The Corrs - Jupiter calling

Warner
VÖ: 10.11.2017
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zart besaitet
Hatten sie einfach Bock drauf? Oder spürten sie letztlich auch selbst das Ende der Sackgasse? So richtig schlau schaut man nicht aus der Wäsche, wenn "Jupiter calling", das siebte Album von The Corrs, im Player rotiert. Nicht, weil es mit unbändiger Energie umhaut, nein, im Gegenteil. Nachdem "White light" in vielerlei Hinsicht eine Bankrotterklärung der Seichtigkeit und Belanglosigkeit war, ist der Nachfolger so ziemlich das genaue Gegenteil. Vorstellungen über Pop-Anbiederung, Radio-Futter oder allem, was auch immer sonst in der Erwartungs-Pipeline liegt, setzen die vier Geschwister ein erdiges, im irischen Folk verwurzeltes Album entgegen. Produziert hat niemand Geringeres als Legende T-Bone Burnett. Das spürt man in jeder Sekunde des organischen Sounds, dem man den weitestgehenden Verzicht auf Studio-Nachbearbeitung anhört. Seit ihrem Debüt "Forgiven, not forgotten" aus dem Jahr 1996 klangen sie nicht so ursprünglich – wenn überhaupt. Und ohne den ganzen Effektfirlefanz erkennt man, dass die Corr-Bande ja doch gute Songs schreiben kann. Sehr gute sogar, wenn man näher hinhört.
Der Opener "Son of Solomon" schleicht sich ins Ohr, anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen und verzückt mit einer schönen Refrainmelodie. "Where you will go I'll follow you" singt Andrea Corr und man freut sich gar darüber. "Road to Eden" frönt zwar dem Kitsch, aber die Streicher-Elegie ist zu schön, um es dafür zu verdammen. Auch verzeiht man "Bulletproof love" die banalen Zeilen "You can rule the world / If you let love win", angesichts des hübsches Ukulele-Intros und der schmissigen, dynamischen Steigerung. Noch besser wird es am Ende der Platte. Wer hätte gedacht, bei The Corrs auf ein achtminütiges, in leichter Psychedelia wilderndes Klavierstück mit angenehm treibender Percussion zu stoßen? Der Abschluss "The sun and the moon" macht es möglich. Für "Season of our love" muss man sogar das Wort "fantastisch" in den Mund nehmen, so sehr verzaubert das Ineinanderfließen der Elemente, das Brummen des Basses, die majestätische Klangwelt. Selbst die mystisch angehauchten Lyrics spielen diesmal mit: "See the clouds rolling in / Your hand is reaching out / But I'm left drifting in the wind."
"Jupiter calling" schafft dabei den angenehmen Spagat, die Songs nie auf Teufel komm raus Richtung Eingängigkeit zu treiben und gleichzeitig die irischen Folkklänge dezent genug einzusetzen, damit sie nicht nerven. Es gibt schlichtweg keinen Ausfall, hört man über die ein oder andere Binsenweisheit oder ungelenke Textzeile hinweg. "Hit my ground running" oder "A love divine" wären früher gnadenlos auf Linie getrimmt worden, hier behalten sie ihren Charme. Das wendige "Butter flutter" kann sich den Orden als größter Hit unter vielen, die eigentlich gar keiner sein wollen, ans Revers heften. "No go baby" rückt als intimer Gegensatz so nah an die Instrumente heran, man hört deutlich die Klavierpedale hinter der hübschen kleinen Ballade klacken. The Corrs haben damit nicht nur eine der erfreulichen Überraschungen des Jahres geschaffen, sondern stecken mit ihrer Besinnung auf die Wurzeln ihre gesamte restliche Diskografie mit links in die Tasche. Wer beim Namen der Band nicht mehr an totgespielte Radio-Dauerbelagerer wie "So young" oder "Breathless" denken will, für den ist "Jupiter calling" die Medizin. Manchmal kitschig, manchmal besinnlich, immer einnehmend. Respekt.
Highlights
- Son of Solomon
- Butter flutter
- Season of our love
- The sun and the moon
Tracklist
- Son of Solomon
- Chasing shadows
- Bulletproof love
- Road to Eden
- Butter flutter
- SOS
- Dear life
- No go baby
- Hit my ground running
- Live before I die
- Season of our love
- A love divine
- The sun and the moon
Gesamtspielzeit: 55:23 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
Müster Spock |
2017-11-18 13:44:10 Uhr
die dunkelhaarige |
einer von jenen |
2017-11-18 10:18:28 Uhr
was ein kitsch |
mutig |
2017-11-17 02:45:26 Uhr
Und die Frauen waren schon mal gar nicht Schuld an der Wertung. ^^ich lese da ein indirektes outing. hut ab, gratuliere! |
Felix H Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 10334 Registriert seit 26.02.2016 |
2017-11-16 20:39:20 Uhr
@Michael & MB:Danke sehr. :-) Hm, klingt vielleicht euphorischer, weil eine 7/10 für The Corrs für mich vorher nicht zu erwarten war und die Überraschung umso größer ist. Für mehr hätte es dann doch einen Schwung bessere Texte und ein paar mehr ganz große Songs gebraucht. @musie: Es muss ja nicht gefallen, ich finde, es ist ganz wunderbarer Folkpop. Kenne die aktuelle Angus & Julia Stone aber (noch) nicht, die neue Haim schlägt sie um Längen (ist aber nicht richtig gut vergleichbar). Und die Frauen waren schon mal gar nicht Schuld an der Wertung. ^^ Die 3/10 für den Vorgänger würde ich auch in etwa mittragen - mit dem hat "Jupiter Calling" aber gar nix mehr am Hut. |
Scholz |
2017-11-16 19:57:29 Uhr
... und schöne Frauen! |
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Referenzen
Andrea Corr; Sharon Corr; M2M; Lene Marlin; Jewel; Alanis Morissette; Haim; Shania Twain; Vanessa Carlton; Mazzy Star; Hope Sandoval & The Warm Inventions; Marta Collica; Melanie C; Katie Melua; Amy Macdonald; Boyzone; LeAnn Rimes; Ronan Keating; All Saints; Emma Bunton; Westlife; Atomic Kitten; Sheryl Crow; Roxette; Sarah McLachlan; The Cranberries; Dido; Mandy Moore; Texas; The Kelly Family; Savage Garden; Clannad; Céline Dion; Anastacia; KT Tunstall; Enya; Natasha Bedingfield; Sugababes; Faith Hill; Altan; Solas; Nelly Furtado; Wet Wet Wet; Ace Of Base; Leona Lewis; Simply Red; The Dubliners
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