Fressbrett poliert. "Fuck the world!" pöbelt Flynn zu Beginn wie ein zorniger Heranwachsender, während Phil Demmel seine Riffs ohne jegliches Erbarmen in die Welt prügelt, bei genauem Hören diese allerdings mit höchst filigranen Spielereien unterfüttert.

So weit, so bekannt. Der folgende Titeltrack ist allerdings auf eine andere Weise bekannt, und die ist nicht allzu angenehm. Denn Machine Head haben den Modern Metal für sich entdeckt. Um die bösartige Unterstellung zu vermeiden, die Band wolle ihre schon damals nicht wirklich unumstrittenen Alben "The burning red" und "Supercharger" wieder zum Leben erwecken, mit denen sie in unsägliche Nu-Metal-Gefilde abgedriftet waren. "Catharsis" also erinnert an durchaus unangenehme Weise an Five Finger Death Punch, während "Beyond the pale" gar direkt von Korn abgekupfert wurde. Das hinterhältige dabei: Für sich genommen sind diese Tracks noch nicht einmal schlecht, weisen durchaus packende Melodien auf, die in der Tat Machine Head in einer neu gewonnenen Eingängigkeit zeigen. Doch einen direkten Vergleich mit einem Hook-Monster wie "Locust" sollte man aus Pietätsgründen verweigern.

Um es nochmals zu verdeutlichen: Es ist vollkommen legitim, wenn eine Band neue Wege beschreiten will. Es ist aber ebenso legitim, diese Wege nicht vollends gutzuheißen. Dabei kann beispielsweise "Kaleidoscope" durchaus überzeugen, dürfte innerhalb kurzer Zeit jeden Moshpit in einen brodelnden Haufen verwandeln, zumal der bärenstarke Refrain die gereckte Faust zum Mitgrölen gleich mitbringt. Ebenso jedoch ist "Bastards" ein grauenvoller Versuch, auch einmal eine Ballade zu produzieren. Denn Flynn knarzt so erbärmlich, dass die Stille nach fünf Minuten wie ein Geschenk wirkt. Und dann kommt der Song, der angesichts einiger Ausfälle wie Hohn wirkt. Jede Sekunde von "Heavy lies the crown" mit all seiner Dynamik, mit all den technischen Feinheiten, wirkt wie ein Fanal für die Klasse, die diese Band unbestritten vorzuweisen hat. Nur drei, vier Songs mehr von dieser Güte und eine Reduzierung der Trackliste um locker fünf Füller, und jegliche Kritik wäre im Keim erstickt worden. Doch bei allem Gemoser steckt "Catharsis" immer noch so manche Modern-Metal-Bands locker in die Tasche. Angesichts der phänomenalen Alben jedoch, mit denen Machine Head in den letzten zehn Jahren für Aufsehen gesorgt haben, dürfte diese Platte für Diskussionen sorgen. Wenn auch nicht die, die Robert Flynn gerne gehabt hätte.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Volatile
  • Kaleidoscope
  • Heavy lies the crown

Tracklist

  1. Volatile
  2. Catharsis
  3. Beyond the pale
  4. California bleeding
  5. Triple beam
  6. Kaleidoscope
  7. Bastards
  8. Hope begets hope
  9. Screaming at the sun
  10. Behind a mask
  11. Heavy lies the crown
  12. Psychotic
  13. Grind you down
  14. Razorblade smile
  15. Eulogy

Gesamtspielzeit: 74:27 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Magoose

Postings: 88

Registriert seit 15.06.2013

2018-02-06 22:40:19 Uhr
Naa, dürfte mit Supercharger und Bloodstones die schlechteste sein...
yep
2018-02-06 22:07:11 Uhr
"da ham sie sich halt wieder mal ausgetobt. beim nächsten wirds sicher wieder disziplinierter"

So ungefähr hört sich das auch an, was man so den Interviews mit Robb entnehmen kann.
"Cartharsis" ist halt ne Platte, die sehr unbeschwert angegangen wurde. Mir gefällt die Ausrichtung leider garnicht. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass da in Zukunft auch wieder ambitionierteres Material kommt.
El Asso
2018-02-06 13:48:40 Uhr
Die Platte gefällt mir sehr gut. Der Sound ist frisch und Songs wie Volatile, Catharsis, Psychotic und Grind you down gehören in die Live-Setlist.

Ranking time!

1. Burn my eyes
2. Through the ashes of empires
3. The burning red
4. Catharsis
5. The more things change
6. The blackening
7. Unto the locust
8. Bloodstones and diamonds
.
.
.
9. Supercharger (war schon damals schlecht)
Findsch auch jut
2018-01-31 16:08:18 Uhr
da ham sie sich halt wieder mal ausgetobt. beim nächsten wirds sicher wieder disziplinierter

hubschrauberpilot

Postings: 6755

Registriert seit 13.06.2013

2018-01-30 23:42:49 Uhr
Das Album ist zweifelsfrei gut, aber eben kein The Blackening-Niveau. So was kann man eben nicht alle 2-3 Jahre raushauen.
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