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A. Savage - Thawing dawn

A. Savage- Thawing dawn

Dull / Cargo
VÖ: 03.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die andere Seite

Uff. "What guns and forced relocation can't do / Alcohol and isolation will." Willkommen am Abgrund! Hier geht es nur in eine Richtung: ganz tief runter. Wer hier ins Schwarze trifft, trifft das letzte Mal. Andrew Savage, seines Zeichens einer der zwei Sänger der New Yorker Schrammelrocker von Parquet Courts, mag auf seinem Solodebüt "Thawing dawn" zwar ruhigere Töne anschlagen als man bisher von ihm gewohnt war, und sich noch dazu im Titel des Albums für die Dämmerung aufwärmen – tatsächlich wird es hier stellenweise ob der vorherrschenden Melancholie aber nur noch düsterer.

Nein, mit dem sonst so ausgelassenen, wenngleich nicht immer unbedingt fröhlichen Indie-Rock seiner Hauptband hat Savage solo nicht viel gemein. Irgendwo zwischen Folk, Americana und Blues bewegt sich "Thawing dawn". Musikalisch ist das eine kleine Abwechslung, textlich mindestens bemerkenswert: Im eingangs bereits zitierten Opener "Buffalo calf road" besingt der 31-Jährige mit erfolgreicher Unterstützung einer einschneidenden Pedal-Steel-Gitarre das Leben der Indianer, die in ihrem eigenen Land mies abgezockt wurden und nun am Rande der Gesellschaft leben müssen. Derweil wälzt sich "Wild, wild, wild horses" ganz und gar nicht wild galoppierend in seiner eigenen Sehnsucht, der Einsamkeit, seinem Herzschmerz.

Es ist sicher nicht nur der Instrumentierung und Nähe zum Country-Genre geschuldet, dass auf "Thawing dawn" stets eine gewisse Romantik mitschwingt. Nur zu gut kann man sich Savage vorstellen, wie er in verdrecktem Jeans-Outfit und schweren Boots auf einer Farm steht und zum schwelgerischen "Ladies from Houston" seine eigene Vergangenheit ein weiteres Mal reflektiert – immer wohlwissend, dass er sie nicht mehr ändern kann. Und während "Phantom limbo" sanft swingend noch auf ein letztes kühles Blondes im Saloon vorbeischaut, versucht sich "What do I do" zu erinnern, wie ausgelassen man einst noch gemeinsam zu Parquet Courts' "Light up gold" getanzt hat. Manche Erinnerungen können unangenehm werden: Ab der Hälfte dreht das Stück vollkommen durch, dröhnt, zetert und kratzt sich zurück in die Gegenwart – und verkriecht sich anschließend langsam wieder.

Da erscheint es sogar nur allzu sinnvoll, dass Savage "Thawing dawn" zunächst über seine Bandcamp-Seite veröffentlicht hat und es kurz darauf nur auf Vinyl und digital auf die Welt losließ, bisher aber nicht auf CD. Es passt nicht zu dieser ganz anderen Seite des Sängers, die seiner Hörerschaft bisher verborgen blieb: Wie er sich etwa nur von einer gespenstischen Orgel begleitet in "Untitled" frustriert gegen die Isolation innerhalb einer unglücklichen Liebe auflehnt. Wie er trotzdem wieder aufsteht, sich den Dreck abklopft, die Schürfwunden kurz abreibt und zurück auf den Gaul steigt, der ihn eben noch abgeworfen hat. Weiter geht's. Merkwürdig: Parquet Courts sind eine der wohl besten Bands, die die 2010er-Jahre hervorgebracht haben. Und trotzdem scheint es, als hätte das Quartett seine größte Überraschung bis zuletzt geheim halten können.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Buffalo calf road
  • Wild, wild, wild horses
  • Phantom limbo

Tracklist

  1. Buffalo calf road
  2. Eyeballs
  3. Wild, wild, wild horses
  4. Indian style
  5. What do I do
  6. Phantom limbo
  7. Winter in the South
  8. Ladies from Houston
  9. Untitled
  10. Thawing dawn

Gesamtspielzeit: 45:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mitschi

Postings: 452

Registriert seit 29.09.2022

2023-07-16 15:16:06 Uhr
Toller typ...gefällt....seine alten bands sind mindestens gleich cool

humbert humbert

Postings: 2482

Registriert seit 13.06.2013

2023-07-13 15:53:34 Uhr
Es kommt vielleicht ein neues Album. Jedenfalls gibt es ein neues Lied von ihm auf Spotify.

humbert humbert

Postings: 2482

Registriert seit 13.06.2013

2021-05-09 22:37:45 Uhr
Mal wieder gehört und finde es um keinen Deut schlechter als die Parquet Courts-Alben.

saihttam

Postings: 2624

Registriert seit 15.06.2013

2017-12-02 14:35:44 Uhr
Gefällt! Ich mag einfach seinen erzählerischen Gesangsstil. Passt wunderbar zu den im Vergleich zu Parquet Courts ruhigeren Kompositionen des Albums.
realpaul
2017-11-24 15:36:59 Uhr
Wirklich schön.
Hätt mich schon fast gewundert, wenn aus dieser Ecke (PC) ein Jahr lang nix kommt.
Aber, kann es sein, dass das Vinyl (laut Label) schon ausverkauft ist?
JPC bietet's zwar an (gesalzen) aber mit Wartezeit ... schlechtes Zeichen.
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