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Jaguwar - Ringthing

Jaguwar- Ringthing

Tapete / Indigo
VÖ: 12.01.2018

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wo der Shoegaze drückt

Verträumte Soundschichten überlagern sich, im – naja – Vordergrund wechseln sich männliche und weibliche Vocals oder irgendwas dazwischen ab, Effektgeräte en Masse zu Füßen der Band – schon klar, in welchem Genre wir uns bewegen. Dem ollen Shoegaze geht es allerdings blendend. Alte Helden melden sich furios nach ewigen Pausen zurück, neue Emporkömmlinge spinnen die Fäden weiter. Zu letzterer Gruppe gehören auch Jaguwar aus Berlin. Welche nach zwei EPs und diversen Erprobungen als Vorband nun mit "Ringthing" ihr Debütalbum vorlegen. Und das muss sich vor den Vorbildern kein Stück verstecken, im Gegenteil.

Auch wenn die Blaupausen in der Tat von der ersten Sekunde an offensichtlich sind. Wäre man gemein, könnte man sagen, dass Jaguwar lediglich den Sound von Slowdive mit einer Dosis Verzerrung von My Bloody Valentine abschmecken und davor nicht vor Post-Rock-Strukturen zurückschrecken. Ach ja, ein ordentliches Melodieverständnis legen sie auch an den Tag, sodass man sich ein eingängiges Stück wie "Skeleton feet" mit etwas weniger Verwaschenheit auch von Jimmy Eat World vorstellen könnte. Und haben wir schon erwähnt, dass Vokalist Lemmy Fischer ganz arg nach The Cures Robert Smith klingt, besonders im melancholischen "Whales"? Ist das alles Zufall, diese ganzen Referenzpunkte? Es ist vielmehr vollkommen egal. Wie der Sound an sich verschwimmt das alles mit der Zeit.

Denn was Jaguwar drauf haben, ist das Songwriting. "Ringthing" meistert konstant den Spagat zwischen dichten Klangwelten aus dem Verzerrer und klaren Fixpunkten und Hooks. "Gone" täuscht genau so lange den Achtziger-Sheen an, bis man von selbst glaubt, dass gleich The War On Drugs hereinmarschieren – nur um später den Haken Richtung Volldampf zu schlagen. "Slow and tiny" ist ohnehin schon mehrere Minuten auf dem Weg zum Übersong, der Ausbruch am Ende ist dann so hart und überwältigend, wie man es selten im Shoegaze hört. Sängerin Oyemi Hessou, die zweite Kraft am Mikro, nimmt im quirlig-flotten "Night out" derweil ein entspanntes Bad im Pool der Gitarrenspuren. "Crystal" probt erfolgreich die Grandezza von Klimt 1918. Okay, ist gut, wir hören jetzt auf mit den Referenzen.

Es spricht für die Songs, dass trotz meist ausschweifender Laufzeit ihr Schlusspunkt oft überraschend früh kommt. Sicher nicht unschuldig daran sind die großartigen Höhepunkte, in die Jaguwar ihre Songs hineindrängen. "Mächtig" ist da gar kein Ausdruck, wenn man sich beispielweise dem Föhnen am Ende von "Away" hingibt. "Ringthing" ist der erste überaus wunderbare Höhepunkt des neuen Jahres und zeigt ein weiteres Mal, dass die deutsche Musikszene genügend Blüten selbstständig hervorbringt, um mit den großen internationalen Kalibern mithalten zu können. Wer braucht da noch Comebacks?

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Slow and tiny
  • Gone
  • Night out
  • Away

Tracklist

  1. Lunatic
  2. Skeleton feet
  3. Slow and tiny
  4. Gone
  5. Crystal
  6. Night out
  7. Whales
  8. Away
  9. Week
  10. End

Gesamtspielzeit: 50:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

slowmo

Postings: 1128

Registriert seit 15.06.2013

2018-09-07 14:47:57 Uhr
Neeein, die spielen am 22.9. im Tusnami. Einer meiner absoluten Stammclubs und ich bin da im Urlaub! :o Kann mir gar nicht vorstellen, wie die in so einem kleinen Laden auftreten wollen. In dem Keller passen ja gerade mal so 30 oder maximal 40 Leute gequetscht rein. Da muss man (gefühlt) aufpassen, dass man sich den Kopf nicht an der Decke stößt, von der Belüftung wollen wir mal in so einem fall mal gar nicht sprechen und die "Bühne" reicht sonst gerade mal so für den DJ.

Gefallen mir immer noch ganz gut. Sehr viel Power und Dynamik. Wenn natürlich längst nicht auf gleicher höhe mit den Genregrößén. Dafür dann doch u.a. zu sehr MBV Nachmache. Kann mir allerdings auch vorstellen, dass die Live richtig gut abgehen und einen packen können.

Mein absoluter Favourite: Eyes Collide (schade, dass der Song nicht auf dem Album ist).





boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2018-06-19 19:25:04 Uhr
Aber kann mir vorstellen, dass das Live ziemlich bockt.

Wenn alles glatt läuft, dürfte die Lautstärke die Sache regeln. 3x gesehen bisher und jedes Mal haben die Ohren ordentlich geschlackert. Live ein ganzes Stück räudiger als auf Platte.
Aber Aber
2018-06-18 22:33:16 Uhr
Bloß nicht Lotte und Mogli verpassen! Die spielen auch am Samstag.

Old Nobody

User und News-Scout

Postings: 3656

Registriert seit 14.03.2017

2018-06-18 22:12:52 Uhr
Hör da grad mal rein weil die beim Traumzeit Festival spielen. Bin da nur am Samstag für sagenhafte 38 Tacken und eigentlich nur wegen Blumfeld und Mogwai. Inzwischen ist aber genau dazwischen auch noch Low. Werde mir Jaguwar mit Sicherheit auch noch geben denn das Album klingt in der Tat vielversprechend, auch wenn ich das Level von Slowdive oder gar MBV nicht zu erkennen vermag. Aber kann mir vorstellen, dass das Live ziemlich bockt. Wird ja aus musikalischer Sicht ein ziemlicher Spitzentag,mal sehen wie es aus sportlicher Sicht läuft :)
Bambi
2018-01-21 00:08:25 Uhr
Mit deutschen Lyrics locker Top 10
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