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Anna Ternheim - All the way to Rio

Anna Ternheim- All the way to Rio

BMG / Warner
VÖ: 24.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Raus aus den Federn

Es herrschte dezente Verwirrung in der Plattentests.de-Redaktion. Plötzlich stand Anna Ternheim auf der VÖ-Liste, unvermittelt, unangekündigt. Dabei war "For the young" doch gefühlt vor gar nicht langer Zeit erschienen. Und dann wurde der Release von "All the way to Rio" spontan noch eine Woche vorgezogen. Die Frage, was dieses Ding nun darstellen soll, ist keine leichte. Mit gerade mal acht Songs in 33 Minuten fällt es recht mager aus und so wirklich dazu bekennen, dass es ein vollwertiges Studioalbum sei, mochte sich auch keine offizielle Info. Es wurde von einer "Zusammenarbeit mit Stockholmer Musikern" gesprochen, mehrere Jahre lang seien die Stücke mit großen Pausen dazwischen aufgenommen worden, schwierig sei es gewesen. Klare Ansagen gehen anders. Dabei sprechen die Songs für sich. "All the way to Rio" gehört nämlich zu den stärksten Alben der Schwedin.

Der Vorwurf der zu ausufernden Gemütlichkeit, den mancher Kollege anhand des Vorgängers noch attestierte, lässt sich hier deutlich schwerer halten. "All the way to Rio" wagt sich mehr hinaus, braucht weniger Struktur und Greifbarkeit und findet seine Balance zwischen Boden und Sphäre. Während ein vielleicht etwas zu entspannt dem Radiopop entgegenschlenderndes "Battered soul" noch auf den Vorgängern kaum aufgefallen wäre und "4 in the morning" seinem Titel entsprechend spärlich instrumentiert den nächtlichen Heimweg antritt, gibt es Songs, die mehr wollen. "Waving his hello" beispielsweise, mit seiner guten Portion Hall, der ganz dezenten Percussion und Ternheims schönstem Falsett-Gesang. "I rise with the wave / I fall with the leaves", singt sie, während die Musik drumherum das Auf und Ab mitträgt. "Maya" verzaubert mit einer fantastisch perlenden Gitarrenlinie und vor allem durch den energischen Refrain als Kontrapunkt zur gelassenen Strophe.

Endgültig vorbei mit der Behaglichkeit ist es bei "Holding on". Schon am Anfang rumort etwas unruhig im Song, plötzlich bricht die Percussion weg. "You can't keep up with your running heart", ruft Ternheim noch von weitem zu, bevor der Song an Lautstärke gewinnt, das Feedback einsetzt und sich in einem funkelnden Finale alle Synapsen überschlagen. Nicht minder toll ist das sechsminütige "Keep me in the dark", welches nach nebulösem Walzertanzen ebenfalls ein grandioses Instrumentalfinale findet. Dazwischen bleibt die Unentschlossenheit der Liebe: "If you have someone else in mind / Don't shut off the light / If you have someone else in mind / Keep me in the dark." Angriff oder Rückzug? Wenn das bedächtige, mit Orgel verfeinerte "Dreams of blue" zum Ausgang geleitet hat, ist am Ende völlig egal, ob "All the way to Rio" nun Studioalbum, Miniplatte oder Sonderlocke ist. Es ist vollwertig, ganz und gar.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Holding on
  • Maya
  • Keep me in the dark

Tracklist

  1. All the way to Rio
  2. Waving his hello
  3. 4 in the morning
  4. Holding on
  5. Maya
  6. Battered soul
  7. Keep me in the dark
  8. Dreams of blue

Gesamtspielzeit: 33:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mr Oh so

Postings: 2974

Registriert seit 13.06.2013

2021-02-23 20:02:18 Uhr
musie

Sehr düster, sehr schön. Ohne Battered Soul wärs sogar durchwegs grossartig.


Find ich nen schönen, eingängigen Popsong, der an der Stelle genau richtig ist, um alles etwas aufzulockern.
Braini
2018-04-11 22:10:01 Uhr
Kann boneless nur beipflichten, das war so ein schönes Konzert. Ich hoffe es dauert nicht wieder so lang bis sie wieder hier vorbeischaut. Der Sound hatte mir am Anfang einen Tick zu viel Hall, aber ist wohl so gewollt und passte am Ende auch gut. Martin Hederos war auch spitze, kann nur jedem empfehlen in ein Konzert von ihr zu gehen.

Takenot.tk

Postings: 2132

Registriert seit 13.06.2013

2018-04-10 13:54:54 Uhr
Ich sehe sie am Donnerstag in Stockholm, bin schon wahnsinnig gespannt... :-)

boneless

Postings: 5312

Registriert seit 13.05.2014

2018-04-09 21:37:42 Uhr
Hach...

Ich bin sonst überhaupt kein Freund von Konzerten, die nicht enden wollen, aber gestern hätte ich doch zu gern mal eine Ausnahme erlebt.
Wie schön kann ein Abend sein? Anna Ternheim hat eine Aura, die unbeschreiblich ist, irgendwo zwischen locker/luftig und zutiefst melancholisch liegt und einen als Zuhörer und -schauer wie ein sanfte Wolke umhüllt, bis man selig grinsend dasteht und ein bis zwei Tränen aus den Augenwinkeln wischt.
Obwohl ich anfangs ein wenig enttäuscht war, dass sie statt Band "nur" Martin Hederos (The Soundtrack of our Lives) für diverse Tasteninstrumente im Gepäck hatte, wich diese Stimmung schon bei den ersten Tönen von Off the Road einer introvertierten Begeisterung, die mal wieder schwer in Worte zu fassen ist. Was ist der Auslöser? Vllt. ist es diese natürliche, ehrliche Art, Geschichten zu erzählen und gute Stimmung zu verbreiten... sicher aber ihre Stimmfarbe, die einfach so rein, so tief und so klar ist, dass man sich hineinlegen, damit zudecken möchte. Die spärliche Instrumentierung sorgte letztlich dafür, dass ihr absolut großartiger Gesang noch mehr im Mittelpunkt stand und alles überstrahlte, auch dank eines wirklich perfekten Sounds. Am Klang in der Scheune war an diesem Abend nichts, aber auch gar nichts aussetzen, da hörte man jedes noch so kleine Detail. 100 Minuten pures Glück also, inklusive 4 Zugaben. Da konnte man durchaus meckern, denn irgendwie wars schon recht kurz, zumal Songs wie Bow Your Head, Shoreline, To Be Gone, Girl Laying Down oder Hours fehlten. Denn wie ich oben schon schrieb: Ternheim könnte ich stundenlang zuhören. Es bleiben diese kleinen, großen Momente wie die Gänsehaut bei Let it Rain oder das schlicht umwerfende Maya.
Hoffentlich bald wieder live in unseren Gefilden.

MasterOfDisaster69

Postings: 941

Registriert seit 19.05.2014

2017-11-29 14:12:47 Uhr
not bad at all !
https://www.youtube.com/watch?v=2rjv3GAcsQE
Zum kompletten Thread

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