Motörhead - Under cöver

Silver Lining / Warner
VÖ: 01.09.2017
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 10/10

Der ewige Lemmy
Lemmy ist tot. Ein Satz, der zeigt, dass es mit der Welt bergab geht. Eine Welt ohne Lemmy ist einfach Mist. Zum Glück war der Mann in seiner erfüllten Karriere mit Motörhead ungemein produktiv. Die Hinterlassenschaft besteht aus über 20 Studioalben, unzähligen Live-Dokumenten und reihenweise Singles, Specials und Obskuritäten. Es ist positiv anzumerken, dass die überlebenden Motörhead-Mitglieder Phil Campbell und Mikkey Dee bisher recht anständig mit dem Erbe ihrer Band umgegangen sind. Mit "Under cöver" erschien im September 2017 eine Zusammenstellung einiger Coverversionen aus der langen Historie der dreckigsten Rock'n'Roll-Band der Musikgeschichte, was für Neueinsteiger durchaus interessant sein dürfte.
Für Motörhead-Kenner bietet "Under cöver" indessen leider wenig Neues, denn viele der Versionen haben bereits mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte auf dem Buckel. An der musikalischen Qualität ändert das natürlich nichts. Wenn Lemmy in "God save the queen" Sid Vicious imitiert, ist das immer noch beste Unterhaltung. Und auch Ted Nugents "Cat scratch fever" oder Judas Priests "Breaking the law" passen perfekt zum kaputten Sound des Warzengötts. Aus dem Spätwerk des Trios hat es "Sympathy for the devil" auf die Compilation geschafft – eine ebenso mutige wie wuchtige Neueinspielung des Stones-Klassikers. Welch großer Musikliebhaber Kilmister war, zeigt eine schöne Szene aus der empfehlenswerten Filmbiographie "Lemmy": Als er im Plattenladen eine Mono-Version eines Beatles-Albums ersteht, ist ihm die fast kindliche Freude über seinen Fang anzusehen.
Genau diese Liebe zur Musik war es, die Motörhead 40 Jahre lang am Leben hielt. Spötter, die behaupteten, jedes Album klinge gleich, hatten den Kern der Sache nicht verstanden: Jedes Album klang gleich geil. Natürlich gab es Höhen und Tiefen, aber letztlich ging es zwischen "On parole" und "Bad magic" immer nur die Freude an der eigenen Musik. Selbst als Lemmy bereits dem Tod ins Auge blickte, fokussierte er sich aufs Wesentliche: "Heroes" von David Bowie ist ein Song, der ihm persönlich am Herzen lag. Ungewöhnlich clean klingt seine Stimme in den Strophen, während Campbell und Dee so effizient wie eh und je ihren Dienst verrichten. Die Aussage, dass die Welt nicht unbedingt auf eine Motörhead-Version von "Heroes" gewartet hat, hätte Lemmy wahrscheinlich mit einem nonchalanten "fuck off" quittiert.
Schade ist, dass sich nur elf Songs auf "Under cöver" befinden. Motörhead haben ungleich viel mehr Covers eingespielt, ein Box-Set wäre sicherlich spannender gewesen und hätte auch eine nachvollziehbarere Dramaturgie besessen. So endet die Zusammenstellung mit dem Grammy-prämierten "Whiplash", das bis heute einer der fragwürdigsten Momente der an Treppenwitzen nicht armen Geschichte des Musikpreises ist. Selbstverständlich ist Motörheads Version rundum gelungen und wahrscheinlich sogar brutaler als das Original von Metallica. Aber dass die Engländer ausgerechnet für ein Cover und nicht für eines ihrer hervorragenden Studio- oder Livewerke einen Grammy kassierten, wirkt rückblickend doch ein wenig zynisch. Andererseits wäre der Preis sowieso irgendwo in Lemmys vollgestopfter Wohnung verstaubt. Oh, Lemmy. Du fehlst.
Highlights
- Heroes
- Sympathy for the devil
- Whiplash
Tracklist
- Breaking the law
- God save the queen
- Heroes
- Starstruck
- Cat scratch fever
- Jumpin' Jack Flash
- Sympathy for the devil
- Hellraiser
- Rockaway beach
- Shoot 'em down
- Whiplash
Gesamtspielzeit: 41:54 min.
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User | Beitrag |
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-12-20 20:47:47 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
@Loser |
2017-09-06 21:22:23 Uhr
Die Version von Heroes ist z.B. total genial! |
@MM13 |
2017-09-06 21:18:22 Uhr
Ich find's geil, du Spießer! |
MM13 Postings: 2470 Registriert seit 13.06.2013 |
2017-09-06 18:47:13 Uhr
noch kein ton hier zu?so kann man ein denkmal auch zerstören! wenn sie auch öfters coverversionen gespielt haben,das geht meiner meinung nach gar nicht. |
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Referenzen
Hawkwind; Saxon; Thin Lizzy; Black Stone Cherry; Girlschool; Judas Priest; Black Sabbath; Overkill; Kreator; Exodus; Metallica; Deep Purple; Pantera; Machine Head; Slayer; Ramones; Metal Church; Anthrax; Megadeth; The Stooges; Sex Pistols; Led Zeppelin; MC5; The Trashmen; The Clash; The Damned; Accept; AC/DC; Sepultura; Ozzy Osbourne; Rose Tattoo; Smoke Blow; New Bomb Turks; Social Distortion; Turbonegro; Probot; The Dwarves; Cretin 66; Peter Pan Speedrock; Nashville Pussy
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