Gwen Stefani - You make it feel like Christmas
Interscope / Universal
VÖ: 06.10.2017
Unsere Bewertung: 2/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Zum Feste die Reste
Ach, Weihnachten. Das ist das Zusammentreffen der Familie, leckere Gans, nützliche Geschenke und behagliche Stimmung am Kamin, während draußen eine weiße Winterwunderlandschaft leuchtet. Dazu hört man nach Festlichkeit klingende Platten, sagen wir Jimmy Eat Worlds "Clarity", Kate Bushs "50 words for snow" oder wenn es ganz thematisch passend sein soll, die Weihnachtsalben von Sufjan Stevens oder Bright Eyes. So kommt es natürlich nicht immer. Also eigentlich nie. Stattdessen im schlimmeren Fall Streitigkeiten, ein verbrannter Gockel im Ofen und die berüchtigten Socken im Geschenkpapier. Und wenn dann alles egal ist, die Hälfte der Belegschaft sich bereits frustriert zurückgezogen hat, kann man im Rotweinrausch schon einmal die Alles-egal-Karte ziehen. Zum Beispiel in Gestalt von Gwen Stefanis Weihnachtsplatte. "You make it feel like Christmas" heißt diese und ist eine der hirnverbranntesten Ideen in einer an hirnverbrannten Ideen nicht armen Zeit. Die totgedudeltsten Klassiker neben überkitschten Eigenkompositionen. Wenn schon Absturz, dann richtig. You make it feel like Scheiße.
Wer "Jingle bells", "Last Christmas" oder "Silent night" noch nicht in angeswingten oder streicherbeladenen Versionen gehört hat, – nun, der könnte auch einfach was von Michael Bublé oder Helene Fischer kaufen, aber darum geht's hier ja nicht. Die bereits tausend Mal auf irgendwelchen festlichen Alben verwursteten Kamellen nimmt Stefani in gleichermaßen überladenen und leblosen Arrangements eben zum 1001. Mal auf. Das größte "Warum???" verdient sich insbesondere das elendig in die Länge gezogene Wham!-Cover, dessen "Ah-uh-lalala"s im schier nicht enden wollenden Outro dermaßen auf den Zeiger gehen, dass die Lebkuchen von selber anfangen zu faulen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass man auch das Original in dieser Saison wieder unangenehm oft um die Ohren gehauen bekommt. Nicht besser läuft es für Bing Crosby, dessen "White Christmas" jeglicher Seele durch die sterile Instrumentierung beraubt wird.
Können es die eigenen Songs wenigstens richten? Weit gefehlt, da über jedes Stück eine ganze Schiffsladung Glocken, Streicher und Bläser ausgegossen wird. Es ist schließlich Weihnachten, das muss so. Einzig "My gift is you" lässt noch den Hauch eines gelungenen Popsongs durchschimmern, während das titelgebende Duett mit ihrem Lover Blake Shelton – vollkommen unerklärlich vom People Magazine kürzlich zum Sexiest Man Alive gewählt – wie erwartet im Kitsch baden geht. Anlässlich "Santa baby" fragt man sich auch, ob es angemessen ist, einen alten, bärtigen und kaminkletternden Mann mit "baby" anzureden, aber das ist wiederum nur eine der kleineren Absurditäten auf dieser grundsätzlich absurden Platte. "You make it feel like Christmas" macht zu keiner Sekunde einen Hehl daraus, dass hier neben im Schlaf herausgepupsten Coverversionen die letzten Studio-Reste zusammengekehrt und textlich wie musikalisch auf Weihnachten getrimmt wurden. Sollte also schlechte Stimmung oder ungenießbares Essen am Festtisch aufkommen: keine Sorge. Es gibt Schlimmeres. Wie zum Beispiel "You make it feel like Christmas".
Highlights
- My gift is you
Tracklist
- Jingle bells
- Let it snow
- My gift is you
- Silent night
- When I was a little girl
- Last Christmas
- You make it feel like Christmas (feat. Blake Shelton)
- Under the Christmas lights
- Santa baby
- White Christmas
- Never kissed anyone with blue eyes
- Christmas Eve
Gesamtspielzeit: 37:26 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Ginger |
2017-12-01 17:51:11 Uhr
@hukdioDie werden nur trocken 🤷🏻‍♂️ |
Hukdio |
2017-12-01 13:29:16 Uhr
"Das größte "Warum???" verdient sich insbesondere das elendig in die Länge gezogene Wham!-Cover, dessen "Ah-uh-lalala"s im schier nicht enden wollenden Outro dermaßen auf den Zeiger gehen, dass die Lebkuchen von selber anfangen zu faulen."Lebkuchen fangen doch immer selber zu faulen an, oder? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27512 Registriert seit 08.01.2012 |
2017-11-30 22:39:12 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.Meinungen? |
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Referenzen
Michael Bublé; Helene Fischer; Roger Cicero; Blake Shelton; Lady Gaga; Whitney Houston; Mariah Carey; Destiny's Child; Taylor Swift; Madonna; Katy Perry; Britney Spears; Christina Aguilera; Jessica Simpson; Selena Gomez; Kylie Minogue; ABBA; Samantha Fox; Cyndi Lauper; Kim Wilde; Spice Girls; Melanie C; Geri Halliwell; Mary J. Blige; Janet Jackson; Lana Del Rey; Beyoncé; Justin Bieber; Justin Timberlake; No Doubt
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