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Moonspell - 1755

Moonspell- 1755

Napalm / Universal
VÖ: 03.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Neue Heimat

Stillstand ist Rückschritt, so verkündet es zumindest der Volksmund. Diese Weisheit gilt selbstredend auch für Musiker. Es sei denn natürlich, sie heißen Ian Fraser Kilmister und ziehen ihr Ding beharrlich-stur durch. Einfach weil sie's können, was legitim ist. Auf der anderen Seite stehen Künstler, die sich eben nicht damit zufrieden geben, wenn eine Platte so klingt wie die davor. Und die davor. Und so weiter. Moonspell gehören eindeutig zur zweiten Kategorie. Denn die Portugiesen hätten es sich einfach machen können nach dem tollen Album "Extinct", was durch seinen fluffigen, bisweilen gar tanzbaren Dark Metal mit dezenten Anleihen bei Szene-Ikonen wie The Sisters Of Mercy überzeugen und stellenweise begeistern konnte. Doch anstatt diese Welle weiter zu reiten, kündigt Frontmann Fernando Ribeiro ein Konzeptalbum an. Und zwar kein gewöhnliches.

Nachdem Lissabon am 1. November 1755 durch ein verheerendes Seebeben mit einer Stärke von 8,5 bis 9,0 auf der – damals noch nicht definierten – Richterskala und dem darauffolgenden Tsunami nahezu dem Erdboden gleichgemacht wurde, war in Portugal nichts mehr so wie vorher. Diese Umbrüche, sei es nun der Bruch mit der katholischen Kirche, die dem Pragmatismus der Stadtväter blinden Dogmatismus entgegen stellten, oder der Verlust der Gottesfürchtigkeit der Bevölkerung, stecken so tief in der portugiesischen DNA, dass sich Ribeiro dazu entschloss, dieses Konzeptalbum komplett in seiner Muttersprache einzusingen. Mit Blick auf die Absatzmärkte außerhalb Portugals durchaus risikofreudig, doch das Vorhaben gelingt. Und wie.

Dabei wäre die Gefahr, ein schwülstiges Musical-Album zu produzieren, durchaus real. Doch der orchestrale Auftakt "Em nome do medo" wird nicht etwa süßlich, sondern zieht alle Register des Bombasts, ohne zu erschlagen. Was vor allem daran liegt, dass sich Ribeiro ausschließlich auf seine aggressiven Growls beschränkt. Der folgende Titeltrack geht fast als eine Mischung von Therion und Orphaned Land durch, verweben die Portugiesen doch gekonnt wuchtige Chöre und orientalisch klingende Harmonien. Danach allerdings wird deutlich, warum Moonspell in der Heimat mittlerweile riesig sind. Denn das Doppel aus dem wehmütig klagenden "In tremor dei" und dem brutalen "Desastre" zeigt die ganze Bandbreite des Könnens. Folgerichtig ist bei "In tremor dei" nicht etwa irgendein Session-Sänger für den tieftraurigen Gesang im Mittelteil verantwortlich, sondern mit Paulo Bragança einer der Top-Stars der portugiesischen Fado-Szene.

Es sind allerdings gar nicht einmal so sehr mögliche einzelne Hits, die "1755" zu einem dermaßen starken Album machen. Klar, "1 de Novembro" oder "Ruínas" sind Abrissbirnen vom Feinsten und großartiger symphonischer Metal. Aber in diesem Fall ist tatsächlich das Album der Star, klingen die Songs doch tatsächlich wie aus dem einen viel zitierten Guss. Und das spricht für das überaus hohe Niveau, das sich immer wieder in feinen spielerischen Nuancen offenbart, die der sonst nicht eben für filigrane Sounds bekannte Produzent Tue Madsen wunderbar herausgearbeitet hat. Gleiches gilt für das abschließende "Lanterna dos afogados" – eine Coverversion einer brasilianischen Pop-Band, der Moonspell eine herrliche Dark-Rock-Note verpassen. "1755" ist ambitioniert, keine Frage. Und endlich wieder kann der Blick ins Textblatt oder einer englischen Übersetzung davon empfohlen werden. Moonspell hätten an dieser Aufgabe krachend scheitern können. Aber sie lösen sie mit Bravour. Und dürften damit zumindest in der Heimat den Schritt nach ganz oben vollziehen.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • In tremor dei
  • Desastro
  • 1 de Novembro
  • Lanterna dos afogados

Tracklist

  1. Em nome do medo
  2. 1755
  3. In tremor dei
  4. Desastre
  5. Abanão
  6. Evento
  7. 1 de Novembro
  8. Ruínas
  9. Todos os santos
  10. Lanterna dos afogados

Gesamtspielzeit: 47:42 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
CR7
2017-12-15 02:01:31 Uhr
Parabéns Moonspell !
Somos poucos mas bons!
Abraço
O vosso CR7
Meine Meinung
2017-12-13 19:06:29 Uhr
goil!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26286

Registriert seit 08.01.2012

2017-12-11 21:26:55 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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