Donots - Lauter als Bomben

Solitary Man / Warner
VÖ: 12.01.2018
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Von Wegen
Als Kettcar ihr zweites Album "Von Spatzen und Tauben, Dächern und Händen" veröffentlichten, war dort auf der Bonus-DVD eine Szene enthalten, in der Markus Wiebusch in irgendeinem Gästebuch blättert und schließlich auf den Eintrag der Donots stößt. "Die Donots haben wieder am meisten gesoffen und am wenigsten gearbeitet", hieß es da. Einerlei, ob Attitüde oder Realität: Das passte zu dieser Spaßcombo, die sich auf – sorry, dass wir immer noch darauf zu sprechen kommen – "Got the noise" kurz vor dem Kollaps präsentierte. Umso erstaunlicher, wohin es die Band in der Folge getrieben hat. Mit "Wake the dogs" gerade erst endgültig im neuen Stil angekommen, machten sich die Donots gleich wieder zu neuen Ufern und letzten Endes auch hin zur Narrenfreiheit auf.
Weil das Quintett den ganzen Quatsch inzwischen schon über 20 Jahre macht, wissen sie das auch ganz genau. Und das hört man dem inzwischen elften Album jederzeit an. "Lauter als Bomben" verzichtet dabei dieses mal auf’s Hakenschlagen und macht in etwa dort weiter, wo "Karacho" aufgehört hatte. Nur die Schlaglöcher, die den Vorgänger das ein oder andere Mal ins Schlingern brachten, hat die Band in der Zwischenzeit versucht zu begradigen. So ist vom Fremdeln mit der deutschen Sprache kaum noch etwas zu spüren. Vor allem aber haben Knollmanns & Co. in Sachen Musik noch mal eine Schippe draufgelegt. Das resultiert erst mal in einer fast beängstigend hohen Schlagzahl. Vom perfekt auf den Punkt gebrachten Opener "Geschichten vom Boden", über den bereits von der Split mit Adam Angst bekannten, wieselflinken Punkrocker "Keiner kommt hier lebend raus" und das schwermütige "Aschesammeln" bis hin zum Soundtrack für die Party nach der Party "Eine letzte letzte Runde", der so mancher Nachteule aus der Seele spricht, gelingt den Donots so ziemlich alles. Als Kirsche obendrauf gibt es in der Miniballade "Das Dorf war L.A." eine dicke Kelle Dorfpunk-Nostalgie und am Ende des atemlosen "Whatever forever" Nikel Pallats Abschiedsworte nach dieser Sache mit der Axt und dem Tisch.
Erstaunt stellt man fest, dass man damit schon satte acht Stücke durch hat und eine qualitative Auszeit noch lange nicht in Sicht ist. Das bleibt dann auch bis zum Ende so, auch wenn der Schlussteil vielleicht nicht mehr ganz so zwingend ist, wie das bisher Dargebotene. Aber sei’s drum: Das auf Vollgas getrimmte "Gegenwindsurfen" vereint Donots und irgendwas mit Punk spielend, inklusive eines kurzen Gastauftritts von Turbostaats Jan Windmeyer, das ausladende "Der Trick mit dem Fliegen" zeigt ein Mal mehr, dass der Band in Sachen Melodie so schnell keiner was vormachen wird und "Heute Pläne, morgen Konfetti" schmeißt mit merklicher Freude auf eine Wiederholung die letzte Runde. Ach ja, der dieses Mal wieder von Kurt Ebelhäuser spendierte Sound steht den Songs ebenfalls gut.
Am Schluss kann man eigentlich nur ein mal mehr staunen. Über diese Band. Und über die im besten Sinne unverhofften Wege, die sie inzwischen beschritten hat. Ob der Fünfer immer noch am meisten säuft, kann dabei natürlich nicht abschließend geklärt werden. Am wenigsten arbeiten werden aber inzwischen sicherlich andere. Die Donots sind im Jahre 2017 die Band, die den eigenen Laden schon zwei mal auf Links gezogen hat, die ihre Platten selber veröffentlicht, die keine Scheu hat, deutlich Stellung zu beziehen, die man nach wie vor unbedingt live anschauen muss und die es längst verdient hat, ausführlich gewürdigt zu werden. Dass auch "Lauter als Bomben" immer noch ein wenig Spielraum nach oben lässt, ist dabei umso besser: Die Donots sind noch immer nicht fertig. Auf zur nächsten Etappe.
Highlights
- Keiner kommt hier lebend raus
- Das Dorf war L.A.
- Eine letze letzte Runde
- Gegenwindsurfen
Tracklist
- Geschichten vom Boden
- Keiner kommt hier lebend raus
- Rauschen (auf jeder Frequenz)
- Aschesammeln
- Alle Zeit der Welt
- Whatever forever
- Das Dorf war L.A.
- Eine letzte letzte Runde
- Gegenwindsurfen
- Apollo creed
- Der Trick mit dem Fliegen
- Das alles brauch ich jetzt
- Heute Pläne, morgen Konfetti
Gesamtspielzeit: 36:13 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Milo Postings: 171 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-01-19 18:51:43 Uhr
Gehe voll mit der Rezension mit. 7/10 passt. Wirkt kompakter als Karacho (auch wenn die tolle Einzelsongs hatte). Auf Albumlänge gefällt mir aus den letzten 2 Jahren die Adam Angst jedoch am Besten. Love A etc mal ausgenommen, ist für mich 'ne andere Richtung. Hoffe Schönfuss & Co. bringen dieses Jahr mal Album 2. |
Müllhaufen |
2018-01-15 12:03:41 Uhr
Topkandidat für die langweiligste Band der letzten 20 Jahre. |
eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2871 Registriert seit 14.06.2013 |
2018-01-15 10:21:52 Uhr
Find die Platte überraschend und viel frischer als den etwas biederen Vorgänger. Mit Ausnahme von Song 5 und der langweiligen Single "Rauschen" ist das ziemlich launig und abwechslungsreich bis einschließlich "Apollo creed". Dann wird es leicht beliebig. |
Mister X Postings: 3401 Registriert seit 30.10.2013 |
2018-01-15 05:16:06 Uhr
Bleibt jetzt die Frage ob man die Platte anders wahrnehmen wuerde, wenn diese die Erste auf deutsch waere. Der Aha-Effekt ist jetzt natuerlich weg. Fuer mich ist sie etwas schwaecher als der Vorgaenger. Aber cool dass der andere Knollmann jetzt mehr am Micro ist. Oder kams mir nur so vor ?Erstdurchgang : 6/10 |
Mister X Postings: 3401 Registriert seit 30.10.2013 |
2018-01-14 01:46:03 Uhr
schweig ingo ! |
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