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Neil Young + Promise Of The Real - The visitor

Neil Young + Promise Of The Real- The visitor

Reprise / Warner
VÖ: 01.12.2017

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Old man yelling at clown

Müde ist Neil Young auch mit 72 Jahren noch lange nicht, sowohl seine immense Output-Frequenz betreffend, als auch mit seinem Willen, zu den Themen der Zeit Stellung zu beziehen. "The visitor" ist das zweite Album nach dem Anti-Lebensmittelgiganten-Manifest "The Monsato years" mit den Sparringspartnern Promise Of The Real, der Band um die Willie-Nelson-Sprösslinge Lukas und Micah. Im Gegensatz zu dessen Monothematik strebt Young ähnlich wie auf "Peace trail" aus 2016 wieder nach einer breiteren Themenfächerung. "The visitor" lässt es dennoch nicht an Deutlichkeit vermissen. Mit "I'm Canadian by the way / And I love the U.S.A." eröffnet Young die Platte, bevor das Ziel des formidablen Openers "Already great" sich deutlich herausschält. "No wall / No hate / No fascist U.S.A.", skandiert ein Chor im Mittelteil und schließt später ab: "Whose streets? / Our streets!" So wird auch klar, auf wessen Wahlslogan der Titel des Songs anspielt.

Einmal mehr zeigt sich dabei die positive Wirkung der Frischzellenkur durch Promise Of The Real, die mit angenehm rumpeligen Bluesrock die Botschaft unterstreichen. Das knackige "Fly by night deal" lässt Young stoisch über harmonischem Backinggesang und entschlossenem Rhythmus seine Predigt skandieren. "No more! No more! No more!" Konsequent endet der launige Track in kreischendem Feedback. Auch das entspannte, von Mundharmonika durchzogene "Almost always" und das verwaschene "Stand tall" überzeugen mit ihrer Bodenständigkeit, auch wenn der Pathos in letzterem mit Young etwas durchgeht: "Stand tall for Earth / Long may out planet live." Die Umwelt ist ihm selbstverständlich immer noch ein wichtiges Anliegen. Das über zehn Minuten abschließende "Forever" greift den Wunsch nochmals auf. "Earth is like a church without a preacher / The people have to pray for themselves", heißt es zu unaufgeregter Akustik. Mr. "An awful truth" Gore bekommt mit "My friend Al got the message" sogar einen Shoutout. Während der amtierende Präsident auch ohne explizite Nennung Zielscheibe bleibt.

Etwas abwegiger wird es im turbulenten "Carnival", in welchem Young den exaltierten Erzähler über eine groteske Szenerie gibt. "We were grinding to the human beat / There was nothing safe about it." Promise Of The Real schwanken derweil zwischen einem vorsichtigen Marsch und Einschüben samt Xylophon und Ziehharmonika hin und her. Soweit tiptop. Leider fällt "The visitor" wie auch der Vorgänger stellenweise in Falltüren hinein. "Change of heart" geht noch in Ordnung, nimmt sich höchstens ein wenig zu lange Zeit. Die textlich sehr reduzierten, kurzen "Diggin' a hole" und "When bad got good" sind hingegen mehr unausgereifte Insider-Jokes in Standard-Blues-Verpackung anstatt richtige Songs und nach dem zweiten Hören schon nicht mehr unterhaltsam. "Children of destiny" ist dagegen ein hoffnungslos überkitschter, fast karikaturhafter Bläsermarsch, der noch mit süßlichen Streichern verklebt wird. Da hilft auch der erneut zu bedeutungsschwanger geratene Text à la "Preserve the ways of democracy / So the children can be free" nicht. Keiner ist schließlich hergekommen, um zweitklassige Bono-Lyrics zu lesen.

Zum Glück dauern die drei zuletzt angesprochenen Stücke zusammen gerade mal acht Minuten und fallen deshalb nicht allzu schwer ins Gewicht. Trotzdem hat man das Gefühl, Young und Promise Of The Real hätten mit etwas mehr Konsequenz und Kompromisslosigkeit noch mehr aus "The visitor" herausholen können und es zu einem echten Spätwerk-Highlight in der weitläufigen Diskografie des Kanadiers machen können. So bleibt es lediglich ein guter Beweis dafür, dass Young es nach wie vor drauf hat. Aber auch ein Indikator: Da geht noch mehr. Wir glauben daran. Vielleicht wieder beim nächsten Album des Workaholics, das mit Sicherheit sowieso bald schon fertig sein wird.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Already great
  • Fly by night deal
  • Carnival

Tracklist

  1. Already great
  2. Fly by night deal
  3. Almost always
  4. Stand tall
  5. Change of heart
  6. Carnival
  7. Diggin' a hole
  8. Children of destiny
  9. Whemn bad got good
  10. Forever

Gesamtspielzeit: 51:15 min.

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User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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Registriert seit 26.02.2016

2018-02-02 08:45:43 Uhr - Newsbeitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

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Registriert seit 26.02.2016

2017-11-30 23:51:25 Uhr
Hehe, danke. ;-)

Robert G. Blume

Postings: 898

Registriert seit 07.06.2015

2017-11-30 22:50:36 Uhr
Felix: Damit dürfte die Überschrift des Jahres an dich gehen.

Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2017-11-30 22:40:43 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

humbert humbert

Postings: 2406

Registriert seit 13.06.2013

2017-11-03 18:40:23 Uhr
Schon wieder. Habe mir das letzte Album noch nicht mal angehört. Langsam alter Mann.
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