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The Effects - Eyes to the light

The Effects- Eyes to the light

Dischord / Cargo
VÖ: 27.10.2017

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Gefrickelt, nicht geschüttelt

Dieses Jahr haben so einige namhafte Musiker das Lied vom Tod gespielt, darunter auch eine Persönlichkeit, die weit weniger bekannt war als beispielsweise die ebenfalls verstorbenen Chris Cornell oder Chester Bennington. Die Rede ist von Guido Lucas. Doch der umtriebige Musiker, Produzent und Labelchef hat mit seiner Arbeit ebenfalls eine Duftmarke bei Fans mit Näschen für intensive Musik hinterlassen. Und zwar nicht nur, weil Lucas in einer Reihe relevanter deutscher Bands wie Scumbucket oder Les Hommes Qui Wear Espandrillos den Bass spielte, sondern vor allem, weil er bluNoise gründete. Ein legendäres Label, bei dessen Veröffentlichungen Freunde des Noiserocks fast immer eines konnten: ungehört zu-, ohne dabei ins Klo zu greifen. Über den großen Teich transferiert, könnte man das parallel auch von Ian Mackayes Dischord Records behaupten – und zwar nicht nur wegen Fugazi. Das ausschließlich Bands aus Washington, D.C. unter Vertrag nehmende Label setzte in seiner Veröffentlichungsintensität schon immer auf Qualität statt Quantität. Auch The Effects bilden da keine Ausnahme.

Und hier könnte das Pendel musikalisch schon wieder zurück Richtung Deutschland und der bei bluNoise veröffentlichten Band Pendikel schwingen. Toben die US-Amerikaner von The Effects musikalisch doch über ähnlich musikalische Abenteuerspielplätze wie die inzwischen aufgelösten Konzept-Rocker aus Osnabrück. Allerdings nimmt das Debüt von The Effects "Eyes to the light" die Widrigkeiten des Lebens etwas leichter und verzichtet auf den bitteren Unterton Pendikels. Was im Umkehrschluss nicht heißt, dass wir es hier mit musikalischen Oberflächlichkeiten zu tun haben. Im Gegenteil, nur verstehen es The Effects, ihr anspruchsvolles Liedgut in eine äußerst fluffige Glitzer-Hülle zu verpacken. Dabei gehen sie immer neugierig und hibbelig vor und haben auch keine Angst vor Experimenten. Der Albumstarter "New isolation" schmeißt passenderweise gleich sämtliche Bauklötze einer herkömmlichen Songstruktur durcheinander, klatscht mit Fingerfarben noch ein paar Harmonien drauf und steppt dazu den Tempowechsel-Ausdruckstanz. Sangesvater Devin Ocampo und seine zwei Spielkameraden scheint dabei die Sonne aus jeder verschwitzten Körperpore. Ocampos Bandvergangenheit mit Faraquet oder Medications ist dabei ein musikalisches Erbe, das dieser äußerst gewinnbringend in die neue Formation einzubringen weiß. Musikalische Standards werden das gesamte Album mit Eselsmütze in die Ecke geschickt, um Platz zu schaffen für ein Freispiel unterhaltsamer, weil nicht vorhersehbarer Fingerübungen an der Gitarre. Der Rolle eines genau zum richtigen Zeitpunkt und mit der nötigen Intensität zupackenden Grooves zollt das Trio ebenfalls viel Raum ein. Heraus kommen hakenschlagende Songs, die dennoch immer schnurgerade ins Ziel "Popmusik" mit Bock auf Rock finden.

Egal, ob jetzt in "Another day" Chörchen für die Öhrchen spendiert werden oder bei "Low lier" Gitarren wie ein Flummi um die Kurve eiern. Stets wird latent gefrickelt, ohne dabei zu nerven. Denn The Effects bewegen sich mit einem Ziel neben der Spur: Abseits stumpf gelaufener Pfade soll dem Hörer eine neue Perspektive gezeigt werden. Dies gelingt auch aufgrund eines Gesangs, der Gutes verspricht, mithilfe seines unaufdringlichen Optimismus sofort begeistert und so noch Besseres liefert. So ist "Back and forth" nur eine dieser Leckereien, die zu gleichen Teilen süß und sauer, verspult und direkt, pop und progressive sind. Auch "Onward upward" bietet schon mit seinen wahnwitzigen Erstakkorden und Saiten-Fingerattacken statt geradem Rock and Roll eher den akrobatischen Flic und Flac. Und so geht es über das ganze Album mit der immer wiederkehrenden, aber niemals gleichen Rezeptur an Spaß an der Freude weiter. Bis ganz am Ende mit "Moving on" eher bedächtig ausgeklungen wird. Und The Effects dabei gleich noch ein ganz großes Rock'n Roll-Zitat richtigstellen: "It's better to fade away than to burn out."

(Oliver Windhorst)

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Highlights

  • Numbers
  • Anchors aweigh
  • Onward upward

Tracklist

  1. New isolation
  2. Numbers
  3. Anchors aweigh
  4. Another day
  5. Low lier
  6. Back and forth
  7. Onward upward
  8. Set it off
  9. Moving on

Gesamtspielzeit: 35:40 min.

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Armin

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2017-11-30 22:39:40 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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