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Dialects - Because your path is unlike any other

Dialects- Because your path is unlike any other

Through Love / Indigo
VÖ: 24.11.2017

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Sie haben Ihr Ziel erreicht

Glasgow ist ja die Brutstätte so mancher einflussreicher Bands der letzten Dekaden – das fängt vielleicht bei Mogwai an, hört aber bei Franz Ferdinand oder Chvrches weiß Gott nicht auf. Am Nabel eben jener schottischen Musikmetropole nährten sich so auch die vier Jungs von Dialects und stellen auf ihrem facettenreichen Debüt jede Menge Frühreife zur Schau. Was erst einmal vielversprechend klingt, benötigte bis zum Endprodukt allerdings eine ungewöhnliche Anlaufzeit. 2013 gegründet dauerte es fast zwei Jahre bis zum Release der ersten EP "LTKLTL", auf der bereits einige Soundschemata des jetzigen Longplayers zu finden sind. Zustande gekommen ist ein Zusammenschluss der vier Instrumentalisten dabei eher durch Zufälle und auf das hartnäckige Pochen des Gitarristen und Kopfes der Band Conor Anderson hin, der zunächst nur nach Hilfe zur Vertonung seiner eigenen Ideen suchte. Der Einstieg in die Instrumental-, Math- und Post-Rock Szene war dabei für alle Beteiligten persönliches Reboot und Abenteuerreise zugleich – und "Because your path is unlike any other" somit ein Stadtkind auf luftigen Abwegen.

Schon dem musikalischen Vorgänger, dessen Akronym sich ganz unkryptisch zu "Let the kids light these lanterns" entziffern lässt, lag eine spätestens in den Musikvideos erkennbare SciFi-Erzählstruktur zugrunde, wie Anderson im Interview mit The Independent ganz nonchalant zugibt. Tatsächlich kann man sich manche der Stücke des Debüts verdammt gut unter den weniger dezenten Szenen eines Christopher Nolan Filmes vorstellen. So spannt z.B. "When you die, you're truly alone" – der vielleicht kohärenteste und beste Song der Platte – über fünf Minuten einen ungemein vielsehnigen Bogen, dessen musikalischer Bombast schließlich sternschnuppenartig im Crescendo auf den Hörer herabregnet. Der Opener "Superluminal" hingegen wartet erst gar nicht ab und tritt ohne Vorwarnung mit Powerchords in allerbester Biffy-Clyro-Manier die Tür der Raumkapsel ein. Eben jene musikalische Unnahbar- und Vielseitigkeit entpuppt sich als das ganz große Faustpfand von Dialects und lässt sie musikalisch selbst dort – irgendwo zwischen der Experimentierfreude von Battles, dem Punch von And So I Watch You From Afar und der Epik von Explosions In The Sky – gar nicht mal so alt aussehen. Diese vier Laternenkinder sind seit 2015 merklich gereift und müssen sich bei der erfolgreichen Wegfindung letztendlich nur atmosphärische Störungen im ersten Drittel ihrer Reise ankreiden lassen. Umso schöner daher aber die Erleuchtung mit fortwährender Spielzeit.

Wieder zurück am Ursprung erzählt Conor Anderson während der 2016 aufgezeichneten Audiotree Live-Session auf eine Frage zu seiner Jugend, dass er diese teilweise zum Segeln und Wandern in den Highlands verbrachte. Wie eben jener hüglige Pfad durch das Hochland winden sich die zehn Tracks der Erstlingsplatte dann nämlich auch musikalisch durch mal melodisches Seengebirge, mal zurückgenommenes Flachlandgrün und bleiben dabei stets unberechenbar und launisch wie das schottische Wetter. So gipfelt die 47-minütige Reise buchstäblich im fulminanten Closer "Mountainous", der sich nach dem eher vertrackten Titeltrack entschließt samt subtiler Metalanleihen nochmal so richtig ins Moosbett zu stampfen – bleibender Fußabdruck inklusive. "Vergesst uns bloß nicht" scheinen die vier Silhouetten am vorläufigen Ende des Weges hier zu rufen, wohl wissend, dass das Statement eines solchen Debüts nur ein baldiges Wiedersehen voraussagen kann. Und deutet man die einzige gesungene Textzeile des gesamten Albums – das kreisende "we have to go" aus "Light echo" – mal eben als Aufruf zur musikalischen Selbstfindung, bleibt abschließend nur anzuerkennen: Gut navigiert, Jungs.

(Robin Hartmann)

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Highlights

  • Superluminal
  • When you die, you're truly alone
  • I'm not a comedian
  • Mountainous

Tracklist

  1. Superluminal
  2. Light echo
  3. Lorentzian
  4. Illusory
  5. When you die, you're truly alone
  6. I'm not a comedian
  7. Escape velocity
  8. It's not a ghost ... it's gravity
  9. Because your path is unlike any other
  10. Mountainous

Gesamtspielzeit: 46:07 min.

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User Beitrag

nörtz

User und News-Scout

Postings: 13874

Registriert seit 13.06.2013

2017-11-30 20:31:56 Uhr
Da spielen sie vier Songs live:

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31724

Registriert seit 07.06.2013

2017-11-30 15:51:39 Uhr
Doch, wollte reinhören. Aber das Album war noch nicht bei Spotify. Jetzt aber schon...

nörtz

User und News-Scout

Postings: 13874

Registriert seit 13.06.2013

2017-11-28 23:07:42 Uhr
Mal wieder Math Rock, der mich überzeugen kann. Scheint hier keinen zu interessieren?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26281

Registriert seit 08.01.2012

2017-11-23 21:18:48 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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