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Soundtrack - Twin Peaks (Limited event series soundtrack)

Soundtrack- Twin Peaks (Limited event series soundtrack)

Rhino / Warner
VÖ: 22.09.2017

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Bitte keine Katzen retten!

Die gerettete Katze versaute das Fernsehen. Nein, genauer: Sie versaute sogar das Erzählen. Bis heute. Nur nicht in Twin Peaks. US-Drehbuchautor Blake Snyder veröffentlichte vor zwölf Jahren sein Buch "Save the cat: The last book on screenwriting you'll ever need", ein Werk, in dem er anhand von Beispielen die wenigen Muster aufdeckt, um eine Geschichte zu erzählen. An diesen Mechanismen hatte Snyder keine Schuld, er nutzte sie lediglich. Der Titel seines Buchs beschreibt die Szene, in der die Zuschauer zum ersten Mal den Helden des Films sehen. Die Figur macht etwas Sympathisches, Nettes, Selbstloses. Was passiert? Das Publikum mag diesen Charakter.

Zahlreiche Schreibschulen und Ratgeber arbeiten sich bereits seit Jahrzehnten an diesen Mustern und der klassischen Heldenreise ab, um das Erzählen zu lehren. Die Konsequenz: Einheitsbrei. Mal mit mehr Qualität in der Ausführung, mal mit weniger Substanz in der Geschichte. Was für eine Wohltat, als endlich wieder David Lynch und Mark Frost in diesem Jahr die dritte Staffel ihrer Serie "Twin Peaks" veröffentlichten.

Nicht eine andere Fernsehserie kommt an die Kunstfertigkeit von "Twin Peaks" heran. Für zwei Minuten kann die Kamera in eine fast leere Bar filmen, während ein dicklicher Mann mit dem Besen den Boden fegt – und es fasziniert, brennt sich ein. Dass Lynch und Frost nach 25 Jahren Unterbrechung in ihrer Erzählung auf den gleichen Sog wie früher setzen konnten, liegt vor allem an dem hervorragenden Sound der ganzen Serie. Neben den verschiedenen Einsätzen von Geräuschen und Rauschen innerhalb der Szenen, lieferte das Roadhouse innerhalb der Serie Auftritte von den Nine Inch Nails, The Veils, Sharon Van Etten und Eddie Vedder. Die Essenz brachte aber wie seit Anfangstagen der US-Komponist Angelo Badalamenti ein. Auf dem "Limited event series soundtrack" machen einen Großteil der Songs seine Beiträge zur Serie aus. Bekanntes wie der schleppende Bass des Intros über den schmeichelnden Synthesizern fehlt nicht, ebenfalls gibt es hier "Laura Palmer’s theme", das von seiner gespenstischen und entrückten Wirkung nichts verloren hat.

Unter den neuen Songs transportieren vor allem Johnny Jewel und Chromatics die Stimmung der Serie ins 21. Jahrhundert – ohne die düstere Atmosphäre zu beschneiden. Ambient und Kitsch stehen direkt nebeneinander und an den Reibungsflächen tun sich die Abgründe auf. Und "Threnody for the victims of Hiroshima" dürfte nun stets an die beste Stunde einer Serie erinnern, obwohl es bereits für zahlreiche Horrorfilme herhalten musste. Flirrende Töne von Violinen fliegen durch die Luft, während ein verwirrter Rhythmus ein paar Schläge setzen darf. Der ganze Beitrag steht so wackelig und merkwürdig auf diesem Soundtrack, reißt konsequent das gleiche Loch wie die achte Folge der dritten Staffel.

Wer "Twin Peaks" verstehen will, muss einen Zugang zu diesem Sound finden. Badalamentis Stücke tragen diese Serie wie jede ihrer Figuren, sie scheinen stellenweise einen eigenen Charakter zu formen. In einem Interview sagte David Lynch, dass die dritte Staffel vielmehr ein achtzehnstündiger Film sei. Das bedeutet: Es braucht Geduld. Und die Ruhe sich auf diese Serie und ihre Musik einzulassen. Wer einen Zugang findet, bekommt eine herausragende Erfahrung. Ohne Heldenreise. Und ohne gerettete Katzen.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Twin Peaks theme (Angelo Badalamenti)
  • Laura Palmer's theme (Love theme from "Twin peaks") (Angelo Badalamenti)
  • Windswept (Reprise) (Johnny Jewel)
  • Threnody for the victims of Hiroshima (Witold Rowicki: National Philharmonic Orchestra Warsaw)

Tracklist

  1. Twin Peaks theme (Angelo Badalamenti)
  2. American woman (David Lynch Remix) (Muddy Magnolias)
  3. Laura Palmer's theme (Love theme from "Twin peaks") (Angelo Badalamenti)
  4. Accident / Farewell theme (Angelo Badalamenti)
  5. Grady groove (Angelo Badalamenti feat. Grady Tate)
  6. Windswept (Reprise) (Johnny Jewel)
  7. Dark mood woods / The red room (Angelo Badalamenti)
  8. The chair (Angelo Badalamenti)
  9. Deer meadow shuffle (Angelo Badalamenti)
  10. Threnody for the victims of Hiroshima (Witold Rowicki: National Philharmonic Orchestra Warsaw)
  11. Slow 30s room (David Lynch & Dean Hurley)
  12. The fireman (Angelo Badalamenti)
  13. Saturday (Instrumental) (Chromatics)
  14. Headless chicken (Thought Gang)
  15. Night (Angelo Badalamenti)
  16. Heartbreaking (Angelo Badalamenti)
  17. Audrey's dance (Angelo Badalamenti)
  18. Dark space low (Angelo Badalamenti)

Gesamtspielzeit: 77:02 min.

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User Beitrag

Felix H

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 9300

Registriert seit 26.02.2016

2017-12-05 13:37:29 Uhr
wo ist das famose "shadow" von den Chromatics?

Hier. Ist etwas verwirrend benannt.
zu faul sich einzuloggen
2017-12-05 12:49:45 Uhr
Was genau ist jetzt eigentlich limited? Die Serie?
und nu
2017-12-05 12:38:13 Uhr
wo ist das famose "shadow" von den Chromatics?
dougie
2017-12-01 01:16:04 Uhr
Windswept (Reprise) (Johnny Jewel) aka the dougie theme.

Mein Favorit.

Old Nobody

User und News-Scout

Postings: 3656

Registriert seit 14.03.2017

2017-12-01 00:28:12 Uhr
Spitzen Rezi

"Es braucht Geduld. Und die Ruhe sich auf diese Serie und ihre Musik einzulassen. Wer einen Zugang findet, bekommt eine herausragende Erfahrung."

Genau so ist es

Denn Lynch versteht es wie kein Zweiter nicht nur Stimmungen zu erzeugen sondern vor allem auch darzustellen
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