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The Shins - The worm's heart

The Shins- The worm's heart

Aural Apothecary / Columbia / Sony
VÖ: 19.01.2018

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Oh, inverted world!

In ihrer Autokratie haben sich nunmal schon ganz andere Größen verrannt. Vielleicht wäre mehr Bandgefüge wieder wünschenswert. Doch den zunehmenden Eindruck, dass Mercer keine Geniestreiche mehr vollbringen wird, wendet die Platte nicht – halt, halt, halt, was ist denn hier los? Das hatten wir doch bereits, nur ist jetzt alles so verdreht und merkwürdig. War wohl wieder dieser James Mercer. Der lässt sich ja inzwischen keine fixe Idee mehr ausreden. Und hat das letztjährige Album "Heartworms" einfach mal auf links gedreht und neu eingespielt. Schnelle Songs verlangsamt, langsamen dagegen Beine gemacht. Dazu noch die Tracklist auf den Kopf gestellt, fertig. "Ich habe es erschaffen, um die vielfältige Natur meines Songwritings zu zeigen", gibt der 47-Jährige zu Protokoll. Keine Frage: Es gab bei "Heartworms" durchaus verbesserungswürdige Aspekte. Ob "The worm's heart" einen passenderen Ansatz wählt, steht aber auf einem ganz anderen Blatt.

Bezweifelt werden muss zunächst Mercers Grundannahme. Ist es denn wirklich ein Zeichen für gutes Songwriting, wenn das Tempo eines Songs beliebig verändert werden kann? Unfreiwilliger Case in point: "Fantasy island" rauscht aufgrund schwacher Hook auch in der etwas schnelleren Fassung am Ohr komplett vorbei. Woanders hingegen wird der behauptete Geschwindigkeits-Wechsel ohnehin als Falschmeldung entlarvt: "Cherry hearts" klingt erfreulich fit, aber präsentiert sich wenig verändert, "Half a million" schunkelt sich im selben Tempo was zurecht, lässt nur die vorherige Flippigkeit deutlich vermissen. Der konzeptuelle Überbau, der "Heartworms" und "The worm's heart" angeblich verbindet, bröckelt demnach an einigen Stellen beträchtlich. Die neuen Fassungen wirken oftmals eher wie Demoversionen – rauher, womöglich "authentischer", aber oft hingegen leider unfertig.

Über den Rock'n'Roll-Gitarrenlärm in "Mildenhall" mag man sich anfangs noch freuen, bis die Repetition mit der Zeit auf den Wecker geht. Gleiches gilt für das hier eröffnende und missglückte "The fear". "So now what" bleibt stark, verliert jedoch einiges von seiner träumerischen Note. Fairerweise sei gesagt, dass "The worm's heart" an ein paar Stellen durchaus die bessere Version für sich verbuchen kann. "Dead alive" sticht als hübscher melancholischer Ruhepol mit Klavier und Streichern hervor und auch wenn der Refrain mangels Melodie merklich ins neue Korsett hineingepresst werden musste, entschädigt der mitreißende Höhepunkt gegen Ende. "Rubber ballz" leidet zwar nach wie vor am nervigen "Ba-da"-Teil, das akustische Setting ist aber wenigstens angenehmer als das quietschige Original. Zwei Gewinner des Gesamtprojekts gibt es aber. Der ursprüngliche Titeltrack gefällt auch auf "The worm's heart" mit flotter Achtziger-Hyperaktivität. Und "Name for you" war ursprünglich der schwungvolle eröffende Hit, offenbart als schleppender Closer in hübschem Kontrast eine düstere Note mit drückenden und einnehmenden Synths.

Unken darf man natürlich trotzdem, warum ausgerechnet das schwächste The-Shins-Album eine Zusatzrunde drehen darf. Offenbar klafft bei Mercer doch eine Wahrnehmungslücke, was die Output-Qualität betrifft. "The worm's heart" zieht meist den Kürzeren gegenüber "Heartworms", sei es aufgrund von noch seltsameren Produktions-Entscheidungen oder weil die Songs eben doch nicht so vielfältig einsetzbar sind, wie Mercer es gerne hätte. Das Konzept fühlt sich erzwungen und gleichzeitig nur halbherzig umgesetzt an. Dennoch hat es für sich genommen stellenweise einen räudigen Charme. Die Frage "Quo vadis, The Shins?" bleibt wie ein Damoklesschwert im Raum. Zukunftsweisende Ansätze finden sich auf "The worm's heart" keine, stattdessen bleibt ein bitterer Nachgeschmack von Selbstüberschätzung und Eitelkeit. Es scheint, als müsse noch einiges mehr auf den Kopf gestellt werden.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Heartworms (Flipped)
  • Dead alive (Flipped)
  • Name for you (Flipped)

Tracklist

  1. The fear (Flipped)
  2. So now what (Flipped)
  3. Heartworms (Flipped)
  4. Dead alive (Flipped)
  5. Half a million (Flipped)
  6. Rubber ballz (Flipped)
  7. Mildenhall (Flipped)
  8. Fantasy island (Flipped)
  9. Cherry hearts (Flipped)
  10. Painting a hole (Flipped)
  11. Name for you (Flipped)

Gesamtspielzeit: 41:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Achim

Postings: 6287

Registriert seit 13.06.2013

2018-01-18 22:06:37 Uhr
Das liest sich doch ganz spaßig, hatte ich gar nicht auf dem Schirm. Das "Original" habe ich letztlich doch überraschend häufig gehört. Bin gespannt, was sie mit "Mildenhall" gemacht haben, imho der stärkste Song auf "Heartworms".

(A.)

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2018-01-18 21:59:20 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

derp

Postings: 222

Registriert seit 18.04.2014

2017-12-15 16:54:45 Uhr
Bin mal vorsichtig gespannt. Kann ja eigentlich nur besser werden als das reguläre Album.

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2017-12-15 16:44:20 Uhr - Newsbeitrag
Es gab ja schon ein paar "Flipped"-Versionen von Songs von "Heartworms". Am 19.1. soll nun das ganze Album in den entsprechenden Versionen kommen.





Die Trackliste wird auch einmal umgedreht:

01 “The Fear (Flipped)”
02 “So Now What (Flipped)”
03 “Heartworms (Flipped)”
04 “Dead Alive (Flipped)”
05 “Half A Million (Flipped)”
06 “Rubber Ballz (Flipped)”
07 “Mildenhall (Flipped)”
08 “Fantasy Island (Flipped)”
09 “Cherry Hearts (Flipped)”
10 “Painting A Hole (Flipped)”
11 “Name For You (Flipped)”
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