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Tiny Moving Parts - Swell

Tiny Moving Parts- Swell

Big Scary Monsters / Al!ve
VÖ: 26.01.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Weg des größten Widerstands

Eines scheint sicher: Tiny Moving Parts haben es schwer. Vielleicht machen sie es sich sogar selber schwer, beginnend mit der Entscheidung, es sich im modernen Midwestern-Emo, oder wie auch immer man die Spielart nun exakt bezeichnen will, bequem zu machen. Wo doch genau dort schon eine fast unüberschaubare Anzahl von Bands herumlungert. Das wäre an sich nicht tragisch, nur sind eben diese Bands alle ziemlich gut. Dowsing, Foxing, The Hotelier, Free Throw, Modern Baseball, The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die, die Liste ließe sich auf die länge einer ausführlichen Rezension ausdehnen. Und wo ist jetzt das Problem? Beim Vorschnellen aburteilen von Tiny Moving Parts als eine unter vielen. Genau das hat wahrscheinlich schon den hervorragenden Vorgänger "Celebrate" eine Menge an eigentlich verdienter Aufmerksamkeit gekostet.

Weil Tiny Moving Parts ihr hauseigenes Rezept nicht gravierend verändert, sondern höchstens ein wenig verfeinert haben, droht dieses tragische Schicksal nun gleichermaßen dem mittlerweile vierten Album "Swell". In diesem Sinne: Bevor man Tiny Moving Parts nach kurzem Hinhören als weitere ganz gute Band zwischen den oben genannten verortet, sollte man ein zweites Ohr riskieren. Mindestens. Ach was, man muss sogar. Weil einem – hergehört! – ansonsten schon wieder ein großartiges Album entgeht. Einfach so. Dabei wird es doch schon bald offensichtlich, warum das Trio aus Minnesota so viel mehr ist als ein Name unter vielen. Alles, was die Genreschwestern und -brüder auszeichnet, findet sich gleichsam auf "Swell" wieder. Die von ganzem Herzen eingängigen Melodien, die Leidenschaft im Vortrag, das bei Bedarf kräftige Zupacken. Nur: Bei Tiny Moving Parts geschieht das alles noch eine Spur besser als bei den meisten anderen. Wo sich stellvertetend etwa The Word Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die in den entscheidenden Momenten immer wieder ein wenig im Ziellosen verrennen, packen Tiny Moving Parts die sich bietenden Gelegenheiten beim Schopf und formulieren ihre Ideen konsequent aus.

Man braucht nur das fulminante Eröffnungsstück "Applause" hören, um zu verstehen, was gemeint ist. Die ansteckende Spielfreude, die stets in alle erdenklichen Richtungen auszubrechen droht, wird dort in Einklang gebracht, mit einer bemerkenswerten Konzentration und Fokussierung im Songwriting. Das ergibt Stücke, die zwar hörbar verspielt daher kommen, die aber zugleich keine Abzweigung um ihrer selbst willen nehmen, sondern jede noch so kleine Note in den Dienst des Songs stellen. Kein kleinteiliger Gitarrenlauf präsentiert sich nur aus reiner Eitelkeit, keine Verschnaufpause wird grundlos eingelegt. Das ist schön und problematisch. Die Highlightsuche, sie wird auf "Swell" nämlich zur Herkulesaufgabe. Weil eine jede dieser zehn Nummern auf schwindelerregend hohem Niveau unterwegs ist. Fündig wird man natürlich trotzdem. "Caution" etwa, das sich vergleichsweise sachte vorstellt, nach und nach an Fahrt gewinnt und sich ein waschechtes Finale aus dem Lehrbuch gönnt. Oder natürlich der über allem thronende Closer "Warm hand splash", der irgendwann einfach ein wenig aus dem Rhythmus purzelt und das Album dann zünftig und mit allem verfügbaren Brimborium beschließt. Vielleicht lässt sich "Swell" nicht beim ersten Versuch in Gänze greifen. Jeden weiteren Anlauf ist das Album aber jederzeit wert. Damit Tiny Moving Parts endlich die verdiente Aufmerksamkeit bekommen.

(Martin Smeets)

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Highlights

  • Applause
  • Smooth it out
  • Caution
  • Warm hand splash

Tracklist

  1. Applause
  2. Smooth it out
  3. Feel alive
  4. Caution
  5. Wildfire
  6. Whale watching
  7. It's cold tonight
  8. Malfunction
  9. Wishbone
  10. Warm hand splash

Gesamtspielzeit: 31:58 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-04-23 17:54:12 Uhr - Newsbeitrag

Erst letzte Woche haben Tiny Moving Parts drei restlos ausverkaufte Shows zusammen mit ihren Labelmates Orchards in Deutschland gespielt und das Publikum ein weiteres Mal mit ihrem ansteckenden, frickeligen Alternative-Emo-Rock umgehauen. Nach dieser triumphalen allerersten EU-Headline-Tour kündigt das immer gut gelaunte Family-Trio aus Minnesota heute gleich die nächsten Konzerte für Ende September an:

TINY MOVING PARTS - Europatour 2018:

26.09.18 - Utrecht - DBs (NL)
27.09.18 - Antwerpen - Trix Club (BE)
28.09.18 - Berlin - Musik & Frieden
29.09.18 - Stuttgart - Club Cann
30.09.18 - Frankfurt - Nachtleben
01.10.18 - Hannover - Lux

Jeder der Tiny Moving Parts schon einmal Live erlebt hat, weiß wie beeindruckend ihre musikalischen Fähigkeiten sind. Ihre Konzerte sind hektisch, mitreißend und jedes mal ein einzigartiges Erlebnis, bei dem man fast pausenlos mit offenen Mund da steht, wenn man Gitarrist Dylan Mattheisen dabei zusieht, wie er diese komplexen Riffs spielt und dabei den nächsten Refrain anstimmt.

Ihr aktuelles Album "Swell" erschien am 26. Januar 2018 auf Big Scary Monsters in Deutschland und ist ein komplexes, dynamisches und erwachsenes Album, das alle Stärken der Band vereint und nur so vor Optimismus und guter Laune strotzt.
Awsten
2018-01-26 12:55:56 Uhr
Ganz okaye Platte, wären da nicht die unterirdischen Texte.

Milo

Postings: 171

Registriert seit 14.06.2013

2018-01-26 12:14:13 Uhr
Also in Wildfire höre ich schon Blink 182 (zu Self Titled Zeiten). Bei Celebrates war es ganz klar Headache. Sie geben ja selbst an, von u. a. Blink beeinflusst zu sein.

Jedenfalls ein sehr starkes, saugeiles Album. 8/10 passt locker.

necrodex

Postings: 18

Registriert seit 13.06.2013

2018-01-25 08:36:53 Uhr
Stimmt. Ich hab auch schon von Leuten gehört, die da 30 Seconds To Mars (die alten) raushören, das hör zum Beispiel ich überhaupt nicht. Auf jeden Fall schön zu lesen, dass die Band das Niveau auf Albumlänge hält.

MartinS

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 1395

Registriert seit 31.10.2013

2018-01-24 16:00:36 Uhr
Abgesehen davon, dass es eingängig ist wie Sau sehe ich wenig Argumente für eine Blink-Referenz ;-)
Aber hey: Details..
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