Nick Hakim - Green twins
ATO / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 19.05.2017
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
So wie es sein Soul
Nein, auch wenn das Cover es auf den ersten Blick vermuten lässt: Nick Hakim heult auf "Green twins" nicht jenen "Pink moon" an, den sein Namensvetter Nick Drake 1972 nicht nur erobert, sondern für den Rest der Menschheit zugänglich gemacht hat. Mit dieser Art beruhigender, zurückhaltender Musik hat das Debüt des Mittzwanzigers aus Washington, D.C. nun so gar nichts zu tun – stattdessen gibt es eine kunterbunte Mischung aus Funk, Soul und HipHop, die sich hier und da sogar in Richtung Psychedelic-Pop lehnt. Klingt spannend? Ist es allemal.
Was nicht zuletzt auch an Hakims beeindruckendem Gespür für Melodie und Rhythmus liegt, und an der warmen Klangfarbe seiner Stimme. Ob durch Milchglas singend wie in "Roller skates", das nebenher gleich noch mit den neuseeländischen Kollegen von Unknown Mortal Orchestra flirtet, oder im hochdramatischen, irgendwo zwischen Marvin Gaye, Curtis Mayfield und D'Angelo tanzenden "Cuffed": Hakim ist sich seiner Stärken klar bewusst – und seiner Vorlieben umso mehr. Dementsprechend vermengen sich die verschiedenen Genres auf "Green twins" stetig weiter, ohne sich zu einem unerkennbaren oder gar ungenießbaren Brei zu entwickeln.
Hier ist alles so, wie es sein soll. Und wie Hakim es haben will: Das düstere "Miss chew", ein Wortspiel auf "Missed you", ist nur oberflächlich träge und wird im Verlauf seiner gut viereinhalb Minuten Spielzeit immer eindringlicher, geht von Bläsern unterstützt unter die Haut und sorgt am Ende für nervöses Herzklopfen. "Farmissplease" erinnert an das ebenso eklektische "Awaken my love", während "Bet she looks like you" rein musikalisch beinahe auch von Tame Impala sein könnte, sich gesanglich aber abermals an den alten Größen des Sechzigerjahre-Souls orientiert.
Oder sich davor verneigt: Zu keinem Zeitpunkt wirkt "Green twins" wie eine Kopie der Idole des Künstlers, sondern allenfalls wie eine Hommage. Dass das Album hier und da sogar ein wenig wie eine verzerrte Traum-Sequenz aus längst vergangenen Tagen daherkommt, ist Teil des Gesamtwerks. So verschwimmt die Grenze zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im irren "Those days" mitsamt durchgedrehtem Saxofon komplett, wohingegen die erste und zweite Hälfte von "Slowly" gegensätzlicher kaum sein könnten. Da trifft Schwarz auf Weiß. Und klar: Das ergibt eigentlich Grau. Zum Glück erstrahlt "Green twins" aber in allen möglichen Grünschattierungen, mal hell, mal dunkel, mal grell wie ein Textmarker, mal so sanft wie Nick Drake. Ein Traum.
Highlights
- Bet she looks like you
- Those days (feat. Onyx Collective)
- Slowly
Tracklist
- Green twins
- Bet she looks like you
- Roller skates
- Needy bees
- TYAF
- Cuffed
- Miss chew (feat. Jesse & Forever)
- Farmissplease
- Those days (feat. Onyx Collective)
- Slowly
- JP
Gesamtspielzeit: 46:31 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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maxlivno Postings: 2918 Registriert seit 25.05.2017 |
2018-01-03 21:44:52 Uhr
Schön, dass ihr der Platte etwas Beachtung geschenkt habt. Die Rezension fasst das Album treffend zusammen. Ein Album für entspannte Sommertage. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27853 Registriert seit 08.01.2012 |
2018-01-03 21:40:30 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert als "Vergessene Perle".Meinungen? |
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Referenzen
D'Angelo; D'Angelo And The Vanguard; Moses Sumney; Childish Gambino; Leon Bridges; Sly & The Family Stone; Sly Stone; Shuggie Otis; Curtis Mayfield; Prince; Funkadelic; Parliament; New Power Generation; Marvin Gaye; Jordan Rakei; Thundercat; Isaac Hayes; George Clinton; James Brown; Mo Solid Gold; Charles Wright; The Bar-Kays; Bootsy Collins; Graham Central Station; Al Green; The Impressionables; Labi Siffre; Otis Redding; Stevie Wonder; Earth, Wind & Fire; Grand Funk Railroad; Solomon Burke; Raphael Saadiq; Sam Cooke; The Isley Brothers; The Temptations; Bobby Womack; Gil Scott-Heron; Wilson Pickett; Charles Bradley; The Delfonics; Maxwell; Curtis Harding; Michael Kiwanuka; Jimi Hendrix; Maxwell; Erykah Badu; Lauryn Hill; Jill Scott; Angie Stone; Sharon Jones & The Dap-Kings; Tame Impala; Unknown Mortal Orchestra; Temples
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