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Godflesh - Post self

Godflesh- Post self

Avalanche / Indigo
VÖ: 17.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Nerven aus Metall

Ist er es wirklich? Hat er es doch noch ins Artwork einer Godflesh-Platte geschafft, wo sonst nur Platz für apokalyptische Feuersbrünste oder auf Mikrochips wuchernde Zellkulturen ist? Es sieht in der Tat so aus, als würde "Post self" der "Black boned angel" aus dem Album "Selfless" zieren, auf dem die Briten 1995 die Shoegaze-Dimensionen ihres bis dahin ausschließlich konsequent stählernen Industrial Metal ausloteten. Womit Mastermind Justin Broadrick gleichzeitig den Grundstein für seine folgenden, sphärischen Anwandlungen als Jesu oder für die gemeinsamen Aufnahmen mit Sun Kil Moon legte. Dass Godflesh aber trotz Anleihen bei Dub und Elektronik auch nach der 13-jährigen Pause knallhart wie eh und je bleiben, verdeutlichte 2014 das monumentale Bösewerk "A world lit only by fire": flammendes Inferno, viel Geschredder, keine Gnade.

Mit "Post self" verhält es sich eingangs nicht wirklich anders. Schon die Leads des eröffnenden Titelstücks bohren sich so unerbittlich ins Gehör wie ein rostiger Nagel in die Handfläche eines gepeinigten Märtyrers. Monotonie ist Trumpf, die Power maximal. Erst recht, wenn die übersteuerte Drum-Machine Blut sehen will und sich C. G. Greens offenbar ebenso rostiger Bass in die Eingeweide fräst. Dazu faucht Broadrick dermaßen tollwütig, als habe er sein Selbst längst im Klo runtergespült – und bringt die Essenz von Godflesh dennoch so vernichtend auf den Punkt, dass selbst die Apokalypse verschreckt die Besenkammer aufsucht. Noch eine Spur heiserer japst "No body" wie ein ruheloser Poltergeist über tiefstgestimmte Gitarren. Und das soll das Album sein, das die Band im Vorfeld als "less metal" bezeichnete? Die haben Nerven.

Oder gar keine, wie man hört. Erst sukzessive krümmt sich "Post self" etwas weniger fleischfressend um die stets morphenden Rhythmen, um in "Mirror of finite light" beinahe in sich selbst zu verschwinden. Gedoppelte Vocal-Anrufungen und aschfahler Saitenlärm starren dabei so tief ins blinde Glas, bis dieses nur noch ein blutunterlaufener Augapfel ist – mit den Ohren haben Broadrick und Green zu dieser Zeit ohnehin schon kurzen Prozess gemacht. Und allmählich bekommt man eine Ahnung, dass diese zurückgenommeneren Momente gar nicht so weit von den schabenden Erdwürmern auf "Jesu/Sun Kil Moon" entfernt sind, wie es zunächst den Anschein hat. Denn auch wenn der Frontmann seine Mantras immer noch offensiver und weniger grummelig absingt als Grantel-Schrat Mark Kozelek, ist vorübergehendes Durchatmen erlaubt.

Lange hält dieses jedoch nicht vor: Spätestens "Pre self" stellt als Widerpart zum Titelsong ein stocksteifes Riff in die Ecke und bearbeitet es mit den gleichen stoischen Schlägen, die schon den sägenden Klassiker "Crush my soul" einleiteten – einst reinster Pop im Vergleich mit diesem schwer pumpenden Bolzen, bei dem die Beats zwar verspätet, aber umso gemeiner zutreten. Und auch die zwischen weißglühendem Doom und Feedback-Kreischen eine Abwärtsspirale hinunterdelirierende Gitarre des schleifenden Albtraums "Mortality sorrow" bringt keine Erlösung, sondern nur bittere Gewissheit über die allzu knapp bemessene Daseinsfrist. Klar, dass Broadrick und Green diese finstere Vision bis zu "The infinite end" durchziehen und der Engel vom Cover wie zum Vorgeschmack das Haupt senkt. Und das ist ja auch irgendwie Metal.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Post self
  • No body
  • Pre self
  • Mortality sorrow

Tracklist

  1. Post self
  2. No body
  3. Parasite
  4. Mirror of finite light
  5. Be God
  6. The cyclic end
  7. Pre self
  8. Mortality sorrow
  9. In your shadow
  10. The infinite end

Gesamtspielzeit: 46:43 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

MasterOfDisaster69

Postings: 885

Registriert seit 19.05.2014

2018-01-03 17:55:49 Uhr
Was ist da komisch? Gute Rezension, mit Assoziationen und Bildern spielend die Brachialitaet des typischen Old-School-Industrial-Sound á la Godflesh rueberzubringen, ist doch gut gelungen. Wie auch das Album. Danke.

Sicher 7/10 mit Luft nach oben...
Martyr
2017-12-25 10:49:23 Uhr
Komisches Review. Viel kryptischer Text und kaum richtige Aussagen über das, was musikalisch pasdiert. Schade.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 24630

Registriert seit 08.01.2012

2017-12-20 20:50:37 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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